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Die Verbannung

Titel: Die Verbannung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julianne Lee
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anvertrauen.«
    Dylan schluckte hart, um die Reste der Aspirintablette hinunterzuwürgen, die er kurz zuvor ohne Wasser eingenommen hatte, und entgegnete langsam: »Mit allem Respekt, Sir, aber ich bin es gewöhnt, dass man mir in Gelddingen vertraut, und wenn irgendjemand - egal wer - mir unterstellen würde, dass mich eine größere Summe in Versuchung führen könnte, müsste ich das als Beleidigung auffassen und Genugtuung fordern.« Er neigte den Kopf zur Seite. »Natürlich nur, wenn mir tatsächlich unehrenhafte Absichten vorgeworfen würden.«
    Ramsay musterte ihn einen Moment nachdenklich, bevor er weitersprach. »Ihr werdet einen Eurer Männer mitnehmen - den großen Burschen, denke ich. In Davids Stall in Cowgate stehen zwei Pferde für Euch bereit. Wenn Ihr in Perth seid, müsst Ihr zwei Dinge für mich tun. Erstens werdet Ihr dieses Geld«, er nahm einen grünseidenen Geldbeutel aus einem Kasten neben seinem Ellbogen, »einem Mann übergeben, der sich Euch mit den Worten Glamis mordet den Schlaf, und drum wird Cawdor nicht mehr schlafen zu erkennen gibt. Und Ihr werdet ihm mit Wohlan, Macduff antworten.«
    Dylan nickte, obgleich er sich in einen der alten Mantel-und-Degen-Filme versetzt fühlte, die er früher so gerne gesehen hatte. Aber wenn Ramsay mit ihm James Bond spielen wollte, sollte ihm das recht sein.
    »Zweitens werdet Ihr Euch in Perth in ein bestimmtes Gasthaus begeben, das Dog and Bull«, fuhr Ramsay fort. »Dort werdet Ihr einen Mann treffen, der sich Polonius Wingham nennt.« Als Dylan die Brauen hob, lehnte sich Ramsay in seinem Stuhl zurück. »Wahrscheinlich ist das ein falscher Name. Männer seines Berufsstandes betreiben ihr Geschäft sozusagen direkt unter den Augen der Behörden - vorausgesetzt, die Beamten profitieren ebenfalls davon. Wingham ist ein großer Waliser mit einer auffallenden Hakennase. Ihr erkennt ihn sofort an seinem Akzent.« Da Dylan noch nie einen walisischen Akzent gehört hatte, war er da nicht so sicher, behielt dies aber wohlweislich für sich. »Ihr werdet tun, was er Euch sagt, und das, was er Euch übergibt, sicher nach Edinburgh zurückbringen. Ich wünsche, dass Ihr mit äußerster Diskretion vorgeht, so« - er senkte die Stimme ein wenig - »wie Ihr es getan habt, als Ihr in Rob Roys Diensten standet.«
    Dylan kannte sich in Perth aus, er war auch schon einmal in dem Gasthaus gewesen, das er aufsuchen sollte. »Dog and Bull, soso. Wingham ist also ein Schmuggler.« Er wog die Geldbörse in der Hand und tastete durch den Stoff nach den Münzen. Dreißig Guineen, schätzte er. Ein kleines Vermögen. Flüchtig dachte er an die fünf Goldstücke, die er in Glen Ciorram vergraben hatte. Dann meinte er: »Es kommt mir so vor, als wäre die Sache nicht ganz sauber.«
    Ramsay blinzelte. »Wie bitte?«
    Dylan verstaute die Geldbörse in seinem sporran. »Ich meine, sie bewegt sich nicht unbedingt im Rahmen des Gesetzes, nicht wahr?«
    Ramsay schnaubte. »Das Ganze ist sogar absolut illegal, aber ich glaube nicht, dass Ihr deswegen auch nur einen Deut schlechter schlafen werdet. Sorgt dafür, dass Ihr und Euer Mann gut bewaffnet seid, und seid auf der Hut, man weiß nie, wozu sich die Steuereintreiber in ihrer Gier hinreißen lassen. Ich erwarte Euch innerhalb der nächsten Woche zurück. Und achtet darauf, dass Wingham nichts von Eurem anderen Auftrag erfährt.«
    Dylan nickte. Er wollte gerade die Ereignisse des vorangegangenen Abends zur Sprache bringen, als Ramsay ihn mit einer ungeduldigen Handbewegung entließ. »Beeilt Euch, Mac a'Chlaidheimh. Ihr wisst, was Ihr zu tun habt, also trödelt nicht länger hier herum.« Dylan verbiss sich eine ärgerliche Antwort und verließ wortlos den Raum.
    Draußen auf der Straße spie er die bitteren Reste der Aspirintablette aus.
    David war der Händler in Cowgate, der ihm das gestohlene englische Armeepferd abgekauft hatte, und Dylan stellte belustigt fest, dass just dieses Tier eines der beiden war, die Ramsay für ihn gemietet hatte. Grinsend stieg er auf, packte das zweite Pferd am Zügel und brummte: »Vorwärts, du elende Mähre.«
    Zum Glück trug das Pferd jetzt einen normalen Sattel. Nachdem Dylan es bei Sheriffmuir gestohlen hatte, war er in seinem Kilt auf dem mit Holzstäben verstärkten und mit langen, genau in der Sattelmitte angebrachten Steigbügeln versehenem harten Kavalleriesattel Höllenqualen ausgesetzt gewesen. Auf dem neuen Sattel mit den kürzeren und weiter vorne angebrachten Steigbügeln konnte

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