Die Verbannung
Darm entleeren würde, und hatte behauptet, eines Tages könnten seine Augen braun werden, doch Dylan hatte lieber die Hänseleien hingenommen, als seine Hemmungen in diesem Punkt zu überwinden.
In der Burg gab es Abtritte, aber in einem Torfhaus reichte der Platz für derartige Einrichtungen nicht aus. Eine Zeit lang hatte Dylan erwogen, ein kleines Plumpsklo draußen vor dem Haus zu errichten, aber dann hatte er eingesehen, dass die Menschen hier nicht ohne Grund lieber Nachttöpfe benutzten, anstatt bei Kälte und Regen ins Freie zu laufen. Da aber jede Art von Unrat auf den Komposthaufen in der Nähe des Hauses wanderte, um später als Dünger zu dienen, war die Angelegenheit sowieso nicht mit einem Loch im Boden abzutun. Dylan hätte natürlich einen Bretterverschlag über einem Eimer bauen können, aber es erschien ihm überflüssige Mühe, den Eimer zum Komposthaufen zu schleppen, zumal es eine viel einfachere Lösung gab.
Mithilfe von einem von Caits Laken trennte er die hinterste Ecke des Wohnbereiches neben der Wand zum Kuhstall ab, stellte den Topf auf einen Schemel und platzierte ihn hinter diesem Vorhang. Cait schimpfte zwar über den Verlust eines guten Leinenlakens, schien aber nicht ernsthaft verärgert zu sein. Es dauerte auch nicht lange, bis sie schließlich selbst den Vorhang zuzog, wenn sie den Topf benutzte.
Während das Frühstück über dem Feuer brodelte und Cait sich um Ciaran kümmerte, ging Dylan nach draußen in den Hof, um sein morgendliches Trainingsprogramm zu absolvieren. Zum Glück gab es hier weit und breit niemanden, der ihn dabei neugierig beobachten und spöttische Bemerkungen machen konnte.
Da er sein Schwert eingebüßt und es bislang noch nicht ersetzt hatte, war er eine Weile auf Brigid oder einen langen Stock angewiesen, der ihm als Spieß diente. Im Juni hatte er sich dann dazu aufgerafft, sich aus dem Holz einer Eibe, die Sinann zufolge für ein langes Leben stand, einen richtigen Spieß zu schnitzen. Er wog ungefähr so viel wie die maschinell hergestellten, die er daheim in seinem Studio benutzt hatte. Am dicken Ende hatte er einen Bärenkopf herausgeschnitzt, das Wahrzeichen des Clans Matheson, das Mut und Stärke symbolisieren sollte.
Jeden Morgen vollführte er, das Gesicht der aufgehenden Sonne zugewandt, seine Übungen. Die Morgenluft war frisch und kühl, ein feiner Nebelschleier zog über die Felder und legte sich über die Hügel. Der Duft des nassen Grases und der Kiefern- und Eichenwälder mischte sich mit dem würzigen Geruch des Torfes, den er in seinem Herd verbrannte, dazu kam die beißende Note des Komposthaufens am Rande der Äcker. Dem neuen Kilt, den er trug, entströmte ein moschusartiger Geruch. Cait hatte ihn aus der Wolle seiner eigenen Schafe für ihn gewebt. Sein alter, zerschlissener Kilt lag jetzt auf Ciarans Bett.
Cait hatte die Wolle in den Farben des Kilts gefärbt, den er getragen hatte, als sie einander begegnet waren; des feileadh mör, den er aus der Zukunft mitgebracht hatte. Da das Muster des Matheson-Clans wie alle anderen Tartans erst im nächsten Jahrhundert zu seiner endgültigen Form finden würde, fragte sich Dylan manchmal, ob er wohl einen gewissen Einfluss darauf ausüben konnte. All seine bisherigen Kilts waren rostrot oder grün gewesen, doch dieser wies ein feines Muster aus schwarzen, grünen und blauen Fäden auf rotem Grund auf und sah genauso aus wie die Kilts, die die Mathesons in den kommenden Jahrhunderten tragen würden.
Wochenlang trainierte er hart, um wieder in Form zu kommen und die Folgen der zahlreichen Verletzungen, die er erlitten hatte, zu überwinden. Manchmal kehrte er, nachdem er bis hart an seine Grenzen gegangen war, so blass und erschöpft nach Hause zurück, dass Cait ihn beim Frühstück fragte, ob es ihm nicht gut ginge. Er pflegte ihr dann zu versichern, alles sei in bester Ordnung, nur um am nächsten Morgen seine Übungen noch verbissener in Angriff zu nehmen. Aber nach und nach spürte er, wie die Schmerzen nachließen und er wieder zu seiner alten Form zurückfand.
Nach seinem Trainingsprogramm wusch er sich und verzehrte hastig sein Frühstück, denn es gab Arbeit genug, selbst wenn es auf seinen Feldern jetzt nichts zu tun gab. Torfsoden mussten in dem nahe gelegenen Moor gestochen und zum Trocknen ausgelegt werden, damit man sie später als Brennmaterial verwenden konnte. Die Rinder, Pferde, Schafe und die Ziege wollten versorgt werden. Einige Kälber wurden in diesem Sommer
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