Die Verbindung: Thriller (German Edition)
ist er wahrscheinlich jemand, mit dem du verhandeln kannst.« Er machte eine Pause. »Oder er ist zumindest jemand, mit dem du eher verhandeln kannst als mit dem Rest.«
»Daran werde ich denken«, sagte Carlyle und blieb eine Zeit lang still sitzen, um nachzudenken. Die Taube unternahm einen letzten Vorstoß gegen die Knäckebrotpackung, bevor sie aufgab und loszog, um sich von einem Touristen eine milde Gabe zuwerfen zu lassen. Einen Moment lang tat ihm der Vogel sogar leid, bevor er rasch wieder zu seinen eigenen Problemen zurückkehrte. »Worum geht es deiner Ansicht nach bei dieser ganzen Sache, Dom?«
»Keine Ahnung, Kumpel«, erwiderte Dom, »und es ist mir auch wirklich egal. Das ist dein Job.«
»Offenbar.«
Dom schaute ihn prüfend an. »Ich weiß allerdings, dass du begreifen musst, in was für einer heiklen Situation du dich derzeit befindest.«
»Ja.«
»Dann brauche ich dir also nicht zu sagen, wie vorsichtig du sein musst, wenn du mit diesen Leuten zu tun hast.«
»Warum nicht?«, sagte Carlyle und lächelte. »Alle andern tun das auch.«
»Das ist gut.« Dom grinste. »Das bedeutet, dass Leute auf dich aufpassen. Sei dafür dankbar, du verdammter Dummbeutel, und akzeptiere ihren Rat.«
»Das mache ich.«
»Ich halte in den Nachrichten nach deinem Fall Ausschau. Lass mich wissen, wie es läuft.« Das Handy in der Gesäßtasche von Doms Jeans begann zu klingeln, aber er ignorierte es. »Und denk dran …«
»Ja?«
Dom kurbelte seine Luftgitarre an. »Keep on rockin’ in the free world.«
Neil Young begann, in Carlyles Kopf zu spielen, während er zusah, wie Dom aus dem Park schlenderte, zurück in das Gedränge und Gewühl der Stadt. Was sollte er als Nächstes tun? Er hatte begonnen, eine Liste in seinem Kopf aufzustellen, als sein Telefon klingelte.
»Inspector?«
»Rosanna, wie geht es Ihnen?« Er war nicht unglücklich über den Anruf, weil er ihm einen Aufschub verschaffte, irgendetwas anderes tun zu müssen.
»Sie haben meine Stimme erkannt?«, zwitscherte sie erfreut.
Carlyle streckte sich auf der Bank aus und unterdrückte ein Gähnen. Für die meisten Leute war die Mittagspause nun vorüber, und die Grünanlage hatte sich weitgehend geleert. Abgesehen von einer Stadtstreicherin, die auf einer Bank in der Nähe schlief, und zwei Touristen, die stehen geblieben waren, um einen Stadtführer zurate zu ziehen, hatte Carlyle den Park für sich. »Ich habe nicht so viele prominente Ansprechpartner«, erwiderte er.
»Das bin ich also?«
»Für mich ist jeder ein weiterer Ansprechpartner.«
Sie lachte. »Dann vermute ich, dass das etwas ist, was wir gemeinsam haben. Wie ist Ihr Treffen mit Edgar verlaufen?«
Herrgott im Himmel, dachte Carlyle.Wussten alle Bescheid, was er gerade machte? In Echtzeit? Er tastete sich behutsam vor. »Es war ganz okay. Ich habe ihn heute Vormittag gesehen. Er war sehr hilfreich.«
»Das ist gut.«
»Ja. Vielen Dank, dass Sie uns miteinander bekannt gemacht haben. Das war sehr freundlich von Ihnen.«
»Es war mir ein Vergnügen.«
Sollte heißen: Was wirst du denn im Gegenzug für mich tun?
Carlyle machte weiter. »Eine Sache hat mich noch interessiert …«
»Ja?«
»Woher kennen Sie ihn?«
»Edgar?« Die Frage schien sie zu überraschen.
Nein, die verdammte Königin von Saba, dachte er. »Ja.«
»Wir kennen uns schon ziemlich lange …« Er lauschte geduldig, während sie eine Pause einlegte und sich fragte, ob das, was sie jetzt sagen würde, wichtig sein könnte. »Ich bin mit seiner Frau Anastasia und seiner Schwester Sophia, die inzwischen Mrs Christian Holyrod ist, zusammen auf die Schule gegangen.«
»Ich verstehe«, sagte Carlyle. »Ist das nicht alles ein bisschen, na ja, inzestuös?«
»Finden Sie?«, fragte sie. »Es ist ein sehr enger gesellschaftlicher Kreis, aber das ist ziemlich normal, glaube ich.«
Carlyle versuchte, noch ein bisschen zu sondieren. »Mr Carlton ist wirklich ziemlich eindrucksvoll«, sagte er.
»O ja«, schwärmte sie. »Ich kenne Edgar seit meinem achten oder neunten Lebensjahr, und er ist wirklich ein liebenswerter Mann. Sehr charmant und aufmerksam.«
»Und Xavier?«, fragte Carlyle.
»Nicht so charmant.«
»Impulsiver?«
»Er gehört eher zu der Sorte Mann, der einen durch seine Willenskraft und die Macht seiner Gefühle dominiert«, sagte sie mit einem seltsamen Überschwang. »Er haut einen um.«
»Ist das eine gute Sache?«
»Beides hat seine Zeit und seinen Ort. Edgar ist natürlich der Boss,
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