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Die Verbannung

Titel: Die Verbannung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julianne Lee
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verwechseln?«
    Dylan musste lächeln. Das stimmte wirklich.
    »Und dies«, sie hob die Enden des roten Flechtbandes in die Höhe, »hat mir während dieser achtzehn Monate die Kraft gegeben, ihn von mir fern zu halten. Oft habe ich gedacht, ich könnte es nicht länger ertragen, aber dann gelang es mir doch wieder. Und das habe ich diesem Talisman zu verdanken, den ich oft im Traum sah.«
    Dylan sagte nichts darauf. Sinann hatte wieder tief in ihre Trickkiste gegriffen, aber diesmal hatte er gegen ihre Magie nichts einzuwenden. Darm schoss ihm plötzlich ein ganz bestimmter Gedanke durch den Kopf. Einen Moment lang hörte die Welt auf, sich weiterzudrehen. »Warte, Cait... Du hast also nie mit Ramsay geschlafen?«
    »Nein, ich habe ihm nie gestattet, in mein Bett zu kommen, obwohl ich ihn oft mit Gewalt fortjagen musste und dafür viel Prügel bezogen habe.« Vielsagend berührte sie die dunkellila verfärbte Schwellung an ihrem Auge.
    »Die Ehe wurde also nie vollzogen?«
    »Nein, nie.«
    »Dann ist sie laut Gesetz ungültig.«
    »Aye, genauso ist es.«
    Daraufhin zog ein breites Grinsen über Dylans Gesicht, doch sie legte ihm kopfschüttelnd eine Hand auf den Mund. »Damit kommen wir nicht durch.« Tiefe Trauer war in ihren Augen zu lesen. »Wenn ich öffentlich behaupte, dass die Ehe nie vollzogen wurde, wird er fragen, woher denn dann der Junge stammt, und die Gerichte werden ihm Glauben schenken. Zwar hasst er Ciaran und mich aus tiefster Seele, aber er muss die Ehe aufrechterhalten, um sich zu schützen, falls James eines Tages doch noch den Thron besteigt. Er hat ja bereits ein Testament aufgesetzt, in dem er Ciaran für illegitim erklärt und mich des Ehebruchs bezichtigt. Wenn er stirbt, stehen wir vor dem Nichts.«
    »Dein Vater würde dich wieder aufnehmen.«
    Cait schüttelte den Kopf. »Nein, Dylan, das würde er nicht, und du weißt das. Denn wenn du glauben würdest, ich könnte nach Glen Ciorram zurückkehren, dann wäre Connor jetzt schon tot, dafür hättest du gesorgt. Aber ich weiß, dass du ihn am Leben lässt, weil ich nirgendwo anders hingehen kann, solange du ein Outlaw bist. Als Frau kann ich alleine nirgendwo leben, und Iain Mór darf mich nicht aufnehmen, denn damit würde er sich öffentlich zu einem unehelichen Enkelsohn bekennen. Die Folgen kennst du ja.«
    Dylan küsste seufzend ihre Handfläche. Er hasste es, ihr gerade in diesem Punkt zustimmen zu müssen, aber sie hatte Recht, und er wusste es.

9. KAPITEL
    Als Dylan erwachte, konnte er im ersten Tageslicht schon die Konturen der Möbel wahrnehmen. Er schrak heftig zusammen. Was tue ich da bloß? Es war viel zu gefährlich, die ganze Nacht in Caits Kammer zu verbringen; er hätte schon längst wieder in seinem eigenen Zimmer sein sollen. Doch dann erkannte er, dass er sich vom Lichtschein des ersterbenden Feuers, das sich in den Fensterscheiben spiegelte, hatte narren lassen. Im Haus herrschte tiefe Stille; bis zum Tagesanbruch waren es wohl noch einige Stunden. Er hauchte Cait einen Kuss auf die Stirn, woraufhin sie sich leicht im Schlaf bewegte.
    Sie schien ihn schon zu erkennen, noch ehe sie wach war, so, als wäre sie sich seiner Gegenwart auch im Schlaf noch stets bewusst gewesen. Ohne die Augen zu öffnen, schlang sie die Arme um ihn und schmiegte sich an ihn. Er drückte sie an sich. »Warum haben wir denn auf dem Boden geschlafen?«, flüsterte er.
    Sie lächelte ihn zärtlich an, dann stützte sie sich auf einen Ellbogen, streckte die Hand aus und versetzte dem Fußende des Bettes einen Stoß. Das ganze Bett geriet augenblicklich ins Schwanken, und das Kopfteil schlug hart gegen die Wand.
    Dylan kicherte. »Verstehe. Sind alle Betten in diesem Haus so?«
    Cait grinste nur und küsste ihn. Eine Weile versank die Welt um ihn herum im Nichts, doch dann kehrte die grausame Realität mit Macht zurück. Er presste die Lippen auf ihre Stirn, dann sagte er leise: »Ich kann nicht noch einmal in diese Kammer kommen.«
    Sie schwieg einen Moment, ehe sie tonlos erwiderte: »Ja, ich weiß.«
    »Aber ich bin ja jetzt in deiner Nähe. Ich werde nicht zulassen, dass er dir etwas zu Leide tut.«
    »Auch das weiß ich.«
    Sein Mund fand den ihren, und sie liebten sich noch einmal vor dem nahezu erloschenen Feuer, das nur noch schwache Wärme spendete.
    Bevor die Dienstboten mit ihrem Tagewerk begannen, huschte Dylan auf leisen Sohlen zu seiner Kammer zurück, nachdem Cait und er sich noch einmal ewige Treue geschworen hatten. Im Haus war

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