Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die verborgene Botschaft: Roman (German Edition)

Die verborgene Botschaft: Roman (German Edition)

Titel: Die verborgene Botschaft: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steffanie Burow
Vom Netzwerk:
finden.«

    Als die Schritte der drei Männer verklungen waren, zog sich Yakub stöhnend an dem Brunnen hoch, hinter dem er sich versteckt hatte. Das Messer hatte ihn rechts oben in den Bauch getroffen, und seine Eingeweide brannten wie Feuer. Blut sickerte aus der Einstichstelle und durchtränkte sein Hemd und die Jacke. Er biss die Zähne zusammen und wankte über den Hof auf den Ausgang zu.
    Nachdem er den Hof verlassen hatte, stolperte er minutenlang orientierungslos umher. Er hatte den Eindruck, immer tiefer in die Altstadt zu geraten. Er brauchte dringend einen Arzt, aber er traute sich nicht, um Hilfe zu rufen. Die Menschen hinter den Mauern würden ihn nicht hören, vermutlich aber Akhun und die beiden anderen. Sein Herz raste, und er merkte, dass seine Beine ihn nicht mehr lange tragen würden.
    Er verließ eine kleine Seitengasse und entdeckte zu seiner Rechten, keine hundert Meter entfernt, eine beleuchtete Hauptstraße. Direkt vor ihm stand ein großer Bagger mitten auf dem Weg. Yakub lehnte seine Wange an das kalte Metall, um sich bei Bewusstsein zu halten. Er musste zur Hauptstraße. Jemand würde ihn in ein Krankenhaus bringen.
    Aus der Gasse hinter ihm erklangen Stimmen. Ohne nachzudenken, hangelte sich Yakub an dem Bagger entlang und suchte nach einem Versteck. Sie durften ihn nicht erwischen. Vor der großen Schaufel des Baggers führte eine kurze Rampe in eine Baugrube. Yakub schlitterte den Hang hinunter und tastete sich durch das Dunkel. Er unterdrückte einen Schmerzensschrei, als er mit der rechten Seite gegen eine harte Kante stieß. Der Schmerz explodierte hinter seinen Augen und zwang ihn in die Knie. Er rang nach Atem. Vor ihm klaffte die Öffnung eines Kanalrohrs. Mit letzter Kraft kroch er hinein. Über sich hörte er Wang und Turdi miteinander reden, dann entfernten sich die Stimmen.
    Mit der rechten Hand hielt Yakub krampfhaft das Kästchen umklammert, das ihm die Türen zu einem neuen Leben öffnen würde. Die Wunde in seinem Bauch pulsierte, aber der Schmerz ließ jetzt nach, und er war sehr müde. Jeder Herzschlag presste mehr Blut aus seiner Leber, in die Turdi ihm mit seinem eigenen Messer gestochen hatte. Es war ein schönes Messer; er hatte es selbst angefertigt und es war so scharf, dass es Papier schneiden konnte.

Xi’an
    Dezember 2004
    L i Yandao sah Marion zwischen den anderen Passagieren aus dem Flughafengebäude treten und winkte. Mit schnellen Schritten kam sie auf ihn zu, aber als sie vor ihm stand, wusste er mit einem Mal nicht mehr, was er tun sollte. Marion schien es ähnlich zu ergehen. Verlegen lächelte sie ihn an und schüttelte dann seine ausgestreckte Hand.
    »Willkommen in China, Ma Li Huo«, sagte er steif.
    »Danke. Es tut gut, wieder hier zu sein.«
    »Wie war dein Flug?«
    »Angenehm.«
    Li Yandao sah zu Boden. Wochenlang hatte er sich ausgemalt, wie es sein würde, Ma Li Huo wiederzusehen, und nun tauschten sie höfliche Floskeln aus. Ihm fiel auf, dass Marion nur Badelatschen trug. In Xi’an herrschten Temperaturen unter null Grad.
    »Hast du keine kalten Füße?«, fragte er erstaunt.
    »Und ob. Kennst du einen guten Schuhladen?« Unvermittelt lachte sie auf. »Wie üblich bin ich in Schwierigkeiten geraten.«
    Li Yandao stimmte in ihr Lachen ein. »Ich hätte es mir denken können«, sagte er und umarmte sie. Der Knoten war geplatzt, die Befangenheit löste sich auf. Marion nahm die Plastiktüte mit ihren Habseligkeiten und hakte sich bei Li Yandao unter. Auf dem Weg zum Parkplatz erzählte sie ihm von ihren neuesten Missgeschicken in den Chungking Mansions. Er hörte kopfschüttelnd zu und dirigierte sie unterdessen zu einem Polizeiauto.
    »Bist du etwa mit deinem Dienstwagen von Kashgar hierhergefahren?«, fragte sie verwundert.
    »Klar. Es hat nur vier Tage gedauert.« Als er Marions perplexen Gesichtsausdruck sah, lachte er erneut. »Ich bin geflogen. Übrigens zum ersten Mal in meinem Leben.« Sein Gesichtsausdruck verklärte sich bei der Erinnerung an den Flug. Es war eine überwältigende Erfahrung gewesen, und das Beste war, dass der Staat sein Ticket bezahlt hatte.
    »Und woher hast du das Auto?«
    »Es ist mir zur Verfügung gestellt worden. Ich habe in der vergangenen Woche ein paar Dinge herausgefunden, die vielleicht doch noch helfen, den Mord an dem Uighuren aufzuklären. Hatte ich dir erzählt, dass ich früher in Xi’an beim chinesischen Interpol-Büro gearbeitet habe?«
    »Nein. Ich dachte, du wärst ein Kashgari.«
    »Ich habe immer

Weitere Kostenlose Bücher