Die Verbindung: Thriller (German Edition)
Ziegelstein, der ihn an der Streikpostenkette getroffen hatte.
»Mach dir nichts vor, du wirst immer für andere die Dreckarbeit machen müssen.« Dom nahm die Kippe aus der Untertasse und rollte sie zwischen den Fingern. Er streifte Barbara mit einem Blick und lächelte besitzergreifend. »Was macht die Miller-Sache?«
Seine Frage überraschte Carlyle. Er hatte seit Monaten nicht mehr an Trevor Miller gedacht. Und er war sich nicht bewusst, dass Dom von ihrem kleinen Zusammenstoß im vergangenen Sommer oder seinem ungeklärten Nachspiel gehört hatte.
Zu Carlyles Bestürzung hatte Jill Shoesmith, die Frau in dem Garten an jenem Tag in Orgreave, Zivilklage eingereicht und Schadensersatzansprüche wegen Körperverletzung geltend gemacht. Sie hatte Miller durch Carlyle ausfindig gemacht – unglücklicherweise hatte sie sich seinen Nachnamen gemerkt. Da er der einzige Zeuge war, war Carlyles Aussage entscheidend. Das Nächstliegende – was von ihm erwartet wurde – war, dass er Trevor von vornherein entlastete, aber dazu hatte er keine rechte Lust, vor allem weil Trevor so ein ungeheures Arschloch war. Ihn einfach davonkommen zu lassen, würde bedeutet haben, dass das, was an jenem Tag geschehen war, sorgfältig hätte »interpretiert« werden müssen, und für einen sympathischeren Kollegen hätte er das leicht bewerkstelligen können. Er hätte sogar überredet werden können, es für Miller zu tun – natürlich nicht von dem unnützen groben Klotz selbst, aber von anderen bei der Met.
Die Met wollte allerdings nichts davon wissen. Als Carlyle sich Rat suchend an seinen Vorgesetzten in Shepherds Bush wandte, antwortete der Mann ausweichend und wollte sich nicht festlegen lassen. Je länger das Gespräch dauerte, desto mehr nahm das Gesicht seines Vorgesetzten den Ausdruck eines Mannes an, der mit ansehen musste, wie ein stinkender Haufen Hundescheiße in sein Büro gezerrt wurde. Nach ein paar Minuten brachte er jedoch ein schwaches Lächeln zustande, sagte, er wisse, dass Carlyle »die richtige Entscheidung« hinsichtlich seiner Aussage treffen werde, und komplimentierte ihn zwanglos zur Tür hinaus, die er schnell hinter ihm schloss. Das war Carlyles Einführung in das, was die Metropolitan Police unter Personalmanagement verstand.
Am Ende griff Carlyle auf den Rat seines Vaters zurück – belüge sie nicht, aber sag auch nicht die ganze Wahrheit – und versah die Ermittlung mit einer Aussage, die so kurz und sachlich wie möglich war. Seine Angst wurde durch die Annahme gemildert, die Met würde der Frau ein paar Pfund zuschustern und die Angelegenheit so schnell und leise wie möglich hinter sich bringen. Er war erstaunt und entsetzt, als ihm sein Vertreter von der Police Federation mitteilte, dass es dazu nicht käme und dass man dem Verfahren seinen Lauf ließe. Jill Shoesmith würde ihren Tag vor Gericht bekommen, und Trevor würde vor einem Disziplinarausschuss erscheinen müssen. Das ganze Ding konnte Monate oder sogar Jahre dauern. Schlimmer noch, Miller konnte seinen Job verlieren. Wenn Carlyle sich um dieses Ergebnis um Trevors willen keine Sorgen machte, so machte er sich bestimmt welche um seiner selbst willen. Schuld daran zu sein, dass ein anderer Polizist gefeuert wurde, würde jedes Ansehen, das er innerhalb der Metropolitan Police zu erringen hoffte, im Keim zerstören. Vergiss die Pfeife Trevor Miller – es konnte das Ende von Carlyles eigener Karriere bedeuten, bevor sie überhaupt begonnen hatte.
Doch egal, was da ablief, Carlyle hatte jetzt keine Lust, Dom einen detaillierten Bericht darüber zu liefern, wie er es schaffte, sich karrieremäßig in die Scheiße zu reiten. »Ich habe eine Erklärung abgegeben, und damit hat sich’s, denke ich«, sagte er unverbindlich.
Ein drogeninduziertes Lächeln machte sich auf Doms Gesicht breit. »Und was hast du in deiner Erklärung gesagt?«
»Ich hab einfach gesagt, was ich gesehen habe: wie Trevor die Brust der Frau begrapscht und wie die Frau wegläuft.«
»Scheiß Antwort!« Dom schüttelte den Kopf. »Du hättest nichts sagen sollen, John.«
Carlyle zuckte mit den Achseln – er wusste, dass Dom recht hatte, und verfluchte sich – nicht zum ersten Mal – dafür, dass er so dämlich gewesen war. »Es ist das, was ich gesehen habe«, sagte er lahm.
»Er hätte sie festnehmen können.«
»Das hätte er tun können, hat er aber nicht. Er hat versucht, ihr die Titten abzuschrauben. Normalerweise musst du nach Amsterdam gehen, um so
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