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Die Verbindung: Thriller (German Edition)

Die Verbindung: Thriller (German Edition)

Titel: Die Verbindung: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Craig
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Straße, wo man die Auspuffgase als kostenlose Dreingabe erhielt.
    Carlyle zog es immer vor, drinnen zu bleiben, wo er unter einem in Auflösung begriffenen Plakat der Mannschaft von Juventus sitzen konnte, die 1984 den scudetto gewonnen hatte. Das war das Team von Trapattoni und Platini, höheren Wesen aus einer anderen Ära. Selbst an den arbeitsreichsten Tagen waren ein paar Augenblicke, die er damit verbrachte, ihre Verdienste zu würdigen, nach Carlyles Ansicht keine vertane Zeit.
    Es war inzwischen vierzehn Uhr durch, und der Mittagsbetrieb neigte sich dem Ende zu, sodass das Il Buffone weitgehend leer war. Zwei Geschäftsleute ließen sich noch Zeit mit ihren Milchkaffees und unterhielten sich über das Zustandekommen eines großen Auftrags. In lässiger Übertretung des Rauchverbots paffte jeder an einer Zigarette. Carlyle schaute Marcello, den Inhaber, fragend an, aber der zuckte nur mit den Achseln und wandte sich der Kaffeemaschine zu.
    »Ciao. Buon giorno. Come stai?«
    »Mir geht’s gut, Marcello«, erwiderte Carlyle an dessen Hinterkopf gerichtet. »Und dir?«
    »Prima«, rief Marcello zurück, um bei dem Zischen der Maschine verstanden zu werden. »Cathy besucht heute ihre Mutter, und deshalb bin ich alleine, aber das ist okay. Was willst du jetzt haben? Mittagessen oder Frühstück?«
    Das war eine schwierige Entscheidung, weil Carlyle normalerweise morgens dem Café seinen Besuch abstattete, und ein Mittagsgericht auszusuchen, würde zusätzliches Nachdenken erforderlich machen. Dazu hatte er keine Lust, weshalb er sich für Frühstück entschied.
    »Das Übliche?«, fragte Marcello.
    »Sì, grazie.« Nachdem er damit die gesamte Bandbreite seines gewissenhaft im Lauf der Jahre aufgebauten italienischen Wortschatzes erschöpft hatte, nickte Carlyle Trapattoni und Platini respektvoll zu und schlüpfte in die hintere Nische, wo er auf die Zuteilung seiner regulären Tagesration wartete, die aus einem doppelten Macchiato mit einer dicken Rosinenschnecke bestand.
    Marcello Aversa war vor mehr als dreißig Jahren für eine Woche Ferien nach London gekommen. In dieser kurzen Zeit hatte er es geschafft, sich in ein englisches Mädchen zu verlieben, sich mit ihr zu verloben und sich einen Job zu besorgen. Carlyle war immer wieder aufs Neue beeindruckt, wenn Marcello die Geschichte erzählte. Das musste ein toller Ausflug gewesen sein. Dreißig Jahre später war Marcello immer noch mit Cathy verheiratet und näherte sich dem Ende einer Karriere, in deren Verlauf er mehrere Klubs, Restaurants und Bars in Nord-London und im West End betrieben hatte.
    Vor vier Jahren hatten sie das Café gemietet, um ihrer jüngsten Tochter einen Start ins Berufsleben zu ermöglichen. Die Wirklichkeit, fünf Tage in der Woche jeden Morgen um halb sechs aufstehen sowie sich mit Kunden, dem Ordnungsamt und den Arbeitsschutzleuten herumschlagen zu müssen, hatte sich jedoch als zu viel für die junge Frau erwiesen. Sie hatte nach weniger als einem Monat die Brocken hingeworfen, und als Letztes hatte man von ihr vernommen, dass sie als Rucksacktouristin in Chile unterwegs war. Marcello und Cathy war es jetzt überlassen, die letzten Jahre der Pacht abzudecken, während sie hofften, jemanden zu finden, der ihnen das Café abnahm.
    Carlyles Frau und Tochter waren hier Stammgäste. Marcello und Cathy beteten Alice an, was unweigerlich bedeutete, dass Helen sie ins Herz geschlossen hatte. Das wiederum bedeutete, dass Carlyle sich verpflichtet fühlte, mindestens einmal am Tag hier aufzutauchen. Sein Beruf wurde nie erwähnt, aber im Lauf der Zeit wurde er jedes Mal als oberster Problemlöser herangezogen, wenn das Paar in irgendwelche bürokratischen Schwierigkeiten geriet, was mit entmutigender Regelmäßigkeit geschah. Das einzig Unangenehme, was mit dieser Situation verbunden war, war Marcellos ständige Weigerung, irgendeine Bezahlung zu akzeptieren. Nachdemer gegessen hatte, musste Carlyle ihn regelmäßig zwingen, sein Geld anzunehmen. Es war peinlich, aber nicht so peinlich, wie es wäre, ihre Freundlichkeit auszunutzen.
    Marcello stellte den Kaffee zusammen mit einer riesigen Rosinenschnecke vor ihm ab und öffnete dann diskret die Fenster an der Vorderseite des Cafés, um den illegalen Rauch entweichen zu lassen. Auf dem Weg zurück hinter die Theke fegte er die fast leeren Tassen vor den beiden Geschäftsmännern auf eine Weise zusammen, die zu verstehen gab, dass sie allmählich aufbrechen sollten, und zwinkerte Carlyle zu,

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