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Die Verbannung

Titel: Die Verbannung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julianne Lee
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Eisenstäben vergittert. Cait drückte ihr Gesicht gegen die Stäbe, Dylan streichelte ihre Wange, dann beugte er sich vor, um sie zu küssen, und Cait presste, ohne zu überlegen, ihre Lippen auf die seinen. Ramsay hüstelte. Cait erschrak, löste sich von Dylan und spähte zu ihrem Mann hinüber. Dylan flüsterte ihr zu: »Er weiß Bescheid.«
    Cait bedachte dies einen Moment lang, dann legte sie eine Hand um Dylans Hals, zog ihn zu sich heran und küsste ihn erneut. Ihre Lippen öffneten sich unter den seinen, und Dylan wünschte sich verzweifelt, sich auf der anderen Seite des Gitters zu befinden, denn er fürchtete, dies könne das letzte Mal sein, wo er sie berühren durfte.
    Doch dann streiften ihre Lippen sein Ohr. »Wir können heiraten«, hauchte sie.
    Dylan trat einen Schritt zurück, um ihr in die Augen sehen zu können. Hatte sie den Verstand verloren? »Cait, sie werden mich mit ziemlicher Sicherheit hängen. Und selbst wenn sie mich am Leben ließen, hätte sich nichts an unserer Situation geändert.«
    »O doch.« Es widerstrebte ihr sichtlich, in der Gegenwart ihres Mannes offen zu sprechen, genau wie Dylan es vermeiden wollte, ihr die Einzelheiten seiner Unterredung mit Bedford auseinander zu setzen, solange Ramsay in Hörweite war und jedes Wort mitbekam. Doch sie nickte nachdrücklich. »Doch«,beharrte sie lächelnd. »Sie werden Connor hängen, nicht dich. Wir können heiraten.«
    Dylan küsste sie erneut. Er wünschte inbrünstig, es wäre so, doch er wusste, dass für sie beide keine Hoffnung mehr bestand.
    Der Besuch währte nur kurz, und als Cait gegangen war, stieg eisige Furcht in Dylan auf. Er hatte Angst um sie. Immerhin war sie die Frau eines Mannes, der höchstwahrscheinlich wegen Hochverrats am Galgen enden würde. Was sollte nur aus ihr und Ciaran werden, wenn sowohl er als auch Ramsay nicht mehr am Leben waren?

14. KAPITEL
    Ramsay wurde am frühen Abend in eine andere Zelle verlegt. Dylan blieb mit Sinann zurück und hing seinen eigenen Gedanken nach. Eine Flucht erschien ihm immer verlockender, und so sagte er schließlich zu der Fee, sie solle ihm die Zellentür erneut öffnen, und zwar spätnachts, wenn die Straßen verlassen daliegen und der Wächter vielleicht schlafen würde.
    Doch als die Nacht dunkel und kalt hereingebrochen war und Dylan Sinann gerade bedeuten wollte, ihn herauszulassen, zerrissen laute Schreie und Schüsse die Stille. Huf-getrommel ertönte draußen vor seinem Zellenfenster und verklang in der Ferne. Dylan kletterte auf einen kleinen Mauervorsprung unterhalb des Fensters, um festzustellen, was da vor sich ging, doch die Fußfessel war zu kurz, er kam nicht bis an die Gitterstäbe. Der Lärm draußen erstarb allmählich; Ruhe kehrte wieder ein. »Was war denn da los?«, murmelte er erstaunt.
    Sinann, die vor dem Fenster schwebte, erwiderte: »Anscheinend ist ein Gefangener geflohen. Ich fürchte, jetzt ist nicht der geeignete Zeitpunkt für dich, es ihm gleichzutun.«
    Dylan ließ sich wieder zu Boden sinken und nickte. »Vermutlich nicht.« Die Wachposten waren jetzt aufgeschreckt und besonders auf der Hut. Jetzt zu fliehen käme einem Selbstmordversuch gleich. Der Tod durch den Strick erschien ihm aber auch nicht viel verlockender. Er rollte sich neben dem erkalteten Stein zusammen und beschloss, die Beine in die Hand zu nehmen und zu rennen, sobald die Aufmerksamkeit der Wächter wieder nachgelassen hatte.
    Am nächsten Morgen musste er feststellen, dass die Wache vor seiner Zelle verdreifacht worden war. Zu jeder Seite der Tür hatte sich ein Rotrock postiert, und einer stand auf dem Gang direkt gegenüber. Sinann stöhnte. »Du hättest von hier verschwinden sollen, als die Gelegenheit noch günstig war. Drei Wächter kann ich nicht gleichzeitig ablenken.«
    Dylan kratzte seinen Stoppelbart. »Wir müssen eben abwarten, bis sich noch einmal eine Möglichkeit ergibt. Etwas anderes bleibt uns gar nicht übrig.«
    Und das Warten schien kein Ende zu nehmen. Tag für Tag saß Dylan an seinem warmen Felsbrocken; seine Muskeln wurden aus Mangel an Bewegung steif, und die Angst um Cait und Ciaran raubte ihm fast den Verstand. Die Wochen verstrichen, das Wetter wurde wärmer, und auf seiner ungewaschenen Haut bildeten sich unter dem Gürtel und am Hals kleine, nässende Wunden. Er erhielt gerade so viel zu essen, dass ihm nicht ständig der Magen knurrte, doch sein Verlangen nach Fleisch wuchs mit jedem Tag, und schließlich bat er Sinann, ihm welches zu

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