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Die Verbindung: Thriller (German Edition)

Die Verbindung: Thriller (German Edition)

Titel: Die Verbindung: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Craig
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sondern man musste sie zu einem Preis von mehreren Hundert Dollar extra aus den USA kommen lassen. Carlyle schaute zu, wie ein Mann von der Spurensicherung die Turnschuhe von Guthries sockenlosen Füßen zog und einzeln in Beweisbeutel steckte. Wenigstens war er in seinen Schuhen gestorben, überlegte er und lächelte grimmig.
    Einer der Detectives, der neben der Leiche stand, nahm schließlich Anstoß an seiner Untätigkeit. »Steh da nicht bloß rum und halte Maulaffen feil, Freundchen«, rief er. »Mach dich auf die Socken und klappere ein paar verdammte Türen in der Nachbarschaft ab.« Widerstrebend machte Carlyle sich auf den Weg, um sich bei dem Sergeant zum Einsatz zu melden, der das Klinkenputzen bei potenziellen Zeugen organisierte.
    Zehn Minuten später lieh er irgendeinem alten Knacker sein Ohr. »Die Gegend hier ist wirklich furchtbar geworden«, beklagte sich der Mann. »Der reinste Kriegsschauplatz. Jede Nacht hört man Schreien und Gegröle. Manchmal auch Schüsse. Niemand fühlt sich hier sicher. Man wirft dauernd Blicke über die Schulter, wenn man draußen unterwegs ist. Mir tun nur die Leute mit kleinen Kindern leid.« Er zeigte in die Richtung der Leiche. »Wie erklären Sie das einem Sechsjährigen? Es ist eine Schande, und ihr Leute solltet irgendwas dagegen unternehmen.«
    Carlyle stand da und nickte geistesabwesend.
    Ihr Leute? Vielen Dank.
    Er schaute nach oben auf ein Plakat mit der Aufschrift WÄHLT LABOUR in einem der benachbarten Fenster. Er hatte eigentlich angenommen, dass die Leute, die dahinter wohnten, es inzwischen runtergenommen hätten. Es war mehr als sechsunddreißig Stunden her, dass Margaret Thatcher ihren dritten überwältigenden Wahlsieg hintereinander erzielt hatte. Den Medien zufolge waren sie jetzt alle offiziell »Thatchers Kinder«. Falls es schwierig war, sich zu erinnern, wie das Leben vor ihrer Ankunft gewesen war, so wurde es zunehmend unmöglich, sich vorzustellen, wie das Leben nach ihrem Abschied aussehen könnte – falls sie jemals ihren Abschied nahm, hieß das.
    Mehrere Stunden und Dutzende von Befragungen später fühlte sich Carlyle verschwitzt, hungrig und genervt. Jede Menge Leute hatten das Schreien gehört, jede Menge Leute hatten die Polizeisirenen gehört, jede Menge Leute hatten eine Meinung zu dem Thema, wie es mit dem Viertel bergab ging, und jeder hatte eine Meinung zu der unglaublich hundsmiserablen Arbeit, die von der Polizei geleistet wurde. Andererseits hatte niemand irgendwas gesehen oder irgendeine nützliche Information beizusteuern. Er war entzückt, als das Ende seiner Schicht schließlich näher kam, nachdem er das Angebot des Sergeant, Überstunden zu machen, glatt abgelehnt hatte. Carlyle brauchte eine Dusche und etwas zu essen. Er wollte Helen abholen, um mit ihr Angel Heart im Ritzy zu sehen, und freute sich auf einen unterhaltsamen Samstagabend. Der Job konnte ihn mal …
    Carlyle war inzwischen seit vier Monaten im Revier Brixton Road stationiert. Wenn überhaupt, war es ein herberer Dienst als bei seinen früheren Stationen in Shepherds Bush und Southwark, aber er genoss es ungeheuer. Im Umkleideraum hatte jemand an die Wand gekritzelt: »Partnerrevier von Fort Apache in der Bronx.« Kein unangemessener Vergleich, wenn man bedachte, dass dies das Revier war, wo jeder es ziemlich locker wegsteckte, wenn das Mitglied einer lokalen Bande am helllichten Tag in einer Wohnstraße erschossen wurde.
    Selbst hier, im schlachterprobten Brixton, löste die Nachricht, dass es sich bei der Waffe, mit der Larry Guthrie umgebracht worden war, um eine Browning HP-DA handelte, einen Schauer der Erregung unter allen Dienstgraden aus. Die HP-DA war eine moderne, in Belgien hergestellte Neun-Millimeter-Selbstladepistole und deshalb ein allerdings sehr raffiniertes Ausrüstungsstück für die örtlichen Halbstarken. Noch erstaunlicher war die Tatsache, dass sie absichtlich am Tatort weggeworfen worden war. Dass örtliche Kriminelle sich Schusswaffen besorgten, war eine Sache; dass sie so gute Beziehungen hatten und gut genug ausgestattet waren, um es sich leisten zu können, diese Waffen lässig zu entsorgen, sobald sie abgefeuert worden waren, war eine andere. In der Station gingen Gerüchte um, dass dieser Guthrie-Mord Auslöser einer neuen Runde drogenbedingter Gewalttaten sein könnte, die ihnen ein Aufgebot lokaler und nationaler Politiker mit ihren üblichen Forderungen nach leichten Antworten und schnellen Ergebnissen auf den Hals hetzen

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