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Die Verbindung: Thriller (German Edition)

Die Verbindung: Thriller (German Edition)

Titel: Die Verbindung: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Craig
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einen ganz passablen Ausdruck von Mitgefühl zustande. »Das ist Pech.«
    »Ja, ich weiß. Ich war schon fast zu Hause, als es mir einfiel«, erwiderte Carlyle, der entsprechend bemitleidenswert klang. »Wenn ich an der Tür geklingelt hätte, wäre Helen ausgeflippt«, fügte er hinzu, »selbst wenn ich Alice nicht auch wach gemacht hätte, wo sie doch morgen früh zur Schule muss.«
    Prentice nickte verständnisvoll. Er hatte selbst drei Kinder, zwei Mädchen und einen Jungen, und wusste alles über die Höhen und Tiefen des Familienlebens. Erschwerend kam hinzu, dass er in der Nähe von Theydon Bois lebte, einem Dorf an der nordöstlichen Peripherie Londons nahe Epping Forest, das berühmt dafür war, dass es keine Straßenlaternen hatte. Es war fünfzehn Meilen von Charing Cross entfernt, sodass Dave mit der Central Line beinahe eine Stunde für den Heimweg brauchte und sicher keine Bedenken hätte, die Kinder zu wecken und seine bessere Hälfte aus dem Bett zu holen, wenn er feststellte, dass er im tiefsten, dunkelsten Essex ohne Schlüssel vor seiner Haustür festsaß.
    Carlyle wurde sich bewusst, dass jemand hinter ihm war, und als er sich umdrehte, sah er einen mageren blonden Mann Anfang zwanzig auf die Empfangstheke zukommen. Er machte ein gequältes Gesicht – lauter Wangenknochen und Pose – und trug einen modischen, teuer aussehenden schwarzen Einreiher mit zwei Knöpfen und ein frisch gebügeltes weißes Hemd. Als er den Tresen erreichte, konnte Carlyle die Aufschrift The Garden in kleinen grauen Buchstaben auf seiner Brusttasche lesen. Das Garden war ein exklusives »Boutique-Hotel«, nur zwei Minuten zu Fuß entfernt, an der St. Martin’s Lane, vom Trafalgar Square ein kurzes Stück die Straße hinein. Es war ein Treffpunkt von unwichtigen Prominenten und Klatschkolumnisten, immer voll belegt mit Wichtigtuern, die wichtige Dinge taten.
    Der junge Mann beachtete Carlyle nicht. Ohne ein Wort zu sagen, reichte er Prentice einen weißen Umschlag und wollte wieder gehen.
    »Einen Moment.« Carlyle legte dem Besucher sanft eine Hand auf die Schulter. »Was ist das?«
    Der Mann blieb stehen, drehte sich um und bedachte ihn mit einem neutralen Blick. »Ich nehme an, es ist ein Brief.«
    »Das kann ich sehen, Sir «, sagte Carlyle mit einem gewissen Aufwand, nicht zuletzt, weil »Sir« kein Wort war, das er gern benutzte. Er ließ sich von Prentice den Umschlag geben und schaute sich die Anschrift mit schwarzen Großbuchstaben an: PER BOTEN – Z. HD. DES DIENSTHABENDEN, CHARING CROSS POLICE STATION . Er warf dem jungen Mann einen Blick zu. »Wer hat Ihnen das gegeben?«
    »Der Concierge im Hotel.« Der Mann zuckte mit den Achseln, als verstünde sich das von selbst.
    Carlyle spürte, wie er innerlich verhärtete. Er konnte selbst oft genug den Beschränkten spielen, wenn ihm danach war, aber er mochte es nicht bei anderen. Nicht, wenn er darunter zu leiden hatte. Er funkelte den Mann an, der einen Schritt zurück machte, bis er an der Empfangstheke lehnte.
    »Wie heißen Sie«, knurrte Carlyle.
    »Anders.«
    »Nachname?«
    »Brolin. Anders Brolin. Ich komme aus Schweden.«
    »Kein Scheiß.« Carlyle schaute Prentice an. »Wie geschaffen für die Rolle.« Prentice zog die Augenbrauen hoch, sagte aber nichts.
    »Pardon?«
    »Nichts.« Carlyle musterte den jungen Mann von oben bis unten. »Woher in Schweden kommen Sie?«
    »Aus Skåne.«
    Das sagte Carlyle nichts. »Woher?«
    »Das liegt im Süden des Landes«, sagte der Mann langsam und deutlich, um sowohl der geografischen Unwissenheit der Engländer als auch der Tatsache Rechnung zu tragen, dass er mit zwei Polizisten redete. »Ich komme aus einem Ort, der Ystad heißt.«
    »Noch nie davon gehört.«
    Brolin schien bei dem Gedanken an zu Hause ein wenig munterer zu werden. »Es ist hübsch, aber sehr ruhig. Es geschieht nie was dort.« Er hätte fast gelächelt, besann sich dann aber eines Besseren. »Es ist ein guter Ort, um Polizist zu sein.«
    »Im Gegensatz zu London.«
    »Im Gegensatz zu London, ja. Hier gibt es zu viele …« Brolin machte eine Pause.
    Carlyle sprang ein: »Zu viele Wichser?«
    »Ja.« Brolin lächelte müde. »Viel zu viele.«
    »Also«, Carlyle schwenkte den Briefumschlag sacht hin und her, »was ist hiermit?«
    »Das hat nichts mit mir zu tun«, sagte Brolin und zuckte unwillkürlich mit dem Kopf in Richtung der Eingangstür. »Ich tue nur, was mir gesagt wird.«
    »Tun wir das nicht alle.« Prentice lachte leise in sich

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