Die verborgene Seite des Mondes
plötzlich ein scharfes Bellen.
Splash . Aus den Augenwinkeln heraus sah er, wie der Hund grim mig knurrend seine gelben Zähne fletschte. Es war ziemlich eindeu tig, wen er mochte und wen nicht. Jason ließ erschrocken von Si mon ab und griff nach einer Eisenstange, um sich gegen den Dober mann zu verteidigen.
»Was ist denn hier los?« Es war Frank, der auf einmal vor ihnen stand und die Situation offensichtlich auch ohne eine Antwort sehr schnell erfasste. »Schon gut, Splash«, sagte er. »Jason wollte gerade gehen.«
Jason verzog sich wortlos. Der Hund knurrte ihm drohend hinter her.
Mit einem Mal gaben Simons Knie nach. Frank war mit einem Satz bei ihm und erwischte ihn noch rechtzeitig, ehe er stürzte. Simons linker Arm hing leblos herab und tat höllisch weh.
Frank brachte Simon in seinen Wohntrailer neben der Werkstatt. In der Küche verfrachtete er ihn auf einen Stuhl, drückte ihm den Kopf in den Nacken und ein Stück Küchenpapier unter die Nase. Si mon hielt es mit seiner Rechten fest und es saugte sich sofort voller Blut.
»Junge, Junge«, sagte Frank, »der hat dich aber ganz schön zuge richtet.«
»Ich k-ann meinen Arm nicht bewegen«, stieß Simon mit schmerz verzerrtem Gesicht hervor. »Ich glaube, er ist ausgekugelt.«
Frank betastete Simons linkes Schultergelenk und zog die Stirn in Falten. »Am besten, ich bringe dich ins Krankenhaus.«
»Nein, warte.« Simon hob den Kopf.
»Was ist?«
»Ich hab keine Krankenversicherung.«
Mit einem Stirnrunzeln sah Frank ihn an. »Okay, dann musst du wohl oder übel mit mir vorlieb nehmen.«
Simon schloss die Augen und stöhnte. »Hast du das schon m-al ge macht?«
»Keine Angst, Kleiner. Ich krieg das schon hin.«
Frank half ihm aus seinem Hemd. Dabei war er ausgesprochen be hutsam, was Simon neuen Mut schöpfen ließ. Anschließend musste er sich seitlich auf den Stuhl setzen, sodass der ausgerenkte Arm über die Lehne hing.
»Locker lassen, okay?«
»Ja, verdammt. Nun m-ach schon!« Der Schmerz ließ Simon halb ohnmächtig werden und er sah Sterne aufblitzen. Ihm wurde ab wechselnd heiß und kalt.
»Hast du etwa Angst, Kleiner?«
Noch ehe er ungehalten antworten konnte, hatte Frank so kräftig an seinem Arm gezogen, dass das Gelenk wieder in die Schulterpfanne zurücksprang.
Einige Minuten später hatte Simon zwar immer noch seinen eige nen Schrei im Ohr, aber der Arm ließ sich wieder bewegen und es tat auch nicht mehr so furchtbar weh.
»Was gibt es denn für Meinungsverschiedenheiten mit Jason?«, fragte Frank, während er Simon mit warmem Wasser das Blut aus dem Gesicht wusch. Den Kopf in den Nacken gebeugt, ließ er es mit zusammengebissenen Zähnen über sich ergehen.
»Er will n-n-nicht, dass ich mit seiner Schwester zusammen bin«, nuschelte er.
»Und, bist du?«
»Glaub schon. Au! Fuck.«
»Du musst dich in Acht nehmen. Jason ist unberechenbar.«
»Ich weiß.«
Frank musterte ihn skeptisch. »Ich denke nicht, dass du eine Ah nung hast, wie gefährlich er ist, Kleiner. Jason ist ein drogensüchti ger Freak. Er nimmt Crystal Meth, ein übles Teufelszeug.«
Darauf entgegnete Simon nichts. Er hatte eigene Erfahrungen da mit, aber das wusste niemand hier.
»Jason war n-icht auf Droge«, sagte er schließlich. »Und ich weiß nicht, was er auf einmal hat.« Bis jetzt hatte es Jason immer genügt, ihn zu demütigen und sich vor anderen über ihn lustig zu machen. Doch auf einmal war da dieser Hass, von dem Simon nicht wusste, woher er rührte.
»Ganz einfach«, sagte Frank. »Du warst Jason von Anfang an ein Dorn im Auge, aber eine wirkliche Gefahr warst du nicht. Zusam men mit dem Mädchen bist du es.«
» Gefahr? Ich versteh nicht . . .«
»Denk doch mal nach, Kleiner. Julia ist Adas Enkeltochter und ihr steht ein genauso großer Anteil an der Ranch zu wie Jason und Tracy. Außer den beiden Alten hat niemand ein Interesse daran, dass die Ranch weiterexistiert. Ausgenommen du. Du rackerst da draußen, als würde es um dein Leben gehen. Und dann schnappst du dir auch noch das Mädchen. Da sind bei Jason die Sicherungen durchgebrannt. Er hofft auf ein baldiges Erbe und nun sieht er seine Felle davonschwimmen.«
Simon musste lachen, aber es wurde nur ein ersticktes Husten da raus und wieder lief Blut aus seinen Nasenlöchern. Wenn Frank wüsste, wie es wirklich gewesen war. Dass er viel zu schüchtern war, um sich ein Mädchen einfach zu schnappen . Dass Julia ihn moch te, erschien ihm immer noch wie ein Wunder.
»Das ist
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