Die Verbindung: Thriller (German Edition)
Hoffnung erwähnte, sie damit überzeugen zu können, dass er nicht bloß ein weiterer Irrer war, der mit einem unbrauchbaren Tipp aufwartete. Das war alles, was er tun konnte. Schließlich konnten sie es überprüfen oder nicht; ihm konnte es wirklich scheißegal sein.
Als er den Anruf beendet hatte, ging er zu dem Tisch zurück, wo Dom dabei war, allmählich sein zweites Glas zu leeren.
Carlyle setzte sich nicht. »Ich glaube, wir sollten jetzt aufbrechen.«
»Kein Problem. Ich fahre dich zurück.« Dom trank sein Glas aus und stand auf.
»Danke.« Carlyle nahm einen letzten Schluck von seinem Bier, das seine kalte Frische verloren hatte und mittlerweile warm und abgestanden schmeckte. »Ich muss nur vorher kurz pinkeln gehen.«
Dreiundzwanzig
Ihr üblicher Treffpunkt war eines von einer Reihe von Häusern, die Dominic Silver inzwischen mitten in London besaß. Im Lauf der letzten beiden Jahrzehnte hatte er allmählich einen Immobilienbestand in London aufgebaut, der deutlich mehr als zwanzig Millionen Pfund wert war, selbst nach dem kürzlich erfolgten Börsenkrach. Dieses hier war ein kleines georgianisches Haus in der Meard Street, eine kurze Gasse für Fußgänger zwischen der Dean und der Wardour Street mitten in Soho. Es war vom Bürgersteig zurückgesetzt hinter einem schmiedeeisernen Tor und hatte eine kleine Tafel an der Tür, auf der stand KEINE PROSTITUIERTEN . Carlyle drückte auf den Klingelknopf, und die Tür ging auf. Eine Stimme in der Gegensprechanlage ertönte: »Komm direkt nach oben.«
In dem Haus wohnte Gideon Spanner, ein ehemaliger Fallschirmjäger, der derzeit Silvers Bodyguard Nummer eins, sein Schuldeneintreiber und sein Personal Trainer war. Carlyle fand beide Männer in einem großen Raum, der fast den ganzen dritten Stock einnahm. Abgesehen von einem Sofa und zwei Sesseln, die vor einem Fünfzig-Zoll-Plasmabildschirm von Panasonic standen, war er leer. Carlyle stand in der Türöffnung und beobachtete die beiden Männer, die sich einen Boxkampf ansahen. Die Boxer waren wirklich mit dem Herzen bei der Sache, und der Kommentator stand kurz vor einem Herzinfarkt. In der Ecke des Bildschirms gab es ein Senderlogo, das er aber nicht kannte, wahrscheinlich einer dieser Sportkanäle, die er nicht abonniert hatte. Carlyle wusste praktisch nichts über Boxen, aber dieser Kampf war eindeutig nicht live. Es sah wie die Aufnahme eines alten Kampfes aus den Siebziger- oder Achtzigerjahren aus.
»Was zum Trinken?« Dom schaute lange genug vom Bildschirm hoch, um sein Glas in Carlyles Richtung zu heben.
»Was ist das?«
»Guave, Mango und Bocksdornbeeren. Nicht schlecht.«
»Klingt gut.«
»Unten in der Küche. Bedien dich.«
»Nicht nötig.«
»Nein, geh nur.« Dom nickte zum Bildschirm hin. »Das hier ist fast zu Ende.«
Carlyle brauchte fünf Minuten, um die Küche zu finden und sich etwas Saft einzugießen. Als er zurückkam, ließ er sich in den freien Sessel plumpsen, woraufhin sich alle das Boxen schweigend ansahen. Nach zwei weiteren Runden gab einer der Boxer auf.
Dom stellte den Fernseher stumm und wandte sich an Carlyle. »Leonard gegen Duran Nummer zwei, wird allgemein für einen der größten Kämpfe der Geschichte gehalten.«
Zur Antwort gab Carlyle irgendein unverbindliches Geräusch von sich.
Dom schaute ihn an. »Weißt du überhaupt, wovon ich hier rede?«
»Eigentlich nicht«, gab Carlyle zu.
»Sugar Ray Leonard und Roberto Duran – der Künstler und der Straßenkämpfer. Beide waren hervorragende Boxer. Sie hatten drei berühmte Kämpfe gegeneinander, als wir Kinder waren. Das hier war der zweite und der berühmteste von ihnen.«
»Der Kampf No más «, sagte Gideon, der vielleicht noch nicht mal geboren war, als der Boxkampf tatsächlich stattfand.
» No más bedeutet: ›Mir reicht’s.‹ Das hat Duran angeblich gesagt, als er in der achten Runde aufgab.« Dom wies mit dem Kinn auf den Bildschirm. »Duran streitet ab, das gesagt zu haben, aber es ist so eine gute Geschichte. No más – was für ein toller Schluss. Niemand wollte, dass die Wahrheit einer solchen Geschichte im Weg steht.«
»Interessant«, war alles, was Carlyle dazu einfiel. Die Leidenschaften anderer sorgten bei ihm unweigerlich für Verwirrung.
»Jedenfalls ist es nett, dich zu sehen, John«, sagte Dom. »Du siehst gut aus.«
»Vielen Dank«, erwiderte Carlyle und beugte den Kopf leicht. »Du auch.« Und das stimmte auch. Dom war einer dieser unerfreulichen Zeitgenossen, diemit Ende
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