Die verborgene Botschaft: Roman (German Edition)
Unverschämtheit durchkommst, bist du schiefgewickelt«, zischte er. »Mein Partner ist nur deshalb bereit, mit dir zu verhandeln, weil wir seit Jahren zusammenarbeiten und es nie Scherereien gab. Nie! Hüte dich, dein Maul zu weit aufzureißen.«
»Ist ja gut«, sagte Yakub kleinlaut und befreite sich aus Akhuns Griff. Der Ausbruch des sonst so beherrschten Mannes hatte ihn erschreckt. »Ich spreche mit deinem Freund. Er wird einsehen, dass viertausend Dollar einfach lächerlich sind.«
»Das wird sich zeigen«, sagte Akhun barsch. »Gehen wir.«
Vor dem Teehaus wandte sich Akhun nach links und schlug ein schnelles Tempo an, ohne sich zu vergewissern, ob Yakub ihm folgte. An der nächsten Wegkreuzung bog er nach rechts ab und tauchte in eine dunkle Seitengasse ein. Sie überquerten einen Hof, verließen ihn durch eine Hintertür und fanden sich in einer weiteren unbeleuchteten Gasse wieder. Akhun eilte ohne Zögern weiter und änderte noch einige Male die Richtung. Er wollte Yakub verwirren, aber er hätte sich den Aufwand sparen können. Yakub war viel zu sehr damit beschäftigt, sich seine Argumente für das Treffen mit Akhuns geheimnisvollem Partner zurechtzulegen.
Ohne Vorwarnung griff Akhun Yakub plötzlich am Oberarm und zog ihn durch eine unscheinbare Holztür in einen Innenhof. Aus einer angelehnten Tür kroch ein Lichtschein und ließ die hellblauen und türkisfarbenen Mosaiksteine eines alten Zierbrunnens aufleuchten. Bis auf diesen einen Raum lag das hufeisenförmige Gebäude in lautloser Dunkelheit.
»Hier?«, fragte Yakub. Der Ort mit den lauernden schwarzen Schatten gefiel ihm nicht. Ihm wurde bewusst, dass er keine Ahnung hatte, wo er war und mit wem er es zu tun hatte.
Akhun antwortete nicht und dirigierte Yakub auf die erleuchtete Türöffnung zu. Sie betraten einen leeren Raum, in dem eine einzelne Glühbirne von der Decke baumelte. Inmitten des Lichtkreises saß ein kleiner, extrem dünner Chinese mit untergekreuzten Beinen und ließ genussvoll den Rauch einer Zigarette aus seinem Mund entweichen. Der Rauch tanzte um die nackte Glühbirne und schwebte dann unsichtbar in die dämmrigen Bereiche des großen Raumes.
Mit einer knappen Geste forderte der Chinese die Ankömmlinge auf, sich zu ihm auf die verblichenen Filzteppiche zu setzen. Sie ließen sich nieder und beobachteten sich einige schweigsame Minuten lang abschätzend. Yakubs Beunruhigung verflog schnell. Der Chinese stellte keinerlei Bedrohung für ihn dar. Im Grunde war er darüber erstaunt, dass ein so schmächtiges Männchen ein Krimineller sein sollte. Die Kreise, in denen er, Yakub, sich bewegte, waren von rohen Männern dominiert, die keiner Schlägerei aus dem Weg gingen, harten Männern, die einen verweichlichten, bebrillten Chinesen wie den Mann vor ihm nicht ernst nehmen würden. Selbstbewusst unterbrach er die Stille.
»Sie wollten mich sprechen. Wollen Sie mit mir verhandeln?«
»So könnte man es nennen.« Die Stimme des Chinesen war leise und wesentlich tiefer, als seine Statur erwarten ließ. Er sprach fließendes, beinahe akzentfreies Uighurisch.
»Ich verhandle aber nicht.«
»Warum nicht? Es ist ein ganz normales Geschäft: Ich habe Ihnen gesagt, wie viel ich bereit bin zu zahlen. Sie haben mir durch Herrn Akhun mitgeteilt, wie viel das Jadepferd Ihrer Meinung nach wert ist. Wir unterhalten uns und einigen uns auf eine für uns beide befriedigende Summe.«
Die Höflichkeit des Mannes und seine gestelzte Sprache brachten Yakub aus dem Gleichgewicht. In seiner Karriere als Kleinkrimineller war er einen anderen Umgangston gewohnt.
»Ich will hunderttausend Dollar.« Er durfte sich nicht einwickeln lassen.
»Und ich werde Ihnen keine hunderttausend Dollar zahlen. Ihre Forderung ist überzogen, Herr Siddiq.«
»Ist sie nicht!«, entgegnete Yakub aufgebracht. »Ich kann es beweisen.«
Der Chinese sah überrascht von Yakub zu Akhun, der eine fragende Geste machte, um zu zeigen, dass er auch nicht wusste, wovon Yakub sprach.
»Beweisen?«, fragte der Chinese.
Yakub zog den Zeitungsartikel aus der Tasche und warf ihn in die Mitte. Der Chinese nahm das Papier ratlos in die Hand.
»Und? Helfen Sie mir auf die Sprünge, ich kann nur wenig arabische Schrift lesen.«
»Da steht, dass eine chinesische Vase für eine Million Dollar verkauft worden ist. Eine Million! Und Sie wagen es, mir viertausend Dollar anzubieten?«, sagte Yakub wütend.
»Das erscheint mir sehr viel Geld.«
»Seien Sie dankbar, wenn Sie die
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