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Die verborgene Seite des Mondes

Die verborgene Seite des Mondes

Titel: Die verborgene Seite des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Babendererde
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sammlungsplatz zeigte nun direkt zum Mittelpunkt der Erde.
    »Fuck!« Simon richtete sich auf und wischte sich mit dem Arm den Schweiß aus dem Gesicht. Pepper beschnüffelte das Schild, hob das Bein und pinkelte dagegen.
    »Hey, Kumpel, bei dir piept’s wohl?«, schimpfte Simon genervt.
    Julia lachte und schüttelte den Kopf.
    Plötzlich hörte Simon, wie hinter ihnen ein Wagen hielt, und drehte sich um. Es war ein silberfarbenes, aufgemotztes Auto mit Leicht metallfelgen und Doppelauspuff. Zwei feuerrote Streifen führten über Motorhaube und Kofferraum. Jason Temokes protziger Zweisitzer.
    Auch das noch! , dachte Simon.
    Julias Halbbruder stieg aus. Auf dem Kopf trug er ein schwarz-wei ßes Bandana und eine dunkle Sonnenbrille verbarg seine Augen. Die Ärmel seines blütenweißen T-Shirts hatte er nach oben gekrem pelt. Ein blauer Adler breitete seine Schwingen über den rechten Bi zeps.
    »Na, Schwierigkeiten?« Jason grinste breit.
    Simon war auf der Hut, was Jason Temoke betraf. Es war kein Ge heimnis in Eldora Valley, dass Jason Drogen nahm und zu Überheb lichkeit und Aggressivität neigte. Aus unerfindlichen Gründen schien er Simon als Eindringling auf der Ranch zu betrachten und war ihm von Anfang an mit unverhohlenem Misstrauen begegnet.
    »Habt ihr beiden die Sprache verloren oder was ist los?«
    Simon wollte etwas sagen, seine Gesichtsmuskeln zuckten, aber seine Stimme war auf einmal völlig blockiert. Hilflos stand er da und wartete. Wartete auf Erlösung.
    »Wir kriegen das schon hin«, sagte Julia.
    Jason musterte sie hinter den dunklen Gläsern seiner verspiegel ten Sonnenbrille. Es war Simon unangenehm, dass er die Augen des anderen nicht sehen konnte, die mit Sicherheit Julias Körper unver froren taxierten. Unter dem engen Top zeichneten sich deutlich ih re runden Brüste ab.
    »Hey«, sagte Jason, »mein Schwesterherz aus Germany ist eine hübsche kleine Lady. Und sie hat sich bereits mit dem Stotterheini angefreundet. Das ging ja fix.«
    Simon zuckte zusammen wie ein getroffenes Tier und spürte, wie seine Muskeln sich noch mehr verkrampften. Er stand da und versuchte, gelassen zu bleiben. Die Beleidigungen war er gewohnt. Es war das Mitleid, das er viel mehr hasste. Aber da war kein Mitleid in Julias Augen, nur nüchterne Überlegung. Jasons Sticheleien schie
    nen sie kaum zu beeindrucken.
    »Ein Stück Draht oder Strick würde uns weiterhelfen«, sagte sie.
    Jason lief zu seinem Auto, wühlte im Kofferraum und brachte eine kleine Rolle festen Draht zum Vorschein. Er schob Julia zur Seite.
    »Lass mal deinen großen Bruder ran, okay?«
    Mit wenigen geschickten Handgriffen befestigte er das Schild am Zaun, erhob sich und grinste zufrieden.
    »Danke.« Julia stemmte die Hände in die Hüften und schenkte Ja-son ein Lächeln.
    »Nichts zu danken, Schwesterherz. Es war nett, dich endlich ken nenzulernen. Und v-v-viel Spaß n-n-noch mit dem Stotterheini.«
    Jason stieg wieder in seinen silbernen Flitzer, ließ den Motor auf heulen und brauste davon.
    »B-B-Blödmann«, sagte Simon wütend. Jason hatte ihn vor Julia ge demütigt und das würde er ihm nicht so schnell verzeihen.
    Julia sah ihn an und er merkte, wie sie darum kämpfte, ein Lachen zu unterdrücken. Doch es gelang ihr nicht. Sie prustete los.
    Einen Augenblick lang betrachtete Simon sie mit finsterer Miene, dann musste auch er lachen. Nun schon zum zweiten Mal an diesem Tag.

7.

    W ieder zurück auf der Ranch, hielt Simon vor dem Trailer und ließ Julia aussteigen. Das Aufstellen der Schilder hatte länger gedauert, als sie vermutet hatte. Es war bereits später Nachmittag.
    »Danke f-ür die Hilfe.«
    »Es hat mir Spaß gemacht«, sagte Julia und das war die Wahrheit. Sie winkte ihm zu und ging hinein.
    Hanna hob den Kopf, als sie die Tür klappen hörte. Sie hatte auf der Couch geschlafen und auf ihrer Wange zeichnete sich das Mus ter des rauen Stoffes ab. »Na, wie war dein Tag?«
    »Schön und anstrengend«, erwiderte Julia und ließ sich in den al ten Sessel fallen. »Wir waren in den Bergen auf dem Versammlungs platz. Ist schön da oben. Allerdings auch schrecklich heiß.«
    Hanna setzte sich auf. »Bist du mit Simon klargekommen?«
    »Er ist okay«, sagte Julia. »Wir sind übrigens Jason begegnet.«
    »Und? Habt ihr geschwisterliche Beziehungen geknüpft?«
    Sie zuckte mit den Achseln. »Keine Ahnung. Jason war ganz nett. Er hat uns geholfen, als wir keinen Draht mehr hatten.«
    »Na, das klingt doch gut.«
    »Ja,

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