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Die Verbindung: Thriller (German Edition)

Die Verbindung: Thriller (German Edition)

Titel: Die Verbindung: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Craig
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Boutique-Hotel verwandeln sollte. Für den Milliardär war es eine schöne Erweiterung seines globalen Immobilienbestands und zugleich ein Ort, wo er übernachten konnte, wenn er in der Stadt war. Es war jedoch eines der Hotels, in dem Carlyle sich immer unbehaglich fühlte. Der Laden gab sich so enorm große Mühe, stylish zu sein, dass normale Sterbliche wie er jede Hoffnung aufgeben durften, mithalten zu können. Er musste immer als Erstes nach dem Preis fragen und konnte sich daher das Produkt nie leisten.
    Während er darauf wartete, dass der Concierge kam, stand Carlyle in dem blassen gelbgrünen Licht des Foyers und dachte wieder daran, dass er wirklich im Bett liegen sollte. Selbst um diese Uhrzeit betrat ein ständiger Strom von Menschen das Hotel oder verließ es wieder. In Carlyles Augen sahen sie alle zu selbstbewusst, zu zufrieden aus. Das Geräusch von Gelächter kam aus der Light Bar an der Rückseite des Gebäudes herüber geweht, die erst in einer halben Stunde schließen musste. Was für Menschen gingen um halb drei am Montag morgens noch einen trinken, fragte sich Carlyle säuerlich. Junge und reiche, nahm er an, die Art von Menschen, die sich keine Sorgen darum machen mussten, dass ihr Wecker in ein paar Stunden klingelte.
    Carlyle, der mit einem Schuh auf den makellosen portugiesischen beigefarbenen Kalkstein klopfte, nahm eine Ausgabe der Hotelbroschüre in die Hand und roch instinktiv daran. Sie roch teuer und fühlte sichschwer in der Hand an. Er blätterte das Heft durch und musste angesichts des Marketingtexts lächeln, der von einem »absolut originellen urbanen Zufluchtsort«, einem »neuen Paradigma« und einer »Manifestation des kulturellen Zeitgeists« sprach. Die aufwendig gedruckte Broschüre bestätigte nur, dass das Garden nicht sein Ding war, was den Inhabern allerdings keine schlaflose Nacht bereiten würde. Ein ziemlich schäbiger Polizist mittleren Alters gehörte eindeutig nicht zur Zielgruppe eines Spitzenetablissements, das sich an »einen umherziehenden ›Stamm‹ von Weltreisenden« wandte, »die gewohnheitsmäßig in den internationalen Knotenpunkten London, Paris, Mailand, New York, Los Angeles, Miami und dergleichen Zwischenstation machen …«
    Tatsächlich war Carlyle außer Dienst mehr als ein paarmal mit Helen hier gewesen, bevor sie geheiratet hatten. In den Achtziger- und frühen Neunzigerjahren waren sie regelmäßig hierhergekommen, um sich Filme im alten Lumiere Cinema anzusehen, das sich damals im Souterrain des Hotelgebäudes befand. Sie waren einmal in der Hotelbar gewesen, aber der Schaden, den dieser Besuch in seiner Brieftasche angerichtet hatte, war so groß, dass er danach nie mehr um eine weniger bedenkliche Alternative verlegen war. Der Gedanke an diese eine Rechnung ließ ihn immer noch leicht zusammenzucken, zwanzig Jahre, nachdem sie ihm präsentiert worden war.
    Das Lumiere war allerdings eine ganz andere Sache. Er dachte mit Zuneigung, wenn nicht reiner Nostalgie daran zurück. Seine nachmalige Frau nahm ihn mit in französische Filme wie Betty Blue – 37,2 Grad am Morgen und Die Liebenden von Pont-Neuf . Als er auf den Concierge wartete, dachte Carlyle zum ersten Mal seit einer Ewigkeit wieder an jene Tage zurück. Matineen am frühen Nachmittag in einem leeren Kino. Perfekt. Perfekt und lange vorbei, denn das Lumiere war in ein Fitnessstudio umgebaut worden.
    Geduld gehörte nicht zu Carlyles Stärken. Er wartete jetzt seit mehr als fünf Minuten, und er war kurz davor, jemanden anzuschreien, als Alex Miles schließlich hinter einem der Pfeiler im Foyer hervorkam, vorsichtig die Hand ausstreckte und pro forma lächelte.
    »Inspector …« Das Lächeln war von Miles’ Gesicht verschwunden, bevor er die letzte Silbe ausgesprochen hatte. Miles trug ein Paar polierte braune Halbschuhe unter einer frisch gebügelten Bluejeans, ein steifes weißes Hemd und ein Prince-of-Wales-Jackett – grau, mit braun-grünem Karo – und signalisierte auf diese Weise, dass er nicht im Dienst war und deshalb noch großzügiger mit seiner Zeit als üblich.
    »Alex …« Carlyle betrachtete ihn ausdruckslos, womit er seinerseits signalisierte – als ob das zu dieser nachtschlafenden Zeit nötig gewesen wäre –, dass sein Besuch strikt dienstlich sei. Mehr als das: Er signalisierte, dass das Mindeste, was er später an diesem Morgen mit sich nähme, ein weiterer Schuldschein mit Miles’ Namen darauf in Carlyles Gefälligkeitsbank sein würde, deren laufende

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