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Die verborgene Seite des Mondes

Die verborgene Seite des Mondes

Titel: Die verborgene Seite des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Babendererde
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Rücken fallen und schloss für einen Moment die Augen
    »Ich kann das nicht glauben«, sagte er. »Das hat sie noch nie ge tan.« Boyd hatte Ada mit Sicherheit erzählt, was in der Nacht ge schehen war, aber das änderte nichts an ihrem Tagesablauf.
    Mit einem Seufzen stand Simon auf und begann sich anzuziehen.
    »Du bist nicht ihr Sklave«, sagte Julia. »Lass sie doch rufen.«
    »Deine Granny bringt es fertig und holt mich. Ihr Groll kann furcht bar sein, glaub mir. Ich ertrage es nicht, wenn sie den ganzen Tag durch mich hindurchsieht, als wäre ich Luft.«
    Während er Zähne putzte, zog auch Julia sich an und folgte ihm ei nige Minuten später ins Ranchhaus. Der Boden war noch feucht vom Regen und es duftete stark nach Beifuß. Von den Pappeln vor dem Haus tropfte es, wenn der Wind in die Blätter fuhr.
    Als Julia in die Küche kam, stand Simon neben dem alten Mann am Herd. Boyd schlug Eier am Pfannenrand auf und das Eiweiß blubber te im heißen Fett. Überall lagen Eierschalen herum. Simon kümmer te sich um die Bratkartoffeln, eine Mischung aus der Tüte. Der Großvater legte eine Hand auf Simons Schulter.
    Ada fütterte Tommy und ihre Miene glich einer grimmigen dunk len Holzmaske. Diesmal konnte Julia den Bratfettgeruch kaum er tragen und flüchtete wieder nach draußen. Loui-Loui kam schwanz wedelnd angetrottet und sie kraulte den alten Hund hinter den Oh ren.
    »He, du«, sagte sie. »Vermisst du deinen Kumpel?«
    Die Ereignisse der Nacht standen ihr deutlich vor Augen und sie fragte sich, ob Jason Pepper absichtlich angefahren hatte oder ob es ein Unfall gewesen war.
    Für Simon machte das mit Sicherheit keinen Unterschied. Sein klei ner Freund war tot und das würde er Jason nie verzeihen. Aber für sie selbst war es wichtig, denn Jason war ihr Bruder. Es musste einfach ein Unfall gewesen sein, etwas anderes war undenkbar für Julia.
    Irgendwann kam Simon mit Tommy auf dem Rücken aus der Tür und trug ihn zum Truck. »Das Essen ist fertig«, sagte er zu ihr, als er ins Haus zurückging.
    »Ich glaube, ich kriege heute keinen Bissen runter.«
    »Ein paar Cornflakes, na komm. Lass mich jetzt nicht allein, okay?«
    Boyd aß vor dem Fernseher und Ada telefonierte, während ihr Es sen kalt wurde. Es ging um das Friedenscamp und den Protestmarsch gegen das Projekt »Divine Strake«, beides sollte am kommenden Wo chenende vor dem Testgelände nahe Las Vegas stattfinden.
    Ada sprach mit ihrem Neffen. Sie bat Frank, sich am Wochenende um Tommy zu kümmern, denn er war der Einzige, den der Junge au ßer seinen Großeltern und Simon akzeptierte. Wie es jedoch schien, hatte Frank andere Pläne. Ein verächtliches Grunzen kam aus Adas Kehle.
    »Du musst wissen, was dir wichtiger ist«, sagte sie mit frostiger Stimme, legte auf und verließ das Haus. Knallend schlug die Tür hin ter ihr ins Schloss.
    »Ich werde auf Tommy aufpassen«, sagte Simon.
    »Wolltest du nicht dabei sein?« Erstaunt blickte Julia ihn an.
    »Ja, das wollte ich. Aber jetzt ist alles anders.«
    »Es ist meinetwegen, nicht wahr?«
    »Du bist mir wichtiger.«
    »Ich wollte doch mitkommen.« Insgeheim hatte Julia sich darauf gefreut, mit ihren Großeltern und Simon beim Protestmarsch am Testgelände dabei zu sein. Nun war sie enttäuscht.
    »Vielleicht wird die Polizei alle einsperren, Julia.«
    »Einsperren?«
    »Ja. Das tun sie oft, zur Abschreckung.«
    »Hast du Angst?«
    »N-icht um mich«, sagte er, »obwohl ich nicht wild darauf bin, ein Untersuchungsgefängnis von innen zu sehen. Aber wenn sie dich ein sperren, wirst du vielleicht nie wieder ins Land einreisen dürfen.«
    Julia schluckte. Daran hatte sie überhaupt nicht gedacht. Natürlich wollte sie wiederkommen. So bald wie möglich. Sie würde sich für den Rest der Ferien einen Job suchen, um Geld für den Flug zu spa ren. Vielleicht konnte sie schon in den Weihnachtsferien wieder hier sein, bei Simon. Und bei ihren Großeltern natürlich.
    Sie versorgten die Kühe und Pipsqueak bekam seine Flasche. An schließend holte Simon eine Schaufel. Er hatte beschlossen, Pepper zwischen den Sträuchern am Fuße der Berge zu begraben, wo er so gerne Kaninchen gejagt hatte.
    Julia saß auf einem Stein, während Simon das Loch aushob. Es war erst neun Uhr morgens, doch die Sonne brannte schon wieder un barmherzig vom Himmel. Der Boden hatte die Feuchtigkeit des nächtlichen Gewitters schnell aufgesaugt. Unter einer dünnen feuchten Schicht war die Erde trocken und staubig. Simon trat mit seinem

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