Die Verbannung
Schultern. »Es erfordert wirklich einen starken Glauben, so inbrünstig auf ein Wunder zu hoffen.« Er schlug Dylan auf die Schulter.
Die Hochzeitsvorbereitungen schritten schnell voran, da der gesamte Clan eifrig mithalf. Vater Buchanan traf ein, und die Zeremonie wurde für die Mittagsstunde festgesetzt. Dylan, der Cait seit dem vorangegangenen Abend nicht mehr gesehen hatte, zog sein besticktes Hemd an und ließ sich von seinen sechs Männern sowie Robin Innis und Marc Hewitt zur Kirche geleiten. Es war ein schöner Tag, und die Männer befanden sich in Hochstimmung. Sie scherzten miteinander und lachten laut, während sie durch das Tal zu der Kirche schritten. Auch Dylan ließ sich von der allgemeinen guten Laune anstecken, er warf den Kopf in den Nacken und stieß einen durchdringenden Rebellenschrei aus.
Seine acht Begleiter blieben wie angewurzelt stehen und starrten ihn erschrocken an. Dylan grinste. »Ich vermute, ihr habt noch nie einen richtigen Rebellenschrei gehört.«
Robin schüttelte den Kopf. »Ich habe auch noch nie einen Dämon kreischen hören, aber ich denke, das muss so ähnlich klingen.«
Dylan hob die Schultern. »Wir haben diesen Schrei von den Indianern in Amerika gelernt.« Er setzte seinen Weg fort, und die Männer folgten ihm. »Es ist ein Kriegsruf, er soll den Feinden Angst einjagen. Als später die Konföde... als Truppen aus dem Teil Amerikas, aus dem ich stamme, in den Krieg zogen, übernahmen sie diesen Schrei. Die Yankees haben sich vor Angst in die Hosen gepisst!«
Seumas warf gleichfalls den Kopf in den Nacken und versuchte, Dylans Schrei zu imitieren, brachte aber nur eine Art heiseres Krächzen zu Stande.
Dylan schüttelte den Kopf. »Nein, so geht das nicht. Wenn du so weitermachst, bringst du die ganze nächste Woche kein Wort mehr heraus. Versuch erst einmal, einen Ton im Falsett zu singen.« Als die Männer ihn verständnislos ansahen, erklärte er: »Sing wie eine Frau.«
Alle acht runzelten die Stirn, nur Keith wagte den Versuch und ließ einen glasklaren hohen Ton hören. Dylan nickte. »Gut, Und jetzt das Ganze noch einmal, aber lauter.« Keith gehorchte. Diesmal klang er, als stünde er kurz vor dem Erstickungstod. »Nein, der Ton muss aus dem Bauch kommen«, korrigierte ihn Dylan. »Probier's noch mal.« Er klopfte sich mit beiden Händen auf den Bauch.
Keith warf den Kopf zurück und stieß einen annehmbaren Schlachtruf aus.
»Ausgezeichnet. Der Schrei muss nur länger dauern.« Dylan machte ihm vor, was er meinte, indem er seine gesamte Lungenkapazität ausschöpfte und einen markerschütternden, nicht enden wollenden Rebellenschrei aus der Kehle presste.
Jetzt versuchten auch die anderen Männer ihr Glück. Sie machten rasch Fortschritte, und schon bald entstand der Eindruck, als nähere sich eine Horde Indianer auf dem Kriegspfad der Kirche. Zwischendurch brachen sie immer wieder in schallendes Gelächter aus.
Doch als sie die Anhöhe vor dem Kirchhof emporstiegen, verstummten sie plötzlich. Auf dem Weg, der aus dem Tal herausführte, hatte sich eine Abordnung berittener Dragoner postiert. Die Hochzeitsgäste starrten sie mit verkniffenen Gesichtern an, während Dylan sich fragte, wieso ausgerechnet diese bevorstehende Feier das Interesse der Rotröcke geweckt hatte. Zum Glück waren die Clansleute fast alle bewaffnet, auch wenn Keith seine Pistolen in der Burg zurückgelassen hatte. Doch diejenigen, die Schwerter besaßen, trugen diese bei sich, und Brigid steckte in der Scheide unter Dylans Gamasche. Wenn die Soldaten beabsichtigten, ihnen gerade am heutigen Tag Ärger zu machen, würde es einen kleinen Aufstand geben, und er, Dylan, würde ihn mit Freuden anführen Seumas, der die Soldaten mit ihren über die Schulter geworfenen Musketen finster musterte, brummte leise: »Sie wollen es die verdammten Rebellen nicht einen Augenblick lang vergessen lassen, wer auf dem Thron sitzt, nicht wahr? Der Himmel möge verhüten, dass irgendein Fest ohne die Einmischung der englischen Armee stattfindet!«
Allgemeine murmelnde Zustimmung erklang.
Die Dragoner rührten sich nicht von der Stelle. Sie unternahmen nichts, ließen die Schotten aber auch nicht eine Sekunde lang aus den Augen. Diese wurden des Spielchens schließlich überdrüssig und wandten sich wieder der Aufgabe zu, einen der ihren unter die Haube zu bringen.
Dylan schritt auf die Kirche zu, doch vor der Tür zum Vestibül fühlte er sich plötzlich von einer unsichtbaren Hand am Kragen gepackt
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