Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Verbindung: Thriller (German Edition)

Die Verbindung: Thriller (German Edition)

Titel: Die Verbindung: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Craig
Vom Netzwerk:
bevor er in die mikroskopisch kleine Küche am hinteren Ende verschwand.
    Carlyle nahm einen Schluck von seinem Macchiato und begutachtete die Schnecke. Sie war eine Schönheit, hatte fast den Durchmesser einer alten Single, war aber anderthalb Zentimeter dick und von Zuckerguss überzogen. Marcello bestellte jeden Tag ein halbes Dutzend von dem koscheren Bäcker Grodzinski in Nord-London, vor allem wegen Carlyle, der bekanntlich manchmal vorbeischaute und eine zweite zu sich nahm, wenn sich die Gelegenheit ergab.
    Dies war ein Ritual, das eindeutig nicht überstürzt werden durfte. Carlyle schnitt die Schnecke wie gewöhnlich in Viertel und nahm sich noch eine Sekunde, um sich über die Reihenfolge klar zu werden, in der er sie essen wollte. Dazu würde er eindeutig noch einen Kaffee brauchen, und deshalb leerte er seine Tasse und bestellte einen zweiten doppelten Macchiato. Sobald der eingetroffen war, griff Carlyle nach dem ersten Viertel seiner Schnecke. Es war bereits in seinem Mund, als die Tür aufging.
    »Gibt’s schon irgendwelche Neuigkeiten in dem Schwulenmord?«
    Carlyle kaute, schluckte und lächelte. »Tag, Joe.« Er schaute hoch und sah zu, wie Sergeant Joseph Szyszkowski ihm gegenüber in der Nische Platz nahm. Joe hatte eine frühe Ausgabe der Abendzeitung unter den Arm geklemmt und machte einen begeisterten Eindruck. Der Inspector bewies mehr als ein bisschen Selbstbeherrschung und widerstand der Versuchung, ihn zu fragen, wo zum Teufel er die letzten vierzehn Stunden gewesen war. »Möchtest du irgendwas trinken?«
    »Was kann ich Ihnen bringen?«, meldete sich Marcello hinter der Theke.
    »Ich hab schon zu Mittag gegessen, danke, Marcello«, sagte Joe, »aber ein Latte wäre nicht schlecht.«
    »Kommt sofort.«
    »Ach, bevor ich’s vergesse«, sagte Joe zu seinem Kollegen, »Valcareggi hat angerufen.«
    »Und was hatte Edmondo zu seiner Verteidigung zu sagen?«, fragte Carlyle, der hoffte, dass er keine weiteren italienischen Gangster aufspüren musste.
    »Anscheinend ist der Typ, den wir verhaftet haben, später in einem Gefängnis außerhalb von Rom niedergestochen worden.« Joe legte eine dramatische Pause ein. »Er wurde umgebracht.«
    »Pozzo?« Carlyle schnaubte. »Wenigstens muss er sich jetzt keine Sorgen mehr um sein Gewicht machen, oder?«
    »Wohl kaum«, pflichtete Joe ihm bei. Er griff sich eine Speisekarte und studierte sie eingehend.
    Carlyle gab seinem Sergeant einen kurzen Überblick, während er zuhörte, wie die Kaffeemaschine spuckend und zischend in Aktion trat. Joe war ein Meter siebenundsiebzig groß, hatte sechs Kilo Übergewicht, lange dunkle Haare und einen permanent amüsierten Gesichtsausdruck wie eine etwas größere Version des Schauspielers Jack Black. Sie arbeiteten mittlerweile mehr als vier Jahre zusammen. Carlyle war bekanntermaßen uninteressiert an der Vorgeschichte all seiner Kollegen, aber er hatte trotzdem während ihrer Zusammenarbeit einiges über Joe erfahren. Joseph Leon Gorka Szyszkowski war Pole der zweiten Generation, geboren und aufgewachsen in Portsmouth, bevor er nach London kam, um am Imperial College Geophysik zu studieren. Aus Gründen, die Carlyle nicht verstand, beschloss er, zur Metropolitan Police zu gehen, nachdem er ein gutes Examen gemacht hatte.
    In der größeren Welt Londons waren Polen inzwischen fest etabliert. Viele gingen wieder in ihre Heimat zurück, als die Rezession schmerzhafte Auswirkungen zu haben begann, aber sie galten immer noch als Maßstab für Qualität, Zuverlässigkeit und das Preis-Leistungs-Verhältnis, wenn es um Installationen, Bautätigkeit und andere Wirtschaftsbereiche ging. Sie stellten auch den einen oder anderen Fußballer und viele, viele katholische Priester. Für jede ethnische Minderheit war es allerdings schwieriger, in die relativ geschlossene, konservative Welt der Polizei einzubrechen, als in zivilen Jobs akzeptiert zu werden. Carlyle war bis jetzt nur einem »polnischen« Polizisten in der Met begegnet, und das war Joe. Um gerecht zu sein, wenn er nicht diesen Namen hätte, würde man nie auf die Idee kommen, dass er von polnischen Eltern abstammte. Joe war durch und durch assimiliert, auch wenn er nie eingeladen würde, Mitglied der Freimaurer zu werden, jener ziemlich komischen Geheimgesellschaft – oder »Gesellschaft mit Geheimnissen«, wie sie lieber genannt wurde – und Heimat des allsehenden Auges und des Leitspruchs Ordo ab Chao, »Ordnung aus dem Chaos«, die aus irgendeinem Grund

Weitere Kostenlose Bücher