Die Verbindung: Thriller (German Edition)
schwule Verbrechen war vor drei Jahren aufgelöst worden. Fälle wie dieser hier wanderten jetzt alle in denselben Topf, in diesem Fall seinen Topf.
Joe lehnte sich in seinem Sitz zurück und atmete tief aus. »Eigentlich nicht.«
»Was ist mit der SCD One? Könnte das hier ein Fall für sie sein?«
Unter den elf Spezialist Crime Directorates, den Spezialabteilungen der Metropolitan Police, war das Dezernat für Mord und schwere Verbrechen SCD 1. Es stellte normalerweise ein größeres Ermittlungsteam zusammen, das alle interessanten Mordfälle übernahm. Das bedeutete definitionsgemäß alle, die nicht innerhalb von Stunden gelöst wurden.
»Ich würde nicht darauf wetten, dass sie uns aus der Patsche helfen«, erwiderte Joe. »Das Morddezernat hat im Moment alle Hände voll zu tun. Die Hälfte ist nach Belgravia geschickt worden, um sich um den arabischen Milliardär zu kümmern, der im März einen Kopfsprung vom Balkon seiner Dachwohnung in Mayfair gemacht hat.«
Carlyle nickte. Von dem Fall hatte er gehört.
»Damit sind viele Reisen ins Ausland verbunden«, fuhr Joe fort, »weshalb jeder ein Stück davon abhaben will. Und außerdem hat es keiner besonders eilig, Schluss damit zu machen.«
»Das kann ich mir vorstellen«, sagte Carlyle. Viele Auslandsreisen bedeutete, Ferien von der Familie und jede Menge gut bezahlter Überstunden. Noch besser war, dass nicht wirklich Druck gemacht wurde, um ein Ergebnis zu erzielen. Der übereinstimmenden Meinung zufolge war es ein professioneller Mordanschlag gewesen, und der Killer hielt sich irgendwo im Nahen Osten versteckt, unauffindbar und unantastbar. Alles in allem war es ein großartiger Fall, um daran zu arbeiten. Diejenigen, die das Glück hatten, würden alle, die sich freiwillig meldeten, mit einem Stock vertreiben.
»Mach dir keine Illusionen«, sagte Joe. »Es sieht so aus, als hätten wir den hier am Hals.«
»Wir?«
»Ja, na ja, offensichtlich du, o großer Meister.« Joes Grinsen wurde breiter. »Aber wie üblich werde ich dir vermutlich unter die Arme greifen … wenigstens ein klein bisschen.«
Carlyle nickte förmlich in Joes Richtung. »Du bist zu freundlich.«
»Du musst dich nicht bedanken«, sagte der Sergeant, der eine Verbeugung andeutete. »Wir können genauso gut versuchen, den Fall so schnell wie möglich zu klären.«
»Ganz recht.« Carlyle fuhr sich mit der Hand über die Bartstoppeln und schaute seinen Sergeant mit gespielter Ernsthaftigkeit an. »Heute Morgen ist noch niemand aufgetaucht, um ein Geständnis abzulegen?«
Joe Szyszkowski tat so, als dächte er einen Moment darüber nach, bevor er die unvermeidliche Antwort von sich gab: »Nein.«
»Existiert denn keine heiße Spur, die sich darbot, während ich im Bett lag?«
Wieder tat Joe so, als müsse er kurz überlegen, bevor er den Kopf schüttelte. »Nein.«
»Okay, okay, jetzt mal im Ernst.« Mit einer enormen Willensanstrengung brachte Carlyle eine gewisse Begeisterung für den vorliegenden Fall auf. »Was ist denn mit dem Messer?«
»Das ist ein schönes Stück. Keine Fingerabdrücke. Könnte an mehreren hundert Stellen in der Londoner Innenstadt gekauft worden sein, das heißt, wenn es in letzter Zeit angeschafft wurde.«
»Wollen wir Zeit damit verbringen, das zu überprüfen?«, fragte Carlyle.
»Das geschieht bereits.«
Carlyle ging auf seiner geistigen Checkliste nach unten. »Hast du die Nachricht gesehen?«
»Ja.«
»Was hältst du davon?«
»Da steckt offenbar eine Geschichte dahinter«, sagte Joe. »Der Mörder will uns mitteilen, warum er das hier getan hat.«
»Okay«, sagte Carlyle, der auf einmal ganz konzentriert war. »Haben wir irgendeinen anderen Fall aufgetan, wo der Täter ähnlich vorgegangen ist?«
Joe nahm einen philosophischen Ton an. »Der Modus Operandi in vorliegendem Fall scheint ziemlich einzigartig zu sein. In diesem Jahr hat es in London bis jetzt achtundzwanzig Messermorde gegeben. Im letzten Jahr waren es sechsundachtzig. Die meisten sind entweder familiäre Auseinandersetzungen gewesen, oder Jungs, die sich gegenseitig in Problemvierteln abstechen.«
Carlyle grunzte. Verbrechen aus Leidenschaft oder Verbrechen aus Dummheit, beide Kategorien langweilten ihn zutiefst.
»Wir überprüfen alle anderen«, fuhr Joe fort, »aber es scheint bislang nichts Vergleichbares vorzuliegen … arschmäßig.«
»Hast du dir die Bilder der Überwachungskameras im Hotel angesehen?«, fragte Carlyle.
»Ja.« Joe nahm noch einen Schluck von
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