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Die Verbannung

Titel: Die Verbannung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julianne Lee
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wird, würde das Eurem Geldbeutel sehr wehtun, nicht wahr?«
    Ramsay lachte, doch Dylan entging der schneidende Unterton in seiner Stimme nicht, als er entgegnete: »Ich habe keine Ahnung, wovon Ihr redet, Charles. Die Spirit ist genauso wenig mein Eigentum wie das Flaggschiff Seiner Majestät. Alle meine Geschäfte halten sich im Rahmen des Gesetzes, und ich wüsste nicht, dass diese Art der Sklaven Verschiffung legal wäre.«
    Der Engländer verzog nur leicht das Gesicht. »Wenn Ihr das sagt, Connor ...« Es war klar, dass er Ramsay durchschaute, der offensichtlich nur das Thema wechseln wollte und dann auch kurz darauf die Unterredung beendete. Beide Männer erhoben sich, Ramsay verabschiedete sich mit einer Verbeugung von dem Engländer und bedeutete Dylan, ihm zu folgen.
    Dylan stieß Sinann leicht mit dem Fuß an, um sie zu wecken, dann trat er hinter Ramsay auf die Straße hinaus. Der Kaufmann winkte eine Mietdroschke heran, die sie zu den Docks brachte. Dort zeigte er Dylan die beiden großen Gebäude, für deren Schutz dieser von nun an verantwortlich war. Nachdem sie ausgestiegen waren, bemerkte Ramsay: »Wenn Eure Männer kommen, können sie hier schlafen. In jedem Speicher gibt es Matratzen und Nachttöpfe. Früher habe ich dort gelegentlich einen Wachmann untergebracht.« Er deutete auf das nächstgelegene Lagerhaus. »Dort hat Euer Vorgänger gewohnt, also denke ich, Eure Männer werden sich hier schon einrichten. Ihr selbst werdet Euch in Edinburgh ein Zimmer nehmen.«
    »Ich sollte mich des Nachts lieber in Eurer Nähe aufhalten, zu Eurer eigenen Sicherheit. Habt Ihr denn in Eurem Haus keine freie Kammer?«
    »Nein«, grunzte Ramsay und strebte auf die Tür des Lagerhauses zu.
    Entschlossen, nicht lockerzulassen, folgte ihm Dylan eilig. »Ihr habt doch sicher Dienstbotenunterkünfte«, beharrte er. »Mir würde auch schon eine Ecke in der Küche genügen.« Hauptsache, es gelingt mir, in das Haus hineinzukommen.
    »Ach was. Mietet Ihr Euch nur irgendwo in Edinburgh ein. Ich lege großen Wert auf meine Privatsphäre.«
    »Aber als Euer Leibwächter bin ich verpflichtet, für Eure Sicherheit...«
    Ramsay warf ihm einen schwer zu deutenden Blick zu und blieb so abrupt stehen, dass Dylan, der auf den glitschigen Pflastersteinen ausgerutscht war, beinahe gegen ihn geprallt wäre. »Nehmt Euch im Hogshead Inn ein Zimmer. Leisten könnt Ihr es Euch jetzt ja.«
    Dylan nickte und ließ das Thema fallen. Jedes weitere Wort würde nur bewirken, dass Ramsay Verdacht schöpfte.
    Ramsay führte ihn durch das Lagerhaus, und Dylan blickte sich neugierig um. Im Gegensatz zu den meisten anderen Gebäuden in Edinburgh bestand dieses aus Holz und war mit Waren aller Art voll gestopft. Säcke mit Gerste, Hafer und Weizen türmten sich so hoch, dass Dylan nicht an den obersten heranreichte, was ihm umso erstaunlicher vorkam, als es keine Paletten und natürlich auch keine Gabelstapler gab. Die Säcke waren alle von Hand übereinander geschichtet worden. Überall standen Kisten in allen Größen herum. Gebündelte und gestapelte Nerzfelle aus Russland verbreiteten einen durchdringenden Gestank nach Gerbsäure. Als Dylan einen schmalen Gang hinunterschlenderte, sah er Weine aus Frankreich, Gewürze aus dem Mittleren Osten und Ballen kostbarer Seidenstoffe aus Asien. Er wunderte sich weniger über die große Menge der vorhandenen Güter als vielmehr über die erstaunliche Vielfalt. Während der zwei Jahre, die er in diesem Jahrhundert in den Highlands verbracht hatte, war ihm noch nie etwas Vergleichbares vor Augen gekommen. Noch nicht einmal auf dem großen Markt in Crieff, wo die Viehtreiber ihre Herden feilboten und Händler aus allen Teilen des Landes darauf warteten, ihnen den erzielten Gewinn wieder aus der Tasche zu ziehen, gab es so viele verschiedene Produkte zu kaufen. Dieser Luxus hätte sogar Iain Mór in Erstaunen versetzt, der immerhin der Laird eines großen Clans und Herr über viele Täler war.
    Er deutete auf einen Stapel Getreidesäcke und bemerkte: »Oben im Norden gibt es eine ganze Reihe von Familien, denen diese Vorräte über den Winter helfen würden.«
    »Aber da sie kein Geld haben, um sie zu kaufen, müssen sie eben sehen, wie sie durchkommen.«
    Dylan wusste, dass er lieber den Mund halten sollte, trotzdem fragte er scharf: »Ihr würdet diese Leute, ohne mit der Wimper zu zucken, verhungern lassen?«
    Ramsay lachte. »Wenn diese Barbaren hungern, dann sollen sie von ihren unwirtlichen Bergen

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