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Die verborgene Seite des Mondes

Die verborgene Seite des Mondes

Titel: Die verborgene Seite des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Babendererde
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mit den Achseln. »Ich weiß nur, dass Jason Simon nicht ausstehen kann, keine Ahnung, warum. Und jetzt, wo er weiß, dass Simon und ich . . .«, sie stockte, senkte den Blick und schwieg.
    Ada legte ihre Hand auf Julias. »Glaub nicht, dass ich zu alt bin, um eine Ahnung von solchen Dingen zu haben. Simon ist ein sehr einsa mer Junge und du hast ihn zum Lachen gebracht. Kein Wunder, dass er sich in dich verliebt hat. Nur frage ich mich, was du an ihm fin dest.«
    Julia zog ihre Hand fort. Es war dieselbe Frage, die Jason ihr ge stellt hatte. »Ist das so unvorstellbar für dich, dass ich Simon mag?«
    »Unvorstellbar ist gar nichts.« Die alte Frau zog die Mundwinkel nach unten.
    Ich mag ihn, weil er zuhört, dachte Julia. Weil er still ist, wenn andere sich wichtig machen. Weil er glaubt, dass Steine Träume sind. Weil er nicht vorgibt, jemand zu sein, der er nicht ist. Weil er Mitgefühl hat und sterbende Dinge schön findet. Weil er zärtlich ist, weil . . .
    »Anscheinend weißt du es nicht«, sagte Ada ungeduldig. »Als ich so alt war wie du, hatte ich jedenfalls andere Dinge im Kopf. Deiner Mutter wird das Ganze überhaupt nicht gefallen.«
    Was hatte Hanna plötzlich damit zu tun? »Ma ist in Kalifornien.«
    »Ja, aber ich habe die Verantwortung für dich.«
    »Willst du mir verbieten, mit Simon zusammen zu sein?«
    Ada lachte kopfschüttelnd. »Warum sollte ich? Ich hoffe nur, du weißt, was du tust.«
    »Das weiß ich. Und wenn Jason sich normal verhalten würde, wäre alles in bester Ordnung.«
    Die alte Frau wurde wieder ernst. »Jason war ein normaler Junge«, sagte sie. »Aber dann ging sein Vater fort nach Deutschland, um ei ne neue Familie zu gründen. Jason hat seinen Dad schrecklich ver misst. Er war zu klein, um es zu verstehen, aber schon alt genug, um wütend zu sein.«
    Julia schwieg, denn sie spürte, wie sehr dieses Gespräch ihre Großmutter aufwühlte.
    »Er hat keinen Vater gehabt, der ihm beigebracht hätte, anderen nicht vorsätzlich wehzutun«, fuhr Ada fort. »Jason hat seine Wut in Hass verwandelt. Und weil er all den Hass in sich bei klarem Ver stand nicht ertragen kann, vergiftet er sein Hirn mit Drogen und Al kohol.«
    Julia wollte zu einer Erwiderung ansetzen. Sicher – sie konnte ver stehen, dass Jason seinen Vater vermisst hatte. Aber sie weigerte sich, das Verhalten ihres Bruders zu akzeptieren. Jason ist ein Idiot , wollte sie sagen, doch der Kummer im dunklen Gesicht ihrer Groß mutter hielt sie davon ab.
    »Du musst Jason helfen«, sagte sie leidenschaftlich.
    »Und was soll ich deiner Meinung nach tun?«
    »Er muss eine Entziehungskur machen.«
    »Sag ihm das.«
    »Das kannst nur du, Granny. Du bist die Einzige, vor der er Res pekt hat.«
    Ada lehnte sich zurück, atmete tief ein und schüttelte den Kopf. »Es ist kein Respekt, Julia. Jason hat Angst vor mir. Weil ich alles über ihn weiß. Das meiste davon ist nichts, worauf er stolz sein könnte. Er schämt sich und ist wütend auf sich selbst. Jason möchte so gerne, dass ich stolz auf ihn bin. Genauso, wie er wollte, dass sein Vater stolz auf ihn ist.«
    Ada erzählte, dass sie ihren Enkelsohn schon mehrere Male auf dem Polizeirevier hatte abholen müssen, weil er mit Drogen er wischt worden war.
    »Dann musst du erst recht mit ihm reden«, sagte Julia. »Er ist nicht nur eine Gefahr für andere, sondern auch für sich selbst. Ich mag Si mon und Jason ist mein Bruder. Ich will nicht, dass einem von bei den etwas passiert.«
    Sie sah, dass ihre Großmutter Tränen in den Augen hatte. Ada wandte den Blick ab, als wäre es ihr unangenehm, dass Julia es be merkte.
    »Du hast ein gutes Herz und vernünftige Gedanken«, sagte die alte Frau, »weil du das Glück hattest, einen Vater wie John zu haben.«
    Julia wehrte sich gegen die Schuldgefühle in ihrem Inneren, aber sie bekam den Gedanken nicht aus dem Kopf, dass alles irgendwie mit ihr zusammenhing. Sie nahm sich vor, bei der nächsten Gele genheit mit Jason zu reden. Vielleicht erwischte sie ihn nüchtern und bei klarem Verstand. Ihre Granny hatte recht: Ihr Halbbruder war nicht dumm. Doch diese Tatsache machte alles nur noch schlimmer.
    Simon und der alte Mann kehrten erst bei Einbruch der Dunkel heit zurück. Sie hatten unermüdlich geschuftet und einen breiten Streifen Land von jeglicher Vegetation befreit, bis weit in die Berge hinauf.
    Nach dem Abendessen war Boyd schon bald in seinem Fernsehses sel eingeschlafen und schnarchte laut. Simon saß am Küchentisch, ihm

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