Die Verbindung: Thriller (German Edition)
was zu sehen!« Als ob er das wüsste.
Dom stützte sich auf die Ellbogen. »Also bist du der Retter in der Not für diese Schlampe?«, sagte er und schüttelte den Kopf. »Wie beschissen edel von dir.«
Carlyle hatte keine Lust mehr, herablassend behandelt zu werden. »Du weißt nicht, ob sie eine Schlampe ist«, protestierte er, »und selbst wenn, was ändert das? Ich hab nur gesagt, was ich gesehen habe. Ich habe keine Vermutungen geäußert oder irgendwas hinzugefügt, was den Trottel in größere Schwierigkeiten bringen würde, als er sich selber schon gebracht hat.«
Dom sprang vom Sofa auf und wedelte mit den Armen. »Du hast nicht seine Partei ergriffen, du Idiot.«
»Das hat niemand sonst erwähnt«, sagte Carlyle verdrießlich, weil er immer noch wusste, dass Dom recht hatte.
»Das macht die Runde. Du wirst ein für alle Mal abgestempelt sein, mein Sohn.«
»Miller ist ein Arschloch. Er ist zu weit gegangen.«
»Das spielt keine Rolle«, sagte Dom. »Wenn du das nicht kapierst, solltest du nicht bei der Met sein. Es ist ihr Spiel, das nach ihren Regeln läuft. Ich hab jedenfalls gehört, dass er befördert werden soll.«
»Was?« Carlyle verschlug es den Atem. »Du machst wohl Witze.«
Dom sah ihn mit dem verwirrten Blick eines Kiffers an. »Warum sollte ich über so was Ernstes Witze machen? Trevor Miller, der unbrauchbare Scheißkopf, ist mit zwei Empfehlungen aus dem Streik rausgekommen. Er hat Freunde.«
»Freunde?«
»Jawohl, Freunde. Freunde, die dafür sorgen werden, dass diese ganze kleine Schweinerei schnell vergessen wird, ob deine Schlampe nun finanziell abgefunden wird oder nicht. Wenn Trevor diesen Schlamassel hinter sich hat, wird er nach Rosen riechen. Anders als du.«
»Von wegen!«
»Du kannst es mir glauben, oder du kannst es bleiben lassen«, fuhr Dom fort. »Aber in die Pfanne gehauen hast du dich selber. Mach dir nichts vor, Johnny, du bist kein Mannschaftsspieler.« Er lächelte. »Wenigstens nicht, wenn es um die Polizei geht. Also trifft es sich doch gut, wenn ich dir eine Arbeitsplatzalternative anbieten kann.«
»Und was würde ich da tun?«, fragte Carlyle. Auch diesmal wollte er es nicht wirklich wissen.
»Nur ein bisschen Organisieren, ein bisschen Personalmanagement.« Dom grinste. »Dies und das.«
Carlyle wusste genau, wovon er redete.
»Das ist eine Gelegenheit für dich, am Anfang von etwas Großem einzusteigen. Etwas Lukrativem.« Dom zog die Augenbrauen hoch. »Was meinst du dazu?«
Carlyle schaute Dom an, sein freches Lächeln, seine erweiterten Pupillen. Er musste zum Friseur, und er musste sich rasieren. Der Mann hatte recht, was Trevor Miller betraf, aber Carlyle wusste, dass er die Suppe, die er sich eingebrockt hatte, auch auslöffeln musste. Sich mit einem Drogenhändler zusammenzutun war nicht die richtige Methode, mit dieser Situation umzugehen.
»Ich muss jetzt gehen«, sagte er. »Ich werde darüber nachdenken.«
Dom zuckte mit den Achseln. »Wenigstens etwas. Sag mir Bescheid, bevor du wieder anfängst zu arbeiten.«
Carlyle ging zur Tür. »Klar doch.«
»Okay … toll.« Dom lächelte und verabschiedete ihn mit einem freundlichen Winken, aber sie wussten beide, dass Carlyle sich nicht an Doms Termin halten würde.
Als er über die Percy Road marschierte, merkte Carlyle schnell, dass er bohrende Kopfschmerzen hatte. Die Welt drehte sich sanft. Er blieb stehen und versuchte, tief durch den Mund einzuatmen, aber als Lohn für seine Mühe bekam er den Geschmack von Auspuffgasen serviert.
Elf
Im Mittelalter war ein Barbakan ein befestigtes Torhaus, eine der Burg vorgelagerte Verteidigungsanlage. Im 15. Jahrhundert kamen sie außer Mode, als die verbesserte Militärtechnik mit der beweglichen Kanone aufwartete. Deswegen schien es nicht besonders sinnvoll, dass das Barbican Arts Centre and Housing Estate mitten in London in einer Gegend lag, die während des Zweiten Weltkriegs ausgebombt worden war. Die City of London Corporation, die Leute, die den Finanzbezirk der Stadt leiten, bauten das Kulturzentrum – das 1982 von der Königin eröffnet wurde – als Geschenk der City an die Nation. Nun waren die Achtzigerjahre kein großes Jahrzehnt für die Architektur, und was dabei entstand, war ein Tempelturm aus Beton, eine terrassenförmige Pyramide mit einer derart komplizierten Anlage auf mehreren Ebenen, dass es notwendig war, verschiedenfarbige Linien auf den Boden zu malen, damit die Theaterbesucher und Touristen sich nicht auf den
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