Die Verbannung
Blick nicht von ihr abwenden. »Caitrionagh«, murmelte er. »A Chaitrionagh, tha thu m'annsachd.« Sie lächelte, bevor sie ihn von neuem leidenschaftlich zu küssen begann. Dylan stöhnte. Seine Begierde flackerte erneut auf, doch er hielt sich zurück und fuhr fort, sie fasziniert zu betrachten. Der Schein der Flammen verlieh ihrer Haut einen goldenen Schimmer. Vorsichtig schob er ihr Nachthemd zur Seite, um ihre Brüste freizulegen. Sie schienen ihm weicher und voller als früher. Auch ihr Körper hatte sich verändert, seit er sie das letzte Mal gesehen hatte. Eine Reihe feiner rötlicher Male zogen sich quer über ihren Unterbauch. Sacht fuhr er mit den Fingerspitzen darüber hinweg und wünschte, er wäre während ihrer Schwangerschaft bei ihr gewesen, hätte zusehen können, wie sein Kind in ihr wuchs ...
Ihre Stimme riss ihn aus seinen Gedanken. »Warum siehst du mich denn so an?«
Wie hypnotisiert von ihrem Körper, erwiderte er leise: »Weißt du eigentlich, wie bezaubernd du bist?« Sein Finger kreiste um ihre Brustwarze, die sich augenblicklich aufrichtete und einen kleinen weißen Tropfen absonderte. Sein Lächeln wurde breiter.
»Du stillst Ciaran?«, murmelte er.
»Aye.« Das klang, als sei sie überrascht, dass er etwas anderes angenommen haben könnte. »Connor wollte eine Amme einstellen, aber das habe ich nicht zugelassen. Er schämt sich, dass ich das Baby selbst stille. Wahrscheinlich fürchtet er, seine feinen Freunde würden denken, er könnte sich keine Amme leisten, aber mich kümmert die Meinung dieses Whig-Packs nicht. Mein Sohn liegt bei keiner fremden Frau an der Brust, und dabei bleibt es.«
Ihre Entrüstung erheiterte ihn, doch schon glitten ihre Hände erneut unter seinen Morgenrock und begaben sich auf Wanderschaft, was sofort Wirkung zeigte. Dylan richtete sich auf und rollte sich über sie, während sie seine Oberschenkel streichelte. Doch als ihre Hand über sein Gesäß glitt, schnappte sie vernehmlich nach Luft. Dylan stöhnte, als ihm klar wurde, worauf sie gestoßen war, und legte eine Hand über die ihre.
»Was ist das?« Ihre Stimme klang, als wüsste sie es bereits.
Er rollte sich zur Seite und hielt ihre Hand fest, um zu verhindern, dass sie sich weitertastete. »Nichts. Bloß eine alte Narbe.«
»Eine Narbe? Das ist ein langer, knotiger Wulst!« Sie versuchte, mit der anderen Hand seinen Rücken zu berühren, aber er hielt sie zurück.
»Nein. Tu das nicht.«
Sie hielt inne und strich ihm das Haar aus der Stirn, um ihm in die Augen sehen zu können. »Dylan, du brauchst nichts vor mir zu verstecken. Lass mich deinen Rücken sehen.«
Er wollte nicht, dass sie die Narben entdeckte. Niemand sollte sie sehen. Am liebsten hätte er sie aus seinem Gedächtnis getilgt, aber er spürte sie jedes Mal, wenn er sich bewegte. Ein Peitschenhieb war ihm so tief ins Fleisch gedrungen, dass er sich seither nur noch ein kleines Stück aus der Taille heraus nach rechts beugen konnte. Widerstrebend schüttelte er den Kopf.
Cait setzte sich auf und legte ihre Hand gegen seine Wange. »Bitte verbirg nichts. Es tut mir weh, wenn du Geheimnisse vor mir hast.«
Dylan überlegte lange, dann kam er zu dem Schluss, dass sie ja doch nicht lockerlassen würde. Er richtete sich auf und kehrte ihr den Rücken zu. Sie streifte ihm den Morgenrock von den Schultern. Dylan wartete auf einen entsetzten Aufschrei, der jedoch ausblieb. Sie gab keinen Laut von sich, während sie seinen verwüsteten Rücken betrachtete. Geduldig wartete er ab. Zwar hätte er die Narben am liebsten so schnell wie möglich wieder bedeckt, aber er war bereit, ihr so viel Zeit zu lassen, wie sie brauchte, um den Schock zu überwinden. Dann würde er den Morgenrock wieder überstreifen, und niemand sollte seinen Rücken je wieder zu Gesicht bekommen.
Doch dann tat Cait etwas völlig Unerwartetes. Sie beugte sich vor und presste die Lippen sacht auf eine der Narben. In diesem Moment kehrten die Erinnerungen an die furchtbaren Schmerzen, die er damals ausgestanden hatte, mit Macht zurück. Er bemerkte, dass sie sich ausgerechnet die längste und dickste Narbe ausgesucht hatte - die, die am längsten gebraucht hatte, um zu heilen. Dann berührten ihre Lippen den nächsten Striemen und lösten eine Flut verschiedenster Gefühle in ihm aus. Er zuckte jedes Mal zusammen, wenn ihr Mund seinen Rücken streifte. Ein eiserner Panzer schien seinen Brustkorb einzuschnüren. Er wollte sie anflehen, endlich aufzuhören, brachte aber
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