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Die Verbindung: Thriller (German Edition)

Die Verbindung: Thriller (German Edition)

Titel: Die Verbindung: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Craig
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zunichtemachte, auch nur die oberflächlichste Arbeitsbeziehung aufrechtzuerhalten.
    »Warum will Simpson eine Pressekonferenz geben?« Carlyle begann seine Schläfen zu massieren, weil er hoffte, dass die Kopfschmerzen, die bereits auf dem Weg waren, in Wirklichkeit nicht eintreffen würden.
    »Wer weiß?« Joe hob die Hände, als wollte er den Himmel anflehen. »Die Medien haben die Geschichte bereits, also will sie wahrscheinlich auf dem Trittbrett mitfahren.«
    Carlyle sah Joe streng an. »Wenn die Presse schon alles hat, was hoffen wir dann, mit einer verdammten Pressekonferenz zu erreichen?«
    Joe zuckte mit den Achseln. »Du weißt doch, wie sie ist.«
    Carlyle nickte. »O ja.«
    »Für Carole gibt es so was wie schlechte Publicity nicht.«
    Carlyle schaute auf seine Armbanduhr. »Wann ist sie angesetzt?«
    »Um halb vier«, erwiderte Joe. »Sie sind schon informiert worden, dass du dort sein wirst. Ich bin nur ein kleiner Bonus.«
    Carlyle knirschte frustriert mit den Zähnen. Wenn sie mit dem Medienzirkus spielten, würde das ihren Job nur schwerer machen. Pressekonferenzen waren die erste Zuflucht der Hirnlosen und Verzweifelten. Im Moment waren sie allerdings noch sehr weit davon entfernt, das eine oder das andere zu sein. »Was will man denn von uns hören?«, fragte er.
    Joe trank seinen letzten Schluck Kaffee. »Nur das Wesentliche. Dass wir ihnen erzählen, was sie schon wissen. Den Täter dieses schrecklichen Verbrechens bitten, sich zu stellen. Zeugen auffordern, sich zu melden. Bla, bla, bla. Die Öffentlichkeit beruhigen.«
    »Muss sie denn beruhigt werden?«
    »Vermutlich nicht.«
    »Noch keine Zeichen einer Massenpanik?«
    »Nein.«
    »Okay, okay.« Carlyle dachte noch etwas darüber nach. Vor zehn Jahren, vielleicht sogar noch vor fünf Jahren hätte er gedacht Scheiß drauf und sich nicht blicken lassen, hätte es Simpson überlassen, sich allein mit den Journalisten herumzuschlagen. Aber der neue, reife Carlyle war zuversichtlicher oder vielleicht nur vorsichtiger. Er wusste, dass es eine Grenze dafür gab, was man sich erlauben konnte, bevor eine Vielzahl von Disziplinarmaßnahmen wirksam wurde und man seine berufliche Zukunft in den Wind schreiben konnte. Deshalb würde er zu der Pressekonferenz gehen, wobei er sich schwor, Simpson das Reden zu überlassen. Es war ihr Auftritt, ihr Ruhm. Sollte sie ihn haben, wenn es das war, was sie wollte.
    »Wir gehen zurück zur Station«, sagte er. »Nach der Pressekonferenz werden wir uns Blakes Wohnung ansehen. Alles Notwendige kann ich in der Zwischenzeit lesen.«
    Ein langer Abend stand ihm bevor, weshalb Vorsorge für sein leibliches Wohl getroffen werden musste. Carlyle warf einen Blick über die Theke und lächelte. »Marcello«, sagte er. »Pack mir bitte die letzte Rosinenschnecke ein. Ich nehm sie mit.«

Zwölf
    Das »Medienzentrum« der Charing Cross Police Station war ein großer, fensterloser Raum im Untergeschoss, für den niemand eine bessere Verwendung gefunden hatte. Er war immer kalt und mit abgestandenen Essensgerüchen von der Kantine nebenan erfüllt. Die grelle Neonbeleuchtung trug zusätzlich dazu bei, dass kein Angehöriger der Presse länger bleiben wollte als unbedingt nötig. Zwanzig Stühle waren wie in einem Theater vor einer leicht erhöhten Plattform angeordnet, auf der bis zu sechs Personen Platz fanden. Hinter der Bühne war ein großes Logo der Met aufgestellt, unter dem in dreißig Zentimeter hohen Buchstaben der Bildtext stand: Wir arbeiten zusammen für ein sicheres London. Auf der hinteren Seite des Raums war Platz für Fernsehkameras und für ein sorgfältig mit Markenzeichen versehenes Ministudio in einer Ecke, in dem Einzelgespräche nach der Pressekonferenz geführt werden konnten, nach Art der Interviews mit einem Fußballtrainer nach einem Spiel.
    Simpsons Pressekonferenz hatte eine angemessene Zahl Teilnehmer angelockt. Dazu gehörten ein Kriminalreporter vom Evening Standard , ein Journalist von einem der lokalen Anzeigenblättchen, ein Typ von der Nachrichtenagentur PA und ein Radioreporter von einem lokalen Sender. Das Fernsehen wurde von ITV s London Tonight und von der BBC London repräsentiert. Wie üblich waren alle bereit, es in der Hoffnung groß herauszubringen, dass frischer Wind in eine Geschichte gebracht werden könne, die nach fünfzehn Stunden ihre beste Zeit fast schon hinter sich hatte. Zur gleichen Zeit war keiner der Journalisten angesichts dessen, was sie bis jetzt hatten, übermäßig

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