Die Verbannung
Nacht bei Cait Wache. Als der Morgen graute, ging er ins Schlafzimmer, fand dort aber Cody und Sarah fest schlafend in seinem Bett vor. Also rollte er sich zwischen Seumas und Robin auf dem Boden zusammen, wickelte sich in sein Plaid schloss die Augen und erwartete, sofort einzuschlafen. Er hatte schon vor langer Zeit gelernt, überall und unter allen Bedingungen zu schlafen, aber diesmal gelang es ihm nicht. Er lag da, lauschte dem Schnarchen seiner Freunde und seiner Familie und zählte die Minuten, bis er seine Frau begraben musste.
Cody und Sarah kamen bei Tagesanbruch aus dem Schlafzimmer, um bei Cait zu wachen. Dylan tat, als ob er schliefe. Als die Sonne ganz aufgegangen war, zog der Duft heißer Hafergrütze durch den Raum, und seine Kinder riefen laut nach ihm. Dylan erhob sich benommen und mit schmerzenden Knochen und nahm Sile auf den Schoß, wo sie sich zufrieden mit ihrer Puppe beschäftigte. Die Beerdigung stand dunkel und bedrohlich vor ihm.
Cait wurde unter Dudelsackklängen, dem Wehklagen der Frauen und einer langen, eintönigen Rede von Vater Turnbull auf dem Kirchhof zur letzten Ruhe gebettet. Dylan schien es, dass der Priester sich unnötig ausführlich über die entsetzlichen Umstände von Caits Tod ausließ.
Dann wurde der in das Leichentuch eingenähte Körper von Artair und Robin vorsichtig in das frisch ausgehobene Grab gelegt, Dylan fand es furchtbar, dass Cait nicht in einem Sarg ruhte, aber sogar wenn er das Geld dafür gehabt hätte, wäre es ihm nicht möglich gewesen, zwischen Ciorram und Inverness einen aufzutreiben. Hier in dieser Gegend konnten sich nur reiche - und verschwenderische -Leute den Luxus eines Sarges leisten. Er wandte den Blick ab, als das Grab zugeschaufelt wurde.
Und dann war es vorüber. Die Clansleute kehrten in ihre Häuser und zu ihrer Arbeit zurück, und Dylan ging mit den Kindern wieder in sein kleines Tal.
Arbeit war das Letzte, wonach ihm der Sinn stand, aber ihm blieb keine andere Wahl. Er molk die Ziege, trieb die Schafe auf die Weide und reparierte ein Pferdegeschirr. Cody und Sarah bereiteten das Essen zu und behielten zu seiner großen Erleichterung die Kinder im Auge. Die Kopie des Totenregisters hatte ihm einen gewaltigen Schreck eingejagt. Er hatte Angst um Ciaran und konnte ein zusätzliches Paar Augen gut gebrauchen.
Arn späten Nachmittag ritt Bedford mit einer Abordnung seiner Dragoner auf den Hof. Dylan blickte vom Gatter des Pferchs auf, das er gerade geschlossen hatte. Als er die fünf Rotröcke sah, umklammerte er seinen Stab mit beiden Händen, um nicht in Versuchung zu kommen, Brigid zu ziehen. Der Leutnant begleitete Bedford. »Kann ich Euch behilflich sein?«, fragte Dylan ruhig. Kalte Höflichkeit war der beste Weg, diesen Leuten zu begegnen.
Der Major kam auf ihn zu. MacCorkindale befahl den Dragonern, Halt zu machen. Bedford wandte sich an Dylan. »Wir sind gekommen, um den Mord an Eurer Frau zu untersuchen.«
»Die Mühe könnt Ihr Euch sparen. Ich weiß, wer es getan hat.« Aus dem Augenwinkel heraus sah er, dass Cody und Sarah eng an die Wand gepresst um die Hausecke spähten.
Bedford warf ihm einen flüchtigen Blick zu, stieg vom Pferd und meinte: »Ausgezeichnet. Dann könnt Ihr den Schuldigen identifizieren, und wir nehmen ihn fest.«
Dylan zuckte die Schultern. »Keine Sorge, ich kümmere mich schon selbst darum.« Er verkniff sich eine bissige Bemerkung über die englische Justiz. Bedford zu bitten, Ramsay zu verhaften, hieße den Bock zum Gärtner machen.
Bedford hob das Kinn. »Wenn Ihr glaubt, ich würde in meinem Gerichtsbezirk Lynchjustiz dulden ...«
Dylan stieß seinen Stab auf den Boden und stützte sich schwer darauf. »Soweit ich weiß, Major, hat der Laird hier immer noch die Gerichtshoheit. Also wendet Euch an Iain Mór, wenn Ihr Euch über ein Todesurteil ohne vorhergegangene Gerichtsverhandlung beschweren wollt.« Er dämpfte seine Stimme ein wenig. »Ich habe Euch jedenfalls nichts mehr zu sagen.«
Dann musterte er den Leutnant aus schmalen Augen. »Vielleicht möchtet Ihr mich ja noch einmal nur so zum Spaß verhaften, dann hat der Mörder Gelegenheit, auch noch den Rest meiner Familie auszurotten.« MacCorkindale senkte den Blick und lief dunkelrot an.
Bedford mischte sich ärgerlich ein: »Ihr tätet gut daran, keine Informationen hinsichtlich dieses Verbrechens zurückzuhalten, sonst macht Ihr Euch mitschuldig. Ich wüsste zum Beispiel gern, wo Eure Freunde MacGregor und Campbell gestern Morgen
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