Die Verbindung: Thriller (German Edition)
seinem Kaffee. »Hat nichts gebracht, obwohl ein amerikanischer Boxer und seine Groupies sich gerade, bevor du aufgetaucht bist, einen Kampf mit dem Management geliefert haben.« Er grinste. »Einer der Frauen wurde dabei ihr Top abgerissen. Sie hatte keinen BH an.«
Carlyle warf ihm einen Blick zu, der besagte: Sollten wir uns nicht besser auf den vorliegenden Fall konzentrieren?
»Das war ziemlich unterhaltsam, verursachte aber ein Chaos. Ich hab einen der Jungs in der Station damit beauftragt, sich den Film noch mal anzusehen, aber ich würde nicht darauf wetten, dass dabei etwas Brauchbares entdeckt wird.«
»Okay.« Carlyle klang enttäuscht. »Sorg nur dafür, dass sie das Groupie mit den Titten nicht bei YouTube einstellen. Und was gibt’s in der Zwischenzeit über das Opfer selber?«
Joe richtete den Blick an die Decke und begann, aus dem Gedächtnis zu rezitieren, eher wie ein Drittklässler, der vor seiner ganzen Klasse steht. »Sein Name lautet Ian Blake, wie du weißt. Siebenundvierzig Jahre alt. Besitzt eine Wohnung in Chelsea – ein Team nimmt sie gerade unter die Lupe. Er arbeitet in dem edelsten aller Berufe, Public Relations, in einer Firma namens Al … soundso.« Joe unterbrach seinen Vortrag und zog ein abgerissenes Stück Papier aus der Hosentasche, um die Notizen zu überfliegen, die er sich darauf gemacht hatte. »Alethia. Sie haben ein Büro an der Park Lane.«
»Alethia war die Göttin der Wahrheit«, erklärte Carlyle. »Eine Tochter des Zeus.«
Joe zog eine Augenbraue hoch. »Und das wissen wir, weil …?«
»Das wissen wir, weil Alice es mir heute Morgen auf dem Schulweg erklärt hat.«
»Spitzenmädchen!«
»Ja«, stimmte Carlyle glücklich zu, »das ist sie bestimmt. Sie ist im Moment völlig in dieses Zeug aus der griechischen Mythologie vernarrt.«
»Es ist gut zu wissen, dass wenigstens ein Mitglied der Familie Carlyle ein Interesse an Kultur zeigt«, feixte Joe.
Carlyle täuschte Entrüstung vor. »Ich lasse mir doch keine Frechheiten von jemandem gefallen, dessen Kinder die ganze Zeit mit ihrem Nintendo DS rumspielen«, sagte er und grinste breit, »und der ein Buch nicht erkennen würde, wenn man es ihm vor den Latz knallte.«
»Sie sind im Takt mit dem Zeitgeist, Chef«, meinte Joe gelassen. »Wir wollen doch nicht, dass sie auf dem Schulhof schikaniert werden, oder?«
»Offenbar nicht. Aber was hat es denn mit dieser Alethia auf sich?«
» PR -Leute«, spottete Joe. »Was für ein passender Name! Sie haben wirklich was für Ironie übrig, nicht wahr?«
»Ja«, pflichtete Carlyle ihm bei. »Apate wäre ein besserer Name gewesen.«
»Weil er was ist?«, fragte Joe, der gerne mitspielte.
» Sie war«, sagte Carlyle mit Betonung, »die Göttin des Betrugs.«
»Ho-ho, sehr gut. Jedenfalls sind PR -Leute nicht nur Ignoranten, was Ironie angeht, sie wissen auch nicht, wie man sein Licht unter den Scheffel stellt. Unter den gegebenen Umständen ist das eine sehr gute Sache. Es bedeutet, dass wir gute Fortschritte dabei machen, ein Bild des Opfers zusammenzustellen.«
»Machen wir die?«
Joe lachte. »O ja. Blakes Bild und eine kurze Biografie nahmen einen prominenten Platz auf der Webseite seines Unternehmens ein.«
»Das hab ich gesehen.«
»Und er ist außerdem auf Facebook.«
»Warum bin ich nicht überrascht?«, brummte Carlyle. »Und was verrät uns diese konkurrenzlose Informationsquelle?«
»Kurz und bündig?« Joe grinste.
»Ja, bitte, Sergeant.« Carlyle nickte und hoffte, etwas Gutes zu hören. »Verdammt kurz und verdammt bündig.«
»Nun ja, er ist ein spurmo . Oder er will uns wenigstens glauben machen, dass er ein spurmo ist.«
»Ein was?«
»Spurmos«, intonierte Joe, »sind straight, proud, unmarried men over thirty – stolze ledige Heteromänner über dreißig.«
Carlyle gähnte, weil ihm noch eine nervtötende Medienerfindung aufgetischt wurde. »Das ist also so was wie ein Metrosexueller?«
»Vielleicht. Etwas in der Art. Möglich. Ich habe keine Ahnung.«
»Im Gegensatz zu einem Retrosexuellen«, sagte Carlyle und schmunzelte, »der seit Jahren keinen mehr gehabt hat.«
»Ja, nun ja … wir sollten unsere familiären Probleme außen vor lassen, findest du nicht?« Joe musste lachen. »Es geht nicht immer nur um dich, weißt du? Wenn du kulturell ein bisschen mehr auf dem Laufenden wärst, wüsstest du, dass George Clooney der Spurmo-Gott ist.«
»Okay.« Carlyle versuchte widerstrebend, etwas ernster zu werden. »Demnach scheinen
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