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Die verborgene Seite des Mondes

Die verborgene Seite des Mondes

Titel: Die verborgene Seite des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Babendererde
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wie der zurücklegte, als wäre er etwas Lebendiges. Einmal schien Simon Gefallen an seinem Fund zu haben, steckte den Stein ein und legte dafür einen anderen, den er aus seiner ausgebeulten Hosentasche nahm, an dieselbe Stelle.
    Schließlich holte Simon die Sandwichs, die Würstchen und die Ge tränke aus der Kühlbox und kam zu Julia herüber, die sich vor der Sonne in den Schatten einer Pinie geflüchtet hatte. Pepper bellte voller Vorfreude.
    Julia warf ihren Zopf auf den Rücken und nahm ein Schluck aus der Wasserflasche, um das trockene Gefühl im Mund loszuwerden. Pep-per bekam sein Würstchen. Simon kämpfte mit der Frischhaltefolie, die um sein Sandwich gewickelt war.
    »Du sammelst Steine?«, fragte sie ihn.
    Er sah sie an und zögerte einen Moment, als könnte er zu viel von sich preisgeben, wenn er ihre Frage beantwortete. Aber dann lehn te er sich zurück, langte in seine Hosentasche und reichte ihr einen weißen Stein, der gesprenkelt war mit dunkelgrauen Punkten.
    »Er ist schön.« Julia drehte und wendete ihn in ihrer Hand. Er war warm von Simons Körper und sah genauso aus wie einer der drei Steine, die auf dem Schränkchen neben ihrem Bett lagen. Hatte Si mon sie dort hingelegt? Vermutlich. Sie wollte ihn darauf anspre chen, tat es aber dann doch nicht. Schließlich gab sie den Stein zu rück.
    Simon strich mit dem Daumen über die raue Oberfläche. »Ein ge fleckter Stein ist der Traum eines galoppierenden Appaloosa-Hengstes«, sagte er leise.
    »Was?« Julia sah ihn stirnrunzelnd an.
    »Ach n-ichts.« Er schob den Stein wieder in seine Hosentasche.
    Julia trank noch ein paar Schlucke von ihrem Wasser, das ange nehm kühl geblieben war. Ihr Blick schweifte über das Tal und blieb an dem hohen dunklen Berg hängen. Sie streckte den Arm aus. »Ist das der Mount Tenabo?«
    Simon griff erschrocken nach ihrer Hand und drückte sie nach un ten. »Ja, das ist der T-T-Tenabo. Aber du darfst n-icht auf ihn zeigen.«
    Sie lachte verunsichert. »Wieso denn nicht?«
    »Weil er ein lebendiges Wesen ist und große spirituelle M-acht hat. Er k-k-k . . . also, er könnte böse werden.«
    Julia spürte Simons misstrauischen Blick. Sie versuchte, normal auszusehen, um ihn nicht zu beleidigen. »Verstehe.«
    »Nein, tust du n-icht. Macht aber nichts. Hauptsache, du zeigst nicht mit d-d-dem Finger auf den Tenabo.«
    Sie biss in ihr Sandwich, um nichts erwidern zu müssen. Simon kaute ebenfalls. Eine Weile aßen sie schweigend. Als Simon sein Sandwich verspeist hatte, öffnete er die zweite grüne Flasche. Es zischte und er trank mit geschlossenen Augen.
    »Was trinkst du da eigentlich?«, fragte Julia neugierig. »Sieht ir gendwie giftig aus.«
    Er reichte ihr die Flasche. Sie las das Etikett: Mountain Dew – Bergtau. Was Simon da trank, war eine Art koffeinhaltiger Limona de.
    »Schmeckt das denn?«
    »Probier es aus.«
    Julia setzte an und nahm einen Schluck. Im selben Augenblick, als sich der klebrig süße Geschmack auf ihrer Zunge entfaltete, ver schluckte sie sich und prustete los. Sie bekam einen Hustenanfall und das Zeug schoss ihr aus Mund und Nase. Pepper, der eine La dung abbekommen hatte, sprang erschrocken auf und begann zu bellen.
    »So schlimm?«, fragte Simon besorgt.
    Sie nickte, immer noch hustend und schniefend. »Das ist ja ekel haft süß. Von wegen Bergtau . Wie kann man so was bloß freiwillig trinken?« Angewidert verzog sie das Gesicht. »Davon bekommt man mit Sicherheit schlechte Zähne.«
    »Wirklich?« Simon lachte und zeigte wie zum Trotz eine Reihe strahlend weißer Zähne. »Das ist m-ein Lebenselixier. Ohne b-b-bin ich verloren. Ich würde den ganzen Tag schlafen.«
    Es war das erste Mal, dass Julia ihn lachen sah. Und obwohl sie ihn erst so kurze Zeit kannte, ahnte sie, dass dieses Lachen etwas Selte nes war. Als sie spürte, dass Simon verlegen wurde unter ihrem Blick, begann sie Pepper zu kraulen und entschuldigte sich bei dem Hund für die klebrige Dusche. Sie spülte den Geschmack der süßen Limonade mit Wasser herunter und wischte sich mit den Fingern über die Lippen.
    »Gibt es in Deutschland kein Mountain Dew?«, fragte Simon.
    »Nein, nicht dass ich wüsste.«
    »Dann k-k-könnte ich dort nicht überleben.«
    Pepper bettelte kläffend um ein weiteres Würstchen. Aber Simon hatte keines mehr und so ging der Hund auf Wanderschaft. Er streif te zwischen den Sträuchern umher, scharrte in Mauselöchern und scheuchte Kaninchen auf. Die sengende Hitze schien ihm nichts

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