Die Verbannung
verhindert.«
Ramsay warf sich auf das Stroh. Ein mürrischer Ausdruck trat auf sein Gesicht. »Der Brief enthielt Anweisungen für Wingham. Er sollte König James und den Earl of Mar mit seinem Schiff in Sicherheit bringen.«
Die Fluchtversuche zweier Rädelsführer des gescheiterten Aufstandes interessierten Dylan nicht sonderlich, wenn man einmal davon absah, dass ihre unzureichende Planung ihn fast das Leben gekostet hätte. Ein sarkastischer Ton schlich sich in seine Stimme. »Na, so was. Ich denke, jetzt müssen sich unsere beiden Helden wohl oder übel eine andere Mitfahrgelegenheit suchen. Winghams alter Seelenverkäufer bringt sie nirgendwo mehr hin. Außerdem sollten die Jungs ihre Flucht das nächste Mal besser vorbereiten, sonst fallen sie am Ende noch bösen Rotröcken in die Hände.« Sein Abscheu vor dem Earl of Mar, den er schon für die Niederlage bei Sheriffmuir verantwortlich machte, verstärkte sich noch. Er spürte einen bitteren Geschmack in seinem Mund.
»Ich hatte den Eindruck, Ihr wärt für die Sache«, bemerkte Ramsay.
»Ich stehe auf Seiten derer, die mir am Herzen liegen. Die Frage der Thronfolge ist mir relativ egal, und König James VIII. kann von mir aus zur Hölle fahren. In meinen Augen ist er nichts weiter als ein dummer Junge, der den Mund zu voll nimmt. Mit seinen siebenundzwanzig Jahren halte ich ihn für zu jung, um ein Land zu regieren, geschweige denn um Männer in die Schlacht zu führen - Männer mit Familien, die mehr zu verlieren haben als nur ihr Leben. Wenn er selbst einmal eine Familie hat, können wir noch mal darüber reden, ob er fähig ist, Entscheidungen für das Wohl seines Volkes zu treffen. Bis es so weit ist, wären ein paar Jahre Frieden eine angenehme Abwechslung.«
Wieder herrschte einen Moment Stille, dann sagte Ramsay, jedes einzelne Wort betonend: »Seltsam, so etwas ausgerechnet aus dem Mund des Vaters von Iain Mórs einzigem Enkel zu hören.«
Eine eisige Hand schien nach Dylans Herzen zu greifen. Er warf Ramsay einen scharfen Blick zu.
Tiefe Verbitterung klang aus der Stimme des anderen Mannes. »Ich wusste es von dem Moment an, an dem ich Euch und den Jungen im selben Raum sah. Die Ähnlichkeit ist wirklich verblüffend, und ich wundere mich, dass sie mir nicht sofort aufgefallen ist, als Ihr mein Büro betratet. Ich nehme an, Ihr habt diese Dirne die ganze Zeit gevögelt, während Ihr Euch in meinem Haus aufgehalten habt. Nicht des Nachts natürlich, denn ich habe Euch vom ersten Tag an im Auge behalten. Aber ich kann mir denken, dass Ihr während meiner Abwesenheit reichlich Gelegenheit gefunden habt, Euren Schwanz in diese Hure zu rammen.« Er wickelte sich in seinen schmutzigen grünen Mantel und spie verächtlich aus.
Seine Ausdrucksweise trieb Dylan das Blut ins Gesicht, aber er schwieg. Da er sich wegen der einen Nacht, die er tatsächlich mit Cait verbracht hatte, schuldig fühlte, rief er sich ihr zerschlagenes Gesicht ins Gedächtnis, das ihn in so erschreckender Weise an das seiner Mutter erinnert hatte, wenn sein Vater wieder einmal mit seinen Fäusten zugange gewesen war. Er nagte an seiner Unterlippe, ohne auf Ramsays Anschuldigungen zu reagieren, musterte den Eisenring um seinem Knöchel und stellte fest, dass die Haut darunter bereits blau abzulaufen begann.
Ramsay jedoch gab keine Ruhe. Speichel spritzte von seinen Lippen, als er giftete: »Aye, Ihr habt Euch bei jeder Gelegenheit in ihre Kammer geschlichen, nehme ich an, um es hinter meinem Rücken mit diesem Stück Dreck zu treiben und mich zum Hahnrei zu machen. Und Ihr wagt es, von Ehre zu reden! Mein Geld zu nehmen und nebenbei Euer Bestes zu tun, um mir noch einen Bastard anzuhängen!«
Dylan holte vernehmlich Atem und biss die Zähne zusammen. Es hätte nicht viel gefehlt, und er hätte dem Kerl mit der Faust das Maul gestopft.
Aber Ramsay war nicht zu bremsen. »Obwohl ich zu behaupten wage, dass auch Ihr nicht sicher sein könnt, ob alle ihre Bälger wirklich von Euch sind. Einmal eine Hure, immer eine Hure, wie man so schön sagt. Wenn Euer Freund Seumas zufällig einmal ins Haus gekommen wäre, hätte sie für ihn ebenso bereitwillig die Beine breit gemacht wie für Euch. Eine läufige Hündin, das ist sie, und was man mit solchen Weibern macht ...«
Weiter kam er nicht, denn Dylan konnte sich nicht länger beherrschen. Er sprang auf, packte Ramsay mit beiden Händen am Hemd und riss ihn hoch, dann stieß er seinen ehemaligen Arbeitgeber wieder und wieder mit
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