Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Verbannung

Titel: Die Verbannung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julianne Lee
Vom Netzwerk:
Nervensäge am liebsten mit der Faust gedroht. Stattdessen wandte er sich an Ramsay. »Ich schicke jemanden zu meinen Männern. In ein, zwei Wochen dürften sie hier sein. Wie viel Lohn soll ich ihnen in Aussicht stellen?«
    Ein Lächeln spielte um Ramsays Lippen, und er erwiderte gedehnt: »O, ich denke, ich kann es mir leisten, der jakobitischen Armee drei Männer abspenstig zu machen.«
    »Möglich. Aber könnt Ihr es Euch auch leisten, sie von Rob Roy wegzulocken?«
    Ramsays Lächeln erstarb, kehrte aber gleich darauf zurück. »Nun gut, sagen wir sechs Pence für jeden Mann, den Ihr mir bringt. Und einen Shilling drei Pence pro Tag für Euch selbst.«
    Sinann stieß einen anerkennenden Pfiff aus. »Och, das ist ein guter Lohn, den er dir da anbietet. Ein ganzer Shilling mehr, als du bei der Armee verdient hast!«
    Dylan widersprach nicht. Ramsay bot ihm beinahe doppelt so viel Geld, wie Iain Mór ihm gezahlt hatte, und sogar davon hatte er im Laufe der Zeit fünf Guineen zurücklegen können, die noch in Ciorram auf ihn warteten. Trotzdem sagte er: »Sieben Pence pro Tag und Mann.« Sechs Pence wären ein durchaus angemessener Lohn gewesen, genauso viel, wie Rob Roy seinen Leuten für die Viehdiebstähle gezahlt hatte, aber er musste den Männern einen Anreiz bieten, die Highlands zu verlassen, und er wusste, dass er Ramsay noch höher treiben konnte.
    Damit behielt er Recht. Nach kurzer Überlegung nickte Ramsay. »Abgemacht.« Dann lächelte er wieder. »Da sind wir ja schon.« Er trat durch eine schmale Tür in einen niedrigen Raum und nahm seinen Hut ab. Dylan folgte ihm.
    Das Kaffeehaus war klein und dämmrig; es roch nach starkem Kaffee, Rauch und fettigem Essen. An mehreren Holztischen drängten sich Gruppen von Männern, die in eine angeregte Unterhaltung verstrickt waren. Einige flüsterten nur miteinander, andere sprachen in lautem, prahlerischem Tonfall. Dylan gellte das Stimmengewirr in den Ohren, obgleich der Raum eine hohe Decke hatte und die großen Fenster einen Spalt offen standen. Die Wände waren schwarz von Fett und Ruß. Dylan folgte Ramsay zu einem Platz in der Nähe des riesigen steinernen Herdes am anderen Ende des Schankraumes. Ein großer Eisentopf, von dem ein würziger Duft aufstieg, hing über dem Feuer. Dylan spürte, wie ihm das Wasser im Mund zusammenlief, und er schluckte heftig.
    An einer Seite des Raumes verlief ein breiter Holztresen, hinter dem sich ein Mann mit einer speckigen Schürze zu schaffen machte. Er eilte geschäftig hin und her, stellte Getränke und Speisen auf die Theke, nahm Münzen entgegen, gab aus einem hölzernen Kästchen Wechselgeld heraus und nutzte jeden freien Augenblick, um die Theke abzuwischen. Die Gäste mussten sich ihre Getränke selbst holen, die Mahlzeiten wurden von einem Schankjungen serviert, der zwischen den Tischen umherhuschte, abräumte und die Geldstücke einsammelte, die die Gäste auf den Tischen zurückließen.
    Ramsay trat auf einen Mann zu, der bereits am Tisch saß, seinen federgeschmückten Hut neben sich gelegt hatte und einen irdenen Krug in den Händen hielt. Als er Ramsay sah, erhob er sich und verbeugte sich flüchtig. Die beiden Männer tauschten kurze Grußfloskeln aus, dann nahmen sie am Tisch Platz. Ramsay warf Dylan eine Münze zu, die dieser geschickt auffing, und befahl ihm: »Holt mir Kaffee!«
    Dylan nickte, obwohl er innerlich vor Wut schäumte, und trat an die Theke, um das Gewünschte zu bestellen.
    Sinann, die hinter ihm herflatterte, kicherte spöttisch. »Dein Stolz ist hier vollkommen fehl am Platze. Du hast darauf bestanden, dass er dich in seine Dienste nimmt. Und er bezahlt dich gut, viel besser als Caits Vater damals. Also verhalte dich dementsprechend.« Dem hatte Dylan nichts entgegenzusetzen. Schließlich hatte er Ramsay praktisch gezwungen, ihn einzustellen, also durfte er sich über dessen Benehmen nicht beklagen. Außerdem durfte er es sich mit dem Mann nicht verderben, wenn er Cait aus seinen Fängen retten wollte.
    Er brachte Ramsay seinen Kaffee und wollte ihm die eineinhalb Farthing Wechselgeld zurückgeben, doch Ramsay winkte ungeduldig ab. Dylan war es recht so, er schob die Geldstücke in seinen sporran, um sie später für einen Humpen Ale auszugeben.
    Ramsay bedeutete ihm, auf einem Stuhl an der Wand Platz zu nehmen. Dylan gehorchte, lehnte sich mit dem Rücken gegen die Mauer, zückte Brigid und begann, sich die Fingernägel zu säubern, während er die Unterhaltung der beiden Männer

Weitere Kostenlose Bücher