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Die Verbindung: Thriller (German Edition)

Die Verbindung: Thriller (German Edition)

Titel: Die Verbindung: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Craig
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hundertzwanzig Kilo Haute Couture trägt, die mehr als sechzig Millionen Dollar wert ist. »Was wir nach London bringen, ist eine Ode an die Individualität und Exklusivität«, sagen die Designer. »Nichtverfügbarkeit verleiht der Mode ihre Aura. Wenn sie zu leicht ist, zu erschwinglich, wo bleibt dann die Kunst? Wir zeigen euch die Kunst.«
    »Exklusiv« und »nicht verfügbar« rief ihm das Garden Hotel und die ziemlich übertriebenen Behauptungen in seiner Broschüre in Erinnerung. Es gibt … wie viele? … mehr als sechs Milliarden Menschen auf dem Planeten, dachte Carlyle. Aus welchem Grund kämpfen wir alle so hart darum, einzigartig zu sein? Eine der von Freud entliehenen Lieblingswendungen seiner Frau war die vom »Narzissmus der kleinen Differenzen«. Sie brachte sie normalerweise zur Anwendung, wenn sie ihn wegen der Stammesstruktur und der Beschränktheit von Fußballfans wie ihm selbst aufzog. War Narzissmus der Grund für Ian Blakes Tod? Ein Drang nach exklusiven Erfahrungen? Carlyle legte diese Gedanken in seinem Hinterkopf ab und warf einen abschließenden Blick auf Helmut & Karl. Sie gehörten nicht auf seine Liste »Unbedingt sehen«, entschied er.
    Neben dem Ausstellungsplakat hing eine Reklame für Blossombomb, das erste von dem gleichen dynamischen Duo entworfene Parfüm. Das war eindeutig direkter und zeigte eine fast nackte Frau, die eine Flasche ihres Produkts auf ziemlich einfallslose Weise herumschwenkte. Nach dem Bullshit kommt die harte Verkaufsmasche, dachte Carlyle. Gibt es noch irgendjemanden auf dem Planeten, der inzwischen nicht seinen eigenen Duft hat?
    Er schaute zu Alice hinüber, die immer noch an ihrem Sushi mampfte. Wahrscheinlich hatte sie jetzt schon mehr Werbung gesehen als er bis zu seinem dreißigsten Lebensjahr. Sie war erbarmungslos, unkritisch, allgegenwärtig. Was hielt sie von all dem? Carlyle und Helen warnten sie, dass Reklame eigentlich nur dazu da war, ihr irgendwelchen Mist zu verkaufen, den sie nicht brauchte. Manchmal schien die Botschaft anzukommen, manchmal nicht. Blossombomb war noch nicht das Problem, aber es – oder etwas sehr Ähnliches – würde bald eins werden.
    8.52 Uhr. Sie hatten jene offene Zehn-Minuten-Zone vor neun Uhr erreicht, in der die Mädchen auf dem Pausenhof der Schule abgesetzt werden konnten. Carlyle wusste, dass sie nicht zu spät wären, aber sie wären auch nicht zu früh.
    »Komm«, sagte er ruhig. »Wir machen besser, dass wir runterkommen.«
    »Ja, Dad.« Alice nickte, reichte ihm die mittlerweile leere Plastikschale und nahm ihm den Apfelsaft aus der Hand. Sie trank den letzten Schluck Saft und gab ihrem Vater, dem laufenden Mülleimer, den Becher zurück. Dann hob sie ihren Rucksack auf und ging auf die Treppe zu.
    Carlyle folgte ihr mit vollen Händen, da kein Mülleimer in Sicht war – nur für den Fall, dass ein Terrorist beschließen sollte, eine Bombe darin zu verstecken, um die Kollektion von Helmut & Karl der Vernichtung preiszugeben. »Vorsichtig auf der Treppe«, rief er automatisch.
    »Ja, Dad!«, ertönte eine leicht gereizte Stimme, während ihre kleine Besitzerin aus seinem Blickfeld verschwand.
    Zurück auf ebener Erde standen sie vor der Kirche mit dem langen Namen, St. Giles-without-Cripplegate. Sie war nach dem Schutzheiligen der Bettler und Krüppel benannt und eine der wenigen mittelalterlichen Kirchen in der City of London, da sie sowohl den Großen Brand von 1666 wie auch den Blitzkrieg überstanden hatte. Unter dem gütigen Blick des Heiligen und außer Sichtweite des Schultors gab Carlyle seiner Tochter einen Kuss. Das war der vereinbarte Ort für letzte Demonstrationen elterlicher Zuneigung, weil er als so weit vom Eingang entfernt galt, dass Alice nicht vor ihren Freundinnen blamiert würde.
    »Mach’s gut.«
    »Holst du mich heute Nachmittag ab?«, fragte Alice, als sie damit fertig war, die Stelle an ihrer Wange abzuwischen, wo er sie gerade geküsst hatte.
    »Nein, ich muss wieder zur Arbeit. Ich würde gerne herkommen, aber ich habe im Moment viel zu tun. Mum wird kommen.«
    »Gut. Ich mag es, wenn Mum mich abholt«, sagte Alice fröhlich, was Carlyle nicht wenig enttäuschend fand. Sie hüpfte davon, bewegte sich fünf Meter in Richtung Schule, bevor sie sich wieder zu ihm umdrehte. »War er tot?«
    »Wer?«
    »Der Mann letzte Nacht. Mum sagt, das war der Grund, weshalb du nicht nach Hause gekommen bist.«
    »Ja.« Wie üblich in diesen Situationen fasste Carlyle sich kurz, aber er versuchte

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