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Die Verbindung: Thriller (German Edition)

Die Verbindung: Thriller (German Edition)

Titel: Die Verbindung: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Craig
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begeistert. London mochte nicht die Mordhauptstadt der Welt sein, aber sie war auch nicht der Ort, wo ein Tötungsdelikt schlechthin zu viel Interesse verdiente. Wenn es darauf ankam, den Speichelfluss von Journalisten auszulösen, war Tod notwendig, aber nicht hinreichend. Nachrichtenredakteure brauchten einen pikanten Aspekt, irgendwas mit Sex, Rasse, Drogen, Kindern oder – was heutzutage am besten kam – Prominenz, um der Story Dauer zu verleihen.
    Fünf Minuten nach dem festgelegten Beginn betraten Simpson, Carlyle und Szyszkowski den Raum durch eine Tür hinter der Plattform. Sie wurden von der kleinen Versammlung von Menschen vor ihnen – die weiter plauderten, in ihre Handys sprachen, ihre Sudoku-Quadrate ausfüllten oder, in einem Fall, tatsächlich dösten – mit Gleichgültigkeit begrüßt. Simpson klopfte versuchsweise auf das Mikrofon vor ihr, aber es schien nicht eingeschaltet zu sein. Sie sprach etwas lauter, um das zu kompensieren. »Guten Tag, alle zusammen …«
    Sie wurde unterbrochen, als sich eine Tür hinten im Raum öffnete. Köpfe drehten sich und verharrten einen Augenblick, um anzuerkennen, dass plötzlich ein Stern in ihrer Mitte erschienen war. Die BBC -Reporterin Rosanna Snowdon war in ihrem Chanel-Kostüm viel zu gut angezogen für ihre Umgebung. Ihre Bräune – die vielleicht unecht, aber nicht offensichtlich unecht war –, ihre harten braunen Augen und ihre auftoupierten blonden Haare gaben ihr das Aussehen eines besseren Seifenoper-Stars aus den Achtzigern. Nach Carlyles Ansicht war sie knapp über dreißig. Nach einem Skiunfall, über den allenthalben berichtet worden und der dafür verantwortlich war, dass sie zu Beginn des Jahres einen Monat nicht auf Sendung oder ins Fitnessstudio gehen konnte, sah es so aus, als habe sie ein paar Pfund Übergewicht. Aber die trug sie auf eine gesunde, selbstbewusste Weise, die besagte: Ich muss nicht schlank sein, um sexy zu sein. Sie hatte ein Gesicht, das er als neutral bezeichnen würde, nicht freundlich, nicht feindselig, immer bereit, sich auf die Situation einzustellen. Jedoch auch kein Chamäleon, weil sie immer auf die Sache konzentriert war, um die es gerade ging – Eigenwerbung –, als dass sie sich zu sehr den äußeren Umständen angepasst hätte. Nichts war umsonst, und alles war berechnet.
    Es dauerte eine Weile, bis jeder Mann im Raum sich wieder gefasst und seine Aufmerksamkeit erneut dem Podium zugewandt hatte. Simpson wartete, bis Ruhe eingekehrt war. »Guten Tag, Rosanna«, sagte sie mit eindrucksvoller falscher Vertraulichkeit. »Sehr schön, Sie heute hier zu sehen.«
    Snowdon lächelte, nickte kurz und setzte sich in die im Übrigen leere erste Reihe.
    Simpson machte eine Pause, stellte schnell ihre beiden Mitarbeiter vor und begann dann mit dem Vortrag der vorbereiteten Stellungnahme. Damit schaffte sie es, den größten Teil der für die Konferenz angesetzten Zeit zu füllen, ohne tatsächlich mit irgendeiner neuen Information aufzuwarten. Die Zeilenschinder kritzelten mit und nickten höflich, abgesehen von dem Reporter des Standard , der entweder taub zu sein oder an einem ernsten Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom zu leiden schien.
    Sobald Simpson damit fertig war, ihre Stellungnahme vorzulesen, wandte sich Snowdon sofort an Carlyle. »Ist es wahr«, fragte sie mit süßlichem Lächeln, »dass Sie durch einen Brief von der Leiche in Kenntnis gesetzt wurden, Inspector?«
    Carlyle versteifte sich. »Wir fügen dem, was wir bereits der Öffentlichkeit mitgeteilt haben, nichts Neues hinzu«, hörte er sich automatisch sagen.
    Snowdon erwiderte ihm unverändert freundlich. »Aber es ist doch schon berichtet worden, dass es einen Brief gab … Deshalb würden wir jedes weitere farbige Detail, das Sie uns dazu mitteilen könnten, sehr zu schätzen wissen.«
    Carlyle rang sich ein Lächeln ab. »Ich begreife Ihr Bedürfnis nach Farbe in Ihrer Story, Ms Snowdon«, entgegnete er ruhig, »aber ich muss ebenfalls meinem Job Rechnung tragen. Wir haben wirklich zu diesem Zeitpunkt nichts hinzuzufügen.« Er konnte spüren, dass Simpson ärgerlich wurde, hatte aber den Eindruck, dass er nicht nachgeben dürfe. Diese ganze Veranstaltung hatte schließlich zumindest nominell den Sinn, seiner Untersuchung zu nützen.
    Die anderen Journalisten lehnten sich zurück; es machte ihnen Spaß zu sehen, wie weit dieser behutsame Sparringskampf noch fortgesetzt würde. Snowdon war bewusst, dass man ihr das Mandat erteilt hatte, und dachte

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