Die Verbindung: Thriller (German Edition)
sie zusammen mit einigen Gaffern und anderen, die nach ihren Freunden Ausschau hielten, an der Ecke der Bedfordbury Street standen, erklärte Dominic das Problem. »Zwei von meinen Leuten sind da drin«, sagte er und deutete auf einen der Mannschaftswagen.
Carlyle seufzte. Er wusste, worauf das hinauslief.
»Sie haben Stoff dabei«, fuhr Dom fort. »Leider ziemlich viel.«
»Das war aber schlau.« Carlyle machte ein finsteres Gesicht. »Und was zum Teufel soll ich dagegen unternehmen?«
Dom verzog schmerzlich das Gesicht. »Sieh mal, John … Man hat ihre persönlichen Daten noch nicht erfasst. Es wird ewig dauern, bis alle richtig abgefertigt sind, also ist es nur eine Kleinigkeit für dich, die Sache für mich zu regeln.«
»Du hast leicht reden«, protestierte Carlyle.
»Du kannst doch kurz mit einem deiner Kollegen ein Wörtchen reden, dann ist die Sache aus der Welt.« Er zeigte auf die Menge vor ihnen. »Es wird an alledem nichts ändern. Eure Festnahmezahlen für heute werden trotzdem glänzend sein.«
»Verdammte Scheiße.« Carlyle funkelte ihn wütend an und bemühte sich um einen normalen Tonfall. »Beschäftigst du denn nur Vollidioten? Was hatten sie denn um Gottes willen hier zu suchen?«
Dom breitete seine Arme aus und lachte nervös. » Mea culpa , mein Freund. Ich weiß, dass es eine Zumutung ist. Klar. Ich werde tief in deiner Schuld stehen.«
»Verdammt noch mal, Dominic.«
»Ich beschaffe dir alles, was du willst. Alles.«
Carlyle biss die Zähne zusammen. »Fang bloß nicht damit wieder an! Wie viele Male … Ich will ja gar nichts von dir. Wenn ich etwas von dir annehme, bin ich erst recht in der Bredouille.«
»Das verstehe ich natürlich.« Dominic trat näher an ihn heran. »Es muss ja nicht so sein«, räumte er in einem leicht verzweifelten Ton ein, den Carlyle nie zuvor gehört hatte. »Du weißt doch, wie das läuft. Ich habe dir schon mal geholfen. Ich habe Beziehungen. Ich kann Dinge herausfinden. Ich kann dir noch mal helfen.«
Carlyle scharrte mit dem rechten Schuh auf dem Boden herum. Er wusste, dass es am klügsten wäre, einfach wegzugehen.
»Mach’s doch«, flehte ihn Dom an. »Das ist eine große Investition in deine berufliche Zukunft.«
Carlyle rieb sich den Nacken. Er wollte nicht mal darüber nachdenken. Er blickte Dom an. »Wie heißen sie denn?«
»Pearson und Manners. Beides nette Jungs aus guter Familie.« Er zeigte auf das Chaos in ihrem Umfeld. »Passen beide gut in dieses Pack.«
»Verdammte Idioten!« Er griff in die Gesäßtasche seiner Jeans, holte seine Dienstmarke hervor und bückte sich unter das Band. »Warte hier.«
Dreißig
Fünfzehn Minuten nach seinem Telefongespräch mit Dominic Silver kam Carlyle am St. James’s Square mit einer kleinen durchsichtigen Plastiktüte an, die das Mittagessen für sie beide enthielt. Bevor er den Park in der Mitte betrat, blieb er bei dem einfachen Gedenkstein für Yvonne Fletcher stehen, um ihr seinen Respekt zu zollen. Auf einer runden Tafel stand, was er bereits wusste: Die fünfundzwanzigjährige WPC Fletcher war am 17. April 1984 auf dem Platz tödlich verwundet worden. Sie hatte eine kleine Demonstration vor der libyschen Botschaft überwacht. Fünfundzwanzig Jahre später lief ihr Mörder immer noch frei herum. Carlyle hatte sie nicht persönlich gekannt, aber er wusste, dass sie als anständige, freundliche Polizistin und als gute Kollegin geachtet war.
Carlyle stand dort eine Minute, während die Wagen vorbeirauschten und die Leute ihren Geschäften nachgingen. Er dachte das Gleiche wie immer. Wie unglücklich war es, bei einer Gelegenheit zu sterben, die ein Routineeinsatz mitten in London hätte sein sollen? Ein Jahr nach dem Vorfall hatte Carlyle auf demselben Platz strammgestanden, während Premierministerin Thatcher Fletchers Gedenkstein enthüllt hatte. Am Ende ihrer Rede hatte Thatcher Abraham Lincoln zitiert: »Lasst uns daran glauben, dass das Recht vor der Macht kommt; und lasst uns in diesem Glauben bis ans Ende wagen, unsere Pflicht zu tun, wie wir sie verstehen. « Wir würden es wagen, unsere Pflicht zu tun, sagte Carlyle sich oft in den Jahren danach, wenn die Politiker es uns nur erlaubten.
Als er den Garten betrat, wartete Dominic Silver auf einer Bank unter einem Baum auf ihn. Der Tag war warm, und eswehte ein angenehmer Wind. Dom hatte es geschafft, den besten Schattenplatz zu ergattern. Es herrschte ziemlich viel Betrieb in dem Park, und Büroangestellte lagen ausgestreckt auf
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