Die Verbindung: Thriller (German Edition)
und er hatte keine Lust, sich wegen Edgars verdammten Bruders irgendwelche Kritik anzuhören.
Was Christian anging, so hatte ihm Xavier seit ihrer ersten Bekanntschaft nichts als Ärger eingebracht. Wenn er jetzt endlich die Quittung bekäme, wäre das auch keine schlechte Sache. Christian lächelte still vor sich hin. Er war jetzt Politiker – Berufspolitiker –, so wie er früher Berufssoldat gewesen war, jemand, der den großen Zusammenhang niemals aus den Augen verlor. Holyrod war sich durchaus darüber im Klaren, dass sich diese missliche Lage auf lange Sicht zu seinem Vorteil wenden könnte. Alles, was Xaviers Ruf beschädigte, konnte Holyrod als Edgars logischen Nachfolger erscheinen lassen. Es war nicht auszuschließen, dass er in weniger als zehn Jahren als Erster nach Churchill den Sprung vom Soldaten zum Premierminister schaffen konnte. Ja, der große Winston Churchill! Das konnte einem das Herz höher schlagen lassen und das Blut in Wallung bringen!
Christian warf einen Blick in die Runde. »Packen wir’s doch an«, sagte er und zeigte auf die Tür. »Wir können sie nicht ewig draußen stehen lassen.«
»Ja«, stimmte Xavier ihm zu. »Machen wir’s. Ich bin in einer Stunde zum Mittagessen verabredet«, er verdrehte verdrießlich die Augen, »und zwar mit dem verdammten Women’s Institute!«
»In Ordnung«, sagte Edgar und winkte William Murray heran, der nervös in einer dunklen Ecke wartete. »Bringen Sie die Herren herein.« Als der Sonderberater den Raum verließ, wandte sich Edgar an die beiden anderen. »Überlasst alles mir – ich übernehme das Reden.«
Zwei Minuten später ließ Murray Carlyle und Szyszkowski eintreten und wies ihnen die Stühle zu, die der Tür am nächsten waren. Unmittelbar links von ihnen nahm Edgar den Platz am oberen Tischende ein. Murray setzte sich auf den Stuhl rechts neben Edgar, wo er Stift und Papier zum Protokollieren vor sich liegen hatte. Xavier und Holyrod saßen den Polizisten gegenüber.
»Entschuldigen Sie bitte, dass wir Sie haben warten lassen, Inspector«, sagte Edgar, während er sich ein frisches Glas Wasser eingoss. »Sie kennen wohl alle am Tisch – zumindest dem Ruf nach.«
Carlyle nickte.
»Ausgezeichnet«, sagte Edgar und lächelte. »Es schien mir nützlich, auch unseren Sicherheitschef dabeizuhaben.« Er gab Murray ein Zeichen, worauf dieser wieder den Raum verließ, um fast sofort mit einem anderen Mann zurückzukehren.
Der Neuankömmling betrat den Raum direkt hinter Carlyle und grüßte niemanden, sondern ging still um den Tisch herum und setzte sich schwerfällig neben Edgar Carlton, wodurch er Murray den Platz wegnahm. Einige Sekunden lang schien die Zeit stillzustehen. Der Neuankömmling warf den Polizisten schweigend einen scharfen Blick zu, und ein kaum merkliches Lächeln spielte um seine Lippen. Es dauerte einen Augenblick, bis Carlyle klar wurde, wen er da vor sich hatte. Mehr als fünfundzwanzig Jahre waren vergangen, seit er diesen Mann zuletzt gesehen hatte – und es wäre ihm viel lieber gewesen, wenn er ihn jetzt nicht sehen musste.
Carlyle biss sich in die innere Backe und atmete tief durch.
»Tag, Trevor.«
Die Zeit war mit seinem alten Widersacher nicht freundlich umgegangen. Sein Gesicht sah abgehärmt aus, grauer; sein Haar war schütter geworden, und er hatte viel Gewicht angesetzt. Man hätte ihn leicht für zehn oder fünfzehn Jahre älter halten können. Aber unter den hinzugekommenen Fettschichten konnte Carlyle noch immer das verzogene Kind erkennen. Vor allem war es an den Augen zu sehen. Die waren unverändert: tot, mürrisch und gefährlich.
Trevor Miller, der sich offenbar in seinem Anzug mit Krawatte nicht besonders wohlfühlte, sah seinen Chef an und knurrte.
»Natürlich«, sagte Edgar mit einem breiten Lächeln, »kennen Sie beide sich bereits.«
»Wir sind alte Bekannte«, erwiderte Carlyle gelassen.
»Das ist gut«, sagte Edgar fröhlich. »Auf jeden Fall haben Sie jetzt unsere ungeteilte Aufmerksamkeit, Inspector.« Er warf einen Blick auf seine Armbanduhr. »Allerdings ist unsere Zeit knapp – also, womit können wir Ihnen behilflich sein?«
Carlyle sah ihm direkt in die Augen. »Was können Sie mir über Robert Ashton erzählen?«
Edgar nahm noch einen kleinen Schluck Wasser und legte seine Gedanken zurecht. »Was mit Robert geschehen ist, war tragisch, wahrhaft tragisch. Er schien immer schon selbstzerstörerische Neigungen zu haben, aber niemand hätte gedacht, dass er so weit
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