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Die verborgene Seite des Mondes

Die verborgene Seite des Mondes

Titel: Die verborgene Seite des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Babendererde
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waren voller Angst. Julia schnürte es das Herz zusammen.
    »Wir müssen ihn zu einem Tierarzt bringen«, sagte sie.
    Simon schüttelte langsam den Kopf, während er Pepper behutsam streichelte. »Sein Rückgrat ist gebrochen.«
    »Und was willst du jetzt tun?«
    »Was ich tun muss.«
    Julia blickte Simon fragend an. Regen strömte ihm über das Ge sicht und sie sah den blanken Schmerz darin. Aus seiner Brust kam ein Geräusch, das wie ein Schluchzen klang.
    »Ich wünschte, er würde von alleine sterben. Aber er leidet ganz furchtbar.« Simon sah sie an. »Geh in den Wohnwagen, Julia.«
    »Aber . . .«
    »Bitte. Tu, was ich dir sage. Okay?«
    Tränen und Regentropfen mischten sich auf Julias Wangen. Sie streichelte noch einmal über Peppers zuckenden Körper. »Mach’s gut, du kleine Nervensäge«, brachte sie mühsam heraus. Dann er hob sie sich und ging zurück in den Wohnwagen.
    Nass, wie sie war, legte sie sich auf Simons Bett. Für einen Augen blick war es furchtbar still und sie fühlte, was Simon da draußen durchlitt. Pepper war sein treuester Freund. Ein Schuss hallte. Julia krümmte sich zusammen und weinte hemmungslos.
    Es war das Schlimmste, was er je hatte tun müssen: seinen Freund töten. Das einzige Wesen, das vorbehaltlos zu ihm gehalten hatte. Simon wickelte Peppers Körper in eine alte Decke und trug ihn in den Schuppen. Er verschloss die Tür und ging zurück in den Wohn wagen, wo er die Pistole wieder in die Lappen wickelte und unter der Spüle versteckte.
    Im Bad wusch er sich Peppers Blut von den Händen, dann zog er trockene Sachen an. Julia lag zusammengerollt wie ein Embryo auf der Couch. Er wusste, dass sie nicht schlief.
    Als er sich neben sie legen wollte, klopfte es an der Tür. »Wer ist da?«, rief er.
    »Alles in Ordnung, Cowboy?«, kam es von draußen.
    Es war der alte Mann und Simon öffnete ihm.
    Ada hatte Boyd geweckt, weil sie zwischen den Donnerschlägen den Schuss herausgehört hatte, und nun wollte er wissen, was los war.
    »Jason hat Pepper überfahren«, brüllte Simon, Hass und Schmerz in der Stimme.
    »Wo ist Jason?«
    »Weg«, schrie er.
    »Was ist mit Julia?«
    »Sie ist hier, bei mir. Es geht ihr gut.«
    Brummelnd zog der Alte wieder ab.
    Simon legte sich neben Julia. Als er merkte, wie nass ihre Sachen waren, holte er eines von seinen T-Shirts und half ihr, es anzuzie hen. Dann zog er eine Decke über sie beide. Sie schob einen Arm um seine Schulter und rückte so dicht an ihn heran, dass er ihr Herz schlagen hören konnte.
    Sie weiß, wie sich das anfühlt, wenn man jemanden verloren hat, dachte er. Und sie weiß auch, dass alle Worte in diesem Moment überflüssig sind. Er brauchte seine Trauer nicht zu verstecken. Da für war er ihr unendlich dankbar.

20.

    E s war die Stunde vor Sonnenaufgang. Simon wurde wach und spürte die traurige Stille von Peppers Abwesenheit. Kein Hunde-schnarchen, keine wilden Kaninchenträume mehr. Keine feuchte Schnauze am Morgen in seinem Gesicht. Er würde Pepper schreck lich vermissen.
    Vielleicht ist es tatsächlich so, dass einem das Leben nichts schenkt, dachte er. Es gibt und es nimmt. Das war die Lektion. Er hatte Julia bekommen und Pepper dafür hergeben müssen.
    Simon vergrub seine Nase in Julias Haar, das warm war und dufte te. Er war überrascht, wie gut es tat, aufzuwachen und neben je mandem zu liegen.
    Julia drehte sich zu ihm um. »Wie geht es dir?«
    Simon lag auf der Seite, den Kopf auf dem rechten Arm, und strich ihr das Haar aus der Stirn. »Ich bin okay. Und du?«
    »In der Nacht bin ich aufgewacht und wusste nicht, wo ich bin. Ich hatte Angst und bekam keine Luft. Aber du warst da und ich bin wie der eingeschlafen.«
    »Warum hast du mich nicht geweckt?«
    »Weil ich dachte, dass es gut ist, wenn du schläfst.«
    Wie schön ihre Augen waren. Er sah die goldenen Sprenkel darin. Simon strich mit dem Daumen über Julias Lippen. Er wusste nicht, was er ohne sie machen würde.
    Mit einem tiefen Gefühl der Dankbarkeit beugte er sich über sie und küsste sie.
    Julia erwiderte seinen Kuss. Als er seine Hand unter ihr T-Shirt schob, drang plötzlich Adas durchdringende Stimme aus der Ferne an sein Ohr.
    »Simon«, brüllte sie, »wo bleibt das Frühstück? Besser, du bewegst deinen Hintern.«
    Er zog seine Hand zurück und warf einen Blick auf den Wecker. Es war kurz nach sechs Uhr. Am Abend hatte er vergessen, ihn zu stel len, weil er ausnahmsweise anderes im Kopf gehabt hatte. Stöh nend ließ Simon sich auf den

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