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Die verborgene Seite des Mondes

Die verborgene Seite des Mondes

Titel: Die verborgene Seite des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Babendererde
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Ein großer, nagelneuer Fernseher dominierte die andere Hälfte des Raumes. Vor einer durchgesessenen Couch stand ein mit Papptel lern übersäter Tisch. Berge von Zeitschriften türmten sich auf dem Boden. Außer einem Ölgemälde, das die Hügel hinter der Ranch zeigte, waren die Wände schmucklos. Julia sah sofort, dass es ein Bild ihres Vaters war. Er musste es vor langer Zeit gemalt haben, denn seine letzten Bilder waren von ganz anderer Art gewesen.
    Veola saß nebenan in einem hell gestrichenen Raum am Compu ter. Es war das Büro der »Shoshone-Rights«-Organisation. Zur tech nischen Ausrüstung gehörten ein Telefon, ein Faxgerät, ein Kopie rer, der Computer und ein funkelnagelneuer Laptop. Ein Gewirr aus Kabelschlangen wand sich über den Fußboden. In den Regalen an den Wänden stapelten sich Gesetzesbücher und beschriftete Ord ner. Unter dem Fenster klapperte eine Klimaanlage.
    Ainneen saß rauchend am Laptop und begrüßte Ada und Julia mit überschwänglicher Freundlichkeit.
    Veola ließ ein knappes Hallo verlauten, ohne den Blick vom Bild schirm zu nehmen.
    Julia bekam einen Platz am Tisch, wo ein Stapel kopierter Blätter darauf wartete, zu Flyern gefaltet zu werden. Sie machte sich gleich an die Arbeit. Veola, Ainneen und Ada diskutierten über das Frie denscamp und den Protestmarsch. Bisher hatten sich rund achtzig Leute angemeldet. Ada hoffte, dass noch ein paar mehr kommen würden.
    »Früher waren wir fünf Mal so viele«, beklagte sie sich seufzend. »Die Anteilnahme der Leute lässt zu wünschen übrig, obwohl das Ganze so brisant ist wie nie zuvor. Bush reichen seine Spielplätze im Irak und in Afghanistan nicht mehr aus. Er will wieder Atombom ben testen und »Divine Strake« ist der erste Schritt seiner neuen Strategie. Leider kümmern sich die Menschen nur um das, was vor ihrer eigenen Haustür geschieht.«
    »Keine Sorge«, meinte Veola, »sie werden schon kommen.«
    Julia überflog den Flyer, den sie gerade faltete, und erfuhr, dass »Divine Strake« eine sogenannte Bunkerbombe war, die in unterir dischen Atomanlagen im Iran oder in Nordkorea zum Einsatz kom men sollte. Bei diesem Projekt sollte ihre Sprengkraft getestet wer den.
    Angesichts der Sorgen, die ihre Großeltern um die Erhaltung der Ranch hatten, erschien Julia die Rettung der Welt eine Nummer zu groß. Es war etwas, das man in der Tagesschau sah, das beängsti gend war, wogegen man jedoch nicht wirklich etwas ausrichten konnte.
    Das Wochenende würde an Adas Kräften zehren. Kräfte, die sie für ihren Kampf gegen die Minengesellschaft und das BLM viel dringen der brauchte. Julia sah ihre Großmutter an, sah sie mit anderen Au gen. Sie begriff, dass Ada Temoke eine alte Frau war. Alt und müde.
    Simon parkte den Truck auf Franks Hof, der beinahe vollständig mit alten Autoteilen zugestellt war. Splash, Franks Dobermann, zog an seiner Kette und bellte.
    Simon stieg aus, ging zu ihm hin und redete beruhigend auf ihn ein. Der Hund hörte auf zu bellen, er ließ sich von Simon sogar den Kopf kraulen. Bis Splash das zugelassen hatte, waren einige Monate ins Land gegangen.
    Der Hund setzte sich und Simon ging auf die Suche nach Frank. Er umrundete einen alten Traktor, um zum Werkstattschuppen zu gelangen, als urplötzlich Jason vor ihm stand. Aus dem Nichts aufgetaucht wie ein Geist, ragte Julias Bruder jetzt so dicht und groß vor ihm auf, dass Simon erschrocken einen Schritt zurückstolperte.
    Er öffnete den Mund, um etwas zu sagen, doch die Faust, die in seiner Magengrube landete, verschlug ihm den Atem. Simon krümmte sich zusammen und fiel auf die Knie. Jason packte ihn am Arm, riss ihn hoch und er hörte ein scharfes Knacken. Ein Höllen-schmerz schoss durch seine Schulter. Simon schrie und diesmal traf die Faust ihn mitten im Gesicht. Es knirschte, Blut lief ihm aus Mund und Nase und rann ihm die Kehle hinunter. Er hustete, schluckte krampfhaft und versuchte zu atmen.
    »Tu dir selbst einen Gefallen und lass die Finger von meiner Schwester, du Spast«, fauchte Jason ihm ins Gesicht. »Sonst bringe ich dich um.«
    Er versetzte Simon einen Stoß, der ihn rücklings gegen das Schutzblech des verrosteten Traktors warf. Seine Beine gaben nach, aber Jason drückte ihm den Unterarm gegen die Kehle. Simons Hän de griffen ins Leere. Er röchelte, bekam kaum Luft, aber Jason ver stärkte den Druck auf seine Luftröhre noch ein wenig. Schon be gann Jasons wutverzerrtes Gesicht in einer Art Nebel zu verschwin den, da hörte Simon

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