Die Verbindung: Thriller (German Edition)
dem Gras in der Sonne. Wortlos übergab Carlyle die Plastiktüte. Dom stöberte ein paar Sekunden darin herum und nahm sich, was er wollte, bevor er sie zurückgab. Zufrieden und still saßen sie zehn Minuten nebeneinander und aßen. Als sie fertig waren, sammelte Carlyle den gesamten Abfall ein und warf ihn in den nächsten Mülleimer.
»Vielen Dank fürs Mittagessen«, sagte Dom, als Carlyle zur Bank zurückkehrte.
»Keine Ursache.«
»Es ist ein toller Tag, um hier in dem Park zu sitzen«, sagte Dom und wischte ein paar Krümel von seinem T-Shirt ab.
»Seh ich auch so«, sagte Carlyle, der das Essen in seinem Magen zur Ruhe kommen ließ.
»Das teuerste Haus der Welt hat mal dort drüben gestanden.« Dom, der Immobilienguru zeigte mit dem Finger über seine linke Schulter. »Nummer acht wurde irgendwann für mehr als einhundert Millionen verkauft. Die Russen haben diesen Betrag natürlich in den letzten paar Jahren viele Male überboten.«
»Wolltest du mit mir über die Russen reden?« Carlyle war verwirrt.
»Nein.« Dom lächelte. »Ich wollte mit dir über Susy Ahl reden.«
Carlyle machte ein Gesicht, das besagte: Tu dir keinen Zwang an . Eine Taube versuchte, ihren Kopf in eine weggeworfene Knäckebrotpackung auf dem Gras zu stecken. Sie hatte nicht viel Erfolg, und er wusste, wie sie sich fühlte. Inzwischen hatte er sich damit abgefunden, dass ihm jeder andere in diesem Fall mindestens einen Schritt voraus war. »Und wer, bitte schön, ist Susy Ahl?«
»Susy Ahl«, sagte Dom beiläufig, » war seinerzeit Robert Ashtons Freundin. Sie ist die Frau, mit der du über die Merrion-Morde sprechen musst.«
Carlyle drehte sich zu ihm um, weil sein Interesse schließlich seinen Ärger darüber, vorgeführt zu werden, überwog. »Und woher weißt du das?«
Dom wedelte unbekümmert mit einer Hand über seinem Kopf. »Ich weiß eine Menge Sachen.«
»Komm schon«, sagte Carlyle, der mittlerweile leicht gereizt wirkte, »hierbei geht es nicht um eine Menge Sachen.«
Nachdem er nun seinen kleinen Spaß gehabt hatte, wurde Doms Miene ernster. »Wusstest du, dass Eva nach Cambridge gegangen ist?«
»Nein.« Carlyle wusste so gut wie nichts über Eva Hollander, abgesehen davon, dass sie Doms Lebensgefährtin war.
»Eva ist eine sehr kluge Frau, sie hat ein Examen in Geschichte gemacht. Sie hat daran gedacht, eine Doktorarbeit über das Thema ›Das kulturelle Erbe der Weimarer Republik‹ zu schreiben.«
»Aber stattdessen hat sie mit dir rumgemacht«, scherzte Carlyle.
»Ich hab sie erst später kennengelernt«, korrigierte Dom ihn. »Statt weiter zu studieren, hat sie geheiratet. Ihr Drecksack von einem Ehemann war tatsächlich Anfang der Neunzigerjahre ein Kunde von mir …« Er verlor sich in seinen Erinnerungen.
Mit seinem berühmten Einfühlungsvermögen bohrte Carlyle weiter. »Lass mich raten«, sagte er. »Du hast etwas Geld verloren, aber die Frau gewonnen.«
»Lass deine flapsigen Bemerkungen, John.« Dominic setzte sich gerade hin und starrte ihn unverwandt an. »Ich würde mich auch nicht über deine Familie lustig machen, oder?«
»Nein, tut mir leid.« Carlyle versuchte, das Gespräch wieder in die richtigen Bahnen zu lenken. »Eva kennt also diese Frau?«, fragte er.
»Sie kennt ihre Schwester. Sie haben ein Jahr zusammen in Cambridge im selben Haus gewohnt.«
»Die Welt ist klein.«
»Das ist sie allerdings. Über sechs Ecken kennt jeder jeden und so.«
»Wie hast du die Verbindung hergestellt?«
»Das war Eva«, sagte Dom und rieb die Spitzen seiner schwarzen All Stars in die Erde vor ihm. »Ich hab Gideon ein paar grundlegende Recherchen machen lassen, weil er sich mit Google und den diversen anderen Datenbanken ganz gut auskennt, die wir benutzen, um unsere Kunden im Auge zu behalten …«
Andere Datenbanken? Aber Carlyle stellte keine weiteren Fragen.
»… und als wir zusammengesetzt hatten, woran du eigentlich interessiert warst«, Dom warf Carlyle einen amüsierten Blick zu, »hab ich mit Eva darüber gesprochen. Ich wusste, dass sie um die gleiche Zeit herum dort war, und sie erinnert sich daran, dass der Ashton-Junge sich umgebracht hat. Du weißt ja, wie Teenager so sind, in melodramatischer Hinsicht. Das war eine Riesengeschichte damals.«
Carlyle lehnte sich zurück und bereitete sich darauf vor, beeindruckt zu sein. »Und wie hat Eva Ashton mit dem Merrion Club in Verbindung gebracht?«
»Über die Schwester ihrer Mitbewohnerin.«
»Diese …?«
»Susy Ahl.
Weitere Kostenlose Bücher