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Die Verbannung

Titel: Die Verbannung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julianne Lee
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einen blauseidenen Morgenrock gehüllt, auf dem Boden vor dem Kamin und erhob sich, als er ihren Namen flüsterte. Er trat ein, schloss die Tür hinter sich und sah sich um. In dem kleinen Raum standen lediglich ein schmales Bett und eine Truhe. Ein in Rot, Blau und Gold gehaltener Perserteppich bedeckte den Boden, und es war angenehm warm. Cait legte eine Hand auf den Pfosten am Fußende des Bettes und streckte die andere nach ihm aus. »M'annsachd«, sagte sie leise. Mein Geliebter.
    Auf einmal empfand Dylan Unbehagen. Zwei Jahre lang hatte er sich nichts sehnlicher gewünscht, als Cait zu heiraten und sich vor aller Welt zu ihr zu bekennen. Er hatte von dem Tag geträumt, an dem ganz Glen Ciorram erfahren sollte, dass sie zusammengehörten. Die heimlichen Treffen mit ihr hatten sie beide zu dieser Zeit in prickelnde Erregung versetzt; es war ein Spiel gewesen, dessen Ende abzusehen war, und dieses Ende hätte Hochzeit heißen sollen. Jetzt war er erneut zu einem unwürdigen Versteckspiel gezwungen, nur war es diesmal kein Spaß mehr, sondern Ehebruch - in diesem Jahrhundert ein schweres Verbrechen.
    Cait entging sein Zögern nicht. Ein flehender Ausdruck trat in ihre Augen, und sie ließ die Hand sinken. »Nein, Dylan, geh nicht«, flüsterte sie. »Ich könnte es nicht ertragen, dich heute Nacht dort unten zu wissen und nicht bei dir sein zu dürfen. Ich kann es schon kaum ertragen, mit dir in dieser Welt leben zu müssen und nicht bei dir sein zu dürfen.«
    Dylans Hand lag noch am Türknauf. Einen Moment lang sah er sich selbst, wie er diesen Knauf drehte, die Tür wieder öffnete und allein in sein Zimmer zurückkehrte. Aber er brachte es nicht fertig. Sein Körper weigerte sich, seinem Verstand zu gehorchen. Er ließ die Tür los, und damit war es um ihn geschehen. Mit drei Schritten durchquerte er den kleinen Raum, riss sie in die Arme und presste seinen Mund auf den ihren. Sie schmiegte sich an ihn, ihre Lippen öffneten sich unter den seinen, und sie gab leise, kehlige Laute von sich. Dylan presste sie fester an sich, wollte mit ihr verschmelzen, sie für immer zu einem Teil seiner selbst machen. Es war so lange her, so furchtbar lange her ...
    Eng umschlungen sanken sie auf den Teppich. Er beugte sich über sie, stützte sich auf einen Ellbogen und grub die Finger in ihr weiches Haar. Zwar schmerzte sein Körper vor Verlangen nach ihr, aber er wollte die Zeit mit ihr auskosten, da er wusste, wie vergänglich diese kurzen Momente des Glücks waren. Doch lange konnte er sich nicht beherrschen. Er erschauerte, als sie begann, rasch und geschickt die vielen kleinen, mit Stoff überzogenen Knöpfe ihres Nachtgewandes zu öffnen.
    Ihre Haut fühlte sich glatt und weich unter seinen Händen an, aber er erschrak, als er bemerkte, wie dünn sie war - viel zu dünn, um in diesen Zeiten lange gesund zu bleiben. Doch seine Besorgnis verflog, als sie den Gürtel seines Morgenrockes löste und mit der Hand sacht über seinen Bauch strich, dann tiefer und immer tiefer, bis sie gefunden hatte, was sie suchte.
    Dylan konnte sich nicht länger zurückhalten, und sie schien das auch gar nicht zu wollen. Er ließ sich auf sie sinken und drang vorsichtig in sie ein; sofort schlang sie die Beine um seine Hüften, presste das Gesicht gegen seinen Hals und begann sich im Einklang mit ihm zu bewegen. Ihr Atem ging schneller und schneller, bis sie schließlich in seinen Armen erbebte. In diesem Moment hörte die Welt um Dylan herum auf zu existieren, es gab nur noch sie und ihn, gefangen in diesem einen Augenblick unendlichen Glücks.
    Nach und nach nahm er seine Umgebung wieder bewusst wahr. Cait lag still unter ihm. Ihr Gesicht war von einem tiefen Frieden erfüllt, ein leises Lächeln spielte um ihre Lippen. Er blickte ihr in die Augen und sah dort den altvertrauten Ausdruck inniger Zuneigung, ja Anbetung, den er sich in den langen, einsamen Nächten ohne sie so oft ins Gedächtnis gerufen hatte. Sie hatte ihn nicht vergessen; hatte nie aufgehört, ihn zu lieben, so wie auch nichts und niemand seine Liebe zu ihr hatte zum Erlöschen bringen können. Er küsste ihren weichen, leicht geschwollenen Mund, drückte sie an sich und fuhr dann mit den Lippen sacht über das verletzte Auge.
    Dann ließ er von ihr ab, rollte sich zur Seite, stützte den Kopf auf eine Hand und betrachtete sie lange. Ein paar feuchte Haarsträhnen klebten ihr an der Stirn, ihre Wangen schimmerten rosig, ihre blauen Augen strahlten vor Glück. Er konnte den

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