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Die Verbannung

Titel: Die Verbannung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julianne Lee
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Kopf und sah Bedford an. »Ich bin frei?« »So frei wie ein Vögel.« »Warum?«
    Bedford zwinkerte. »Weil Seine Majestät es so wünscht.«
    »Warum hat man mich nicht erschossen, so wie Ramsay? Dieser Fluchtversuch, bei dem er angeblich ums Leben kam, stinkt doch zum Himmel, das war eine abgekartete Sache. Warum bringt Ihr mich nicht auch um und macht der Sache ein Ende?«
    Sinann zischte ihm vom Tisch aus zu: »Halt den Mund, du Esel! Er lässt dich laufen!«
    Ein leises Lächeln spielte um die Lippen des Majors. »Darf ich das so verstehen, dass Ihr die Begnadigung nicht annehmen wollt?« Amüsiert beobachtete er, wie Dylan das kostbare Dokument zusammenfaltete und an sich drückte, dann meinte er: »Gleich könnt Ihr Euch waschen und wieder in einen zivilisierten Menschen verwandeln, aber erst gibt es da noch einen Punkt zu klären. Ich persönlich habe dafür gesorgt, dass Ihr zusätzlich zu Eurer Begnadigung noch etwas erhaltet ...« Mit diesen Worten reichte er Dylan den letzten Bogen vom Tisch.
    Es war ein Landbrief, der Dylans Namen trug. Als er ihn überflog, erkannte er, dass dieser Brief ihm eben jenes Stück Land übertrug, das einst Iain Mórs Vetter Alasdair Matheson gehört hatte und das von den Rotröcken am Tag seiner Ankunft in Glen Ciorram im Oktober 1713 beschlagnahmt worden war. Sinann gab einen überraschten Laut von sich und schlug beide Hände vor den Mund. Bevor Dylan noch einmal >Warum?< fragen konnte, erklärte Bedford: »Ich möchte gern wissen, wo ich Euch in Zukunft finden kann.«
    Also das steckte dahinter. Dylan mochte zwar frei sein, aber Bedford war er trotzdem nicht los. Gegen die Begnadigung hatte der Major nichts ausrichten können, und zwei auf der Flucht erschossene Gefangene hätten verdächtig ausgesehen, dennoch hatte Bedford nicht die Absicht, einen Mann aus seinen Fängen zu lassen, der ihn einmal beinahe umgebracht hatte.
    Dylan hob das Kinn. Nun gut, sei's drum! Er blickte zur Tür hinüber und erwog flüchtig, so schnell wie möglich zu verschwinden, drehte sich dann aber doch zu dem Wasserkrug und der Waschschüssel um. Wenn er Anzeichen von Furcht erkennen ließ, würde dieser englische Hurensohn nur insgeheim triumphieren.
    Er wandte sich an Bedford. »Ich denke, ich werde mich jetzt wirklich erst einmal waschen, wenn Ihr nichts dagegen habt.« Sorgsam legte er die Dokumente neben die Waschschüssel auf den Tisch und bedeckte sie mit seinem Mantel, damit sie nicht nass wurden.
    Sinann flatterte wild über seinem Kopf hin und her. »Geh! Mach, dass du wegkommst! Hast du denn völlig den Verstand verloren? Verschwinde, bevor er es sich anders überlegt und dich wieder einsperren lässt! Lauf!«
    So gemächlich, als wäre Bedford nicht anwesend und würde Sinann nicht über ihm verrückt spielen, löste Dylan seinen Gürtel und schälte sich aus seinem Kilt. Er legte das verfilzte Wollplaid gleichfalls auf den Tisch, knöpfte dann mit dem Rücken zum Major sein Hemd auf und streifte es ab, wohl wissend, dass der Rotrock direkt auf seine Narben blickte. Er warf das Hemd auf den Kilt und begann, sich langsam und gründlich zu waschen. Behutsam betupfte er die roten Stellen, wo seine verschmutzte Kleidung im Laufe der Monate die Haut wund gescheuert hatte. Er hoffte nur, Bedford würde seinen verunstalteten Rücken genau betrachten - eine Mahnung, dass auch Dylan mit ihm noch eine Rechnung zu begleichen hatte.
    Schließlich feuchtete er das Handtuch an, um seine intimsten Körperteile zu säubern, was Bedford zu der Bemerkung veranlasste: »Dort drüben auf dem Tisch liegt eine anständige Hose für Euch, aber ich fürchte, Ihr werdet sie wesentlich unbequemer finden als Eure gewohnten Lumpen. Und entfernt Eure Klabusterbeeren, sonst werdet Ihr es bedauern.«
    Dylan drehte sich um und starrte ihn an. »Was für Beeren?«
    »Dreck an deinem Hintern«, erklärte Sinann hastig, woraufhin Dylan grinsen musste.
    Bedford schnaubte verächtlich. »Ich nehme an, das ist dort, wo Ihr herkommt, nichts Ungewöhnliches, ihr Barbaren lebt ja wie die Schweine.«
    Dylan lachte höhnisch auf. »Dort, wo ich herkomme, gibt es noch nicht einmal ein Wort dafür, daran könnt Ihr sehen, wie sauber wir uns halten.«
    Das brachte den Major zum Schweigen. Sinann flehte Dylan erneut an, er solle sich schleunigst auf den Weg machen, doch dieser wusch sich seelenruhig weiter. Keine >Klabusterbeeren<, stellte er fest, in seiner Zelle hatte ihm ausreichend Stroh zur Verfügung

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