Die Verbannung
selber Whisky herzustellen, falls er ein solches Gerät zu einem annehmbaren Preis auftreiben konnte. Wenn die Haferernte zufriedenstellend ausfiel, konnte er die Gerste zu anderen Zwecken verwenden. Also verließ Seumas mit der Herde und fast dem gesamten Bargeldbestand von Ciorram das Tal - mit Ausnahme von Dylans Wechsel.
Eines Sonntagabends saß Dylan in der großen Halle der Burg mit Robin Innis beim Schachspiel und grübelte über seinen nächsten Zug nach. Dabei erwähnte er dem Freund gegenüber seine Absicht, neue Schafe zu kaufen. Robin schüttelte abwehrend den Kopf. »Diese Schafe aus dem Süden können die harten Winter hier nicht überleben.«
Dylan gab, die Augen angestrengt auf das Schachbrett gerichtet, einen unwilligen Grunzlaut von sich. »Ich wüsste nicht, warum - so, wie die Schafe hier verhätschelt werden.« Er zog seinen Springer vor, um Robins Königin zu bedrohen, und blickte endlich auf.
»Verhätschelt? Wie meinst du das?«
»Nun, ich musste im Lauf der letzten Jahre oft genug draußen auf der Heide im Schnee schlafen statt in einem Stall. Und wie du siehst, lebe ich noch.«
»Ein Mensch ist doch kein Schaf.« Robin machte seinen nächsten Zug; ziemlich hastig, wie Dylan registrierte.
»Eben. Einem Schaf hat der liebe Gott ein dickes Wollfell gegeben, das sogar noch dichter wäre, wenn man das Tier draußen in der Kälte lassen würde. Ein Mensch ist sozusagen auf fremde Wolle angewiesen, wenn er nicht nackt herumlaufen will.« Er sah seinen Endzug schon vor sich, wartete aber ruhig ab, während Robin sich weiter über die Frage der Schafhaltung ereiferte. Als sein Springer zu wackeln begann und sich dann ein Stück über das Brett bewegte, packte er blitzschnell zu und hielt ihn fest, bis Sinann aufgab. Dann zog er die Hand vorsichtig zurück und musterte das Brett wieder nachdenklich.
Beiläufig und ohne sich seinen Ärger über die Streiche der unsichtbaren Fee anmerken zu lassen, fuhr er fort: »Ich habe vor, die Cheviots mit meinen eigenen Schafen zu kreuzen und sie außerdem den Winter über im Freien zu lassen. Ich glaube, so bekomme ich in den nächsten Jahren größere Tiere, die mehr Wolle geben. Und ich wage zu behaupten, dass es in meinem Haus wesentlich angenehmer riechen wird.«
Robin verdrehte die Augen. »Deine Schafe werden samt und sonders eingehen.«
Dylan ging nicht auf die Bemerkung ein. »Ach ja, und dieses Teerzeug ... das kommt meinen Schafen auch nicht auf die Wolle. Es nutzt nichts, sondern verursacht nur eine Riesenschweinerei.« Er machte den Zug, der seinen Gegner matt setzen sollte.
Robins Gesicht rötete sich. Er griff Dylans Königin an, ohne die Gefahr für seinen eigenen König zu bemerken. »Du machst einen Fehler, denke ich. Du wirst alle deine Schafe verlieren, und den Erlös für deine Rinder hast du dann auch noch eingebüßt.«
Dylan machte seinen letzten Zug. »O nein. Schachmatt.«
Robin starrte auf das Schachbrett und fluchte leise.
Als Dylan sich müßig in der Halle umblickte, entdeckte er Cait inmitten einer Schar Frauen, die am Feuer saßen. Einige spannen Garn; ihre Finger bewegten sich wie von selbst, während sie halblaut miteinander schwatzten. Ein paar Kinder spielten unter den Tischen. Dylan erkannte auch die Stimme seines eigenen Sohnes. Er beugte sich vor und sah, dass sich Ciaran an einer Bank festhielt, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren; jedes Mal, wenn eines der älteren Kinder an ihm vorbeirannte, quiekte er vor Wonne.
Artair, der sich über einen der Nachbartische lümmelte, bemerkte: »Der junge Ramsay wächst wie Unkraut, nicht wahr?«
Dylan spürte, wie ihm das Blut ins Gesicht stieg. Er richtete sich auf und begann, die Figuren neu aufzustellen. »Noch ein Spielchen, Robin?«
Ehe Robin antworten konnte, fuhr Artair fort: »Aye, Caits erster Mann hat ihr einen prächtigen Sohn geschenkt. Du solltest beten, dass sich deine eigenen Bälger auch so gut entwickeln.« Dylan sagte nichts darauf. Er hoffte, der kleine Mistkerl würde es dabei belassen, wurde aber enttäuscht. »Aber das bezweifle ich. Connor Ramsay war nämlich weder ein Verräter noch ein Dieb. Er hätte nie das Land für sich beansprucht, das rechtmäßig der Familie des früheren Besitzers gehört, und er hätte auch nie seine Ehre aufs Spiel gesetzt, um eine Frau für sich zu gewinnen, die mit einem anderen Mann verheiratet war, und wenn sie noch so hübsch und einflussreich gewesen wäre.«
Dylan bemühte sich, Artairs Sticheleien zu
Weitere Kostenlose Bücher