Die Verbindung: Thriller (German Edition)
erzählte Carlyle seiner Frau von seiner bevorstehenden Begegnung mit Edgar Carlton.
»Es wird interessant sein festzustellen, wie er auf dich wirkt«, sagte Helen, die über ihre Brille in die Zeitung schaute, anscheinend mehr an ihrem Rätsel als an seiner Arbeit interessiert.
»Ich glaube, das wissen wir schon.«
»Ich weiß«, sagte sie und schrieb rasch ein paar Zahlen auf, bevor sie sie sofort wieder ausradierte. »Aber wie oft bekommst du solche Leute aus nächster Nähe zu Gesicht? Vielleicht siehst du sie anschließend in einem anderen Licht?«
»Das bezweifle ich.«
»Solltest du die Dinge nicht aufgeschlossen betrachten?«, fragte sie naserümpfend, ohne den Blick von der Seite vor ihr zu heben. »Ist es nicht dein Job, dir keine vorschnellen Urteile zu bilden?«
»Wir werden sehen«, sagte er unverbindlich.
»Ach, übrigens …«, Helen gab endlich das Sudoku auf, ließ die Zeitung auf die Bettdecke fallen und nahm die Brille ab, »… ich hab ganz vergessen zu erwähnen, dass ich gestern mit Eva gesprochen habe.«
Eva hieß Eva Hollander, ansonsten Mrs Dominic Silver.
»Ja?«
»Sie schlug vor, dass wir uns während der Schulferien mit den Kindern treffen. Ich glaube, Alice würde das toll gefallen.«
»Einverstanden«, sagte Carlyle. Er wusste, wie viele Sorgen sich Helen machte, dass ihre Tochter als Einzelkind nicht genug Spielkameraden in den Ferien haben könnte.
»Eva sagte, dass du schon mit Dom darüber gesprochen hättest«, fügte Helen hinzu.
»Nicht richtig«, sagte Carlyle ziemlich defensiv. »Ich hab ihn neulich in Soho zu einem kurzen Gespräch getroffen … hauptsächlich beruflich.«
»Was könnte er denn über Carlton wissen?«, fragte Helen.
»Ich bin eher daran interessiert, was er herausfinden kann.«
»Nun ja, vielleicht hat er etwas rausgefunden.« Helen griff nach ihrer Nachttischlampe, um sie auszuschalten. »Eva sagt, er hätte versucht, dich zu erreichen. Du musst ihn zurückrufen.«
»Mach ich.«
Sie zog sich rasch die Decke über den Kopf.
Carlyle schaltete seine Lampe ebenfalls aus und blieb eine Weile in der Dunkelheit sitzen und dachte nach.
Achtundzwanzig
Die Firma Badajoz Consulting gab sich durch ein blitzblankes Messingschild neben der unauffälligen Tür von 132 Half Moon Street zu erkennen, eine Durchgangsstraße, die eine bunte Mischung aus Bürogebäuden mit Firmen säumte, von denen niemand, und aus Geschäften mit Luxusartikeln, von denen jeder gehört hatte. Das Schild versprach »Maßgeschneiderte Managementlösungen«, und die Firma nahm die oberen drei Stockwerke ein. In der obersten Etage saßen seit mehr als einer Stunde Edgar und Xavier Carlton sowie Christian Holyrod hinter verschlossenen Türen im Sitzungsraum zusammen. Ihre Beratungen waren schließlich an einem toten Punkt angekommen. Gebrauchte Gläser und Kaffeetassen standen neben halb leeren Flaschen von Quellwasser aus den Highlands auf dem stattlichen, von einem italienischen Designer entworfenen Tisch aus dunklem Eichenholz. Die Jalousien waren zur Hälfte zugezogen, und die Klimaanlage hielt die Zimmertemperatur konstant bei achtzehn Grad.
Die drei hatten die »allgemeine Lage« Revue passieren lassen, und die Stimmung war gereizt. Zwei Tage vor den Wahlen hatte die Kampagne immer noch nicht richtig Feuer gefangen, und die Umfrageergebnisse wurden immer schlechter. Allem Anschein nach verbreitete sich eine allgemeine Gleichgültigkeit unter den Wählern. Zum ersten Mal äußerten einige Zeitungen die Vermutung, den Carltons könnte der Sieg noch vor der Nase weggeschnappt werden. Mittlerweile schienen die polizeilichen Ermittlungen noch weit von einem Abschluss entfernt. Es stand zu befürchten, dass den Carltons die ganze Sache am Vorabend der Wahlen um die Ohren fliegen könnte.
Am einen Ende des Sitzungsraums schritt Christian Holyrod vor einem riesigen Sechzig-Zoll-Fernsehmonitor, der für Videokonferenzen bestimmt, derzeit aber dunkel war, in sichtlichem Unmut auf und ab. Sein Militärdienst lag zwei Jahre zurück, und der Bürgermeister kam sich blass und aufgedunsen vor. In seinem Anzug für dreitausend und italienischen Slippers für siebenhundertfünfzig Pfund fühlte er sich genauso wenig wohl wie darüber, dass er hier im Sitzungsraum von Badajoz sein musste. Vor allem ärgerte er sich über sich selbst, weil er sich in diesen Schlamassel hatte hineinziehen lassen. Er war überzeugt, dass die ganze Sache nichts mit ihm zu tun hatte. Sein Problem war es nicht,
Weitere Kostenlose Bücher