Die Verbindung: Thriller (German Edition)
Wohnung.«
»Das ist unmöglich.« Joe schüttelte den Kopf. »Wenn wir dort angekommen sind, müssten wir sofort wieder zurückfahren.«
Carlyles Gesicht war ein einziges Fragezeichen. »Warum?«
»Wegen der Pressekonferenz.«
Carlyle warf ihm einen bösen Blick zu. »Welche verdammte Pressekonferenz?«
»Ach ja.« Joes Augen funkelten, während er ebenfalls aufstand und die Arme ausbreitete. »Was denkst du denn, warum ich mich so in Schale geworfen habe?«
Carlyle schaute seinen Kollegen zum zweiten Mal von oben bis unten an. Mit Verspätung bemerkte er, dass Joes übliches Outfit – eine Kombination von schmuddeliger Jeans und T-Shirt – durch seinen einfachen Gerichtsaufzug ersetzt worden war: einen dunkelgrauen Anzug von Marks & Spencer, zerknittertes weißes Hemd und eine dunkelbraune Krawatte.
Während er sein Jackett zuknöpfte, musterte Joe seinen Chef im Gegenzug. »Gegen den Paul Smith hat er natürlich keine Chance. Das ist Qualität.«
Verdammt richtig, dachte Carlyle. Er warf einen Blick auf sein Spiegelbild im Fenster und nickte. Sein Anzug war ein sehr schönes marineblaues einreihiges Paul-Smith-Teil mit drei Knöpfen, das er vor ein paar Jahren für fünfundsiebzig Pfund in dem Oxfam-Laden um die Ecke, an der Drury Lane, gekauft hatte. Es war das einzige Stück in seiner Garderobe, das er sorgfältig pflegte, und deshalb immer noch ziemlich gut in Schuss. Angesichts der Entwicklung der Dinge war er froh, dass er sich nicht für sein alternatives Outfit entschieden hatte, das T-Shirt mit The Clash und eine Jeans. Wennman genau hinsah, konnte man sehen, dass der Paul Smith an manchen Stellen ein bisschen abgenutzt war, aber er befand sich immer noch mehrere Klassen über dem Rest seiner Garderobe und fügte sich gut in die neue Anti-Gammel-Kampagne des Commissioner ein.
»Du hättest dich rasieren sollen«, bemerkte Joe.
»Du hättest dich besser rasieren sollen«, gab Carlyle trocken zurück.
Joe grinste. »Was hältst du von einer Krawatte?«
»Fordere dein Schicksal nicht heraus«, grollte Carlyle. Dann schloss er die Augen. »Warum brauchen wir eine Presse konferenz?«
»Weil Simpson es sagt …«
Superintendentin Carole Simpson war ihre Chefin. Sie hatte ihr Büro in der Paddington Green Police Station und erschien in Charing Cross, wenn sich ein Problem – oder eine Gelegenheit – ergab. Sie war eine Frau in Eile, fünf oder sechs Jahre jünger als Carlyle und konnte immer noch realistisch drei – oder sogar vier – Sprossen auf der Karriereleiter ins Auge fassen, bevor ihre Zeit vorüber war.
Carlyle kannte Simpson inzwischen seit fast zehn Jahren. Anscheinend war sie von irgendwelchen »Vorfällen« verschont geblieben, als sie nicht lange nach seiner eigenen Versetzung nach Charing Cross auf der Bildfläche erschien. Sie war, wie er zugeben musste, verdammt raffiniert. Durch und durch Politikerin, richtete sie den Blick nur nach oben, und bei ihrem Job, der im Wesentlichen ein Verwaltungsposten war, hatte sie sich von Anfang an in ihrem Element gefühlt. Sie konnte auch charmant sein – wenn man ein Mann in einem bestimmten Alter war – also zehn bis fünfzehn Jahre älter als sie – und sie etwas von einem wollte.
Aber Superintendentin Carole Simpson wollte selten etwas von John Carlyle. Tatsächlich herrschte eine unbehagliche Beziehung zwischen ihnen. Sie war frustriert angesichts seiner beharrlichen Weigerung, das Spiel mitzumachen, und seiner Unfähigkeit, seine Gefühle ihr gegenüber zu verbergen. Im Gegenzug hasste er das Gefühl, von ihr für ihre Mission zum persönlichen Ruhm eingespannt zu werden.
Simpson ließ Carlyle kalt. Irgendwie schien das allgemeine Wohl immer exakt auf die Interessen der Superintendentin abgestimmt zu sein. Er fand ihre Einstellung zu ihrem Job vollständig introvertiert, im Grunde fast schwachsinnig: Sie war viel zu beschäftigt damit, sich nach oben zu dienen, um sich über irgendwas anderes Sorgen zu machen. Soweit er sehen konnte, kombinierte Simpson äußersten Egoismus mit der Selbsterkenntnis eines Goldfischs. So oder so betrachtete Carlyle sie mit einer Mischung aus extremem Misstrauen und Antipathie. Andererseits musste er professionell sein, und mit Disziplin und Konzentration konnte er sie gerade so lange ertragen, wie ihre Wege sich nicht zu oft kreuzten. Wenn sie sich doch überschnitten, hatte er immer das Gefühl, er sei kurz davor, seiner Meinung auf eine Weise Ausdruck zu verleihen, die jede Hoffnung
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