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Die verborgene Sprache der Blumen / Roman

Die verborgene Sprache der Blumen / Roman

Titel: Die verborgene Sprache der Blumen / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vanessa Diffenbaugh
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russischen Küche aus, nahm aber an, dass sie besser war als das Schinkenformfleisch, das ich direkt aus der Packung hatte verspeisen wollen.
    »Wie du meinst«, sagte ich. »Aber ich bin um fünf verabredet.«
    Renata lachte. Wie sie sicher wusste, war es ausgeschlossen, dass ich an Weihnachten irgendwo erwartet wurde.
     
    Renatas Mutter wohnte im Richmond District. Wir nahmen den größtmöglichen Umweg quer durch die Stadt.
    »Meine Mutter ist erdrückend«, erklärte Renata.
    »In welcher Hinsicht?«
    »In jeder«, antwortete sie.
    Wir hielten vor einem grellrosafarbenen Haus. An einem Holzmast wehte eine Weihnachtsfahne, und auf der kleinen Veranda drängten sich leuchtende Plastikfiguren: Engel, Rentiere, Eichhörnchen mit Weihnachtsmannmützen und tanzende Pinguine mit Wollschals.
    Als Renata die Tür öffnete, schlug uns die Hitze wie eine Wand entgegen. Männer und Frauen saßen auf den Polstern, den Armlehnen und der Rückenlehne des einzigen Sofas. Jungen und Mädchen im Schulalter lagen bäuchlings auf dem flauschigen Teppich, und Kleinkinder stolperten über ihre mageren Beinchen. Ich trat ein und zog Jacke und Pulli aus. Doch der Weg zur Garderobe, wo Renata mit einer Frau in schätzungsweise meinem Alter sprach, war völlig von kleinen Körperteilen versperrt.
    Während ich an der Tür wartete, drängte sich eine ältere, molligere Version von Renata durch die Menschenmenge. Sie hatte ein großes Holztablett mit Orangenschnitzen, Nüssen, Feigen und Datteln in der Hand.
    »Victoria!«, rief sie bei meinem Anblick aus. Sie reichte das Tablett Natalya, die sich auf dem Sofa räkelte, und kletterte über die Kinder hinweg zu mir hinüber. Als sie mich umarmte, wurde mein Gesicht in ihre Achselhöhle gedrückt, und die ausgestellten Ärmel ihres grauen Wollpullovers schlangen sich um meinen Rücken wie Lebewesen. Sie war eine hochgewachsene Frau und kräftig. Nachdem ich mich endlich befreit hatte, packte sie mich an den Schultern und hob mein Gesicht an, um mich zu betrachten. »Süße Victoria«, sagte sie. Ihr langes, gewelltes weißes Haar wogte und kitzelte mich an den Wangen. »Meine Töchter haben mir so viel von dir erzählt, dass ich dich schon gern hatte, bevor ich dich kannte.«
    Sie roch nach Primeln und Apfelmost. Ich löste mich von ihr. »Danke für die Einladung, Mrs. …« Ich brach ab, als mir klarwurde, dass Renata mir nie ihren Namen verraten hatte.
    »Martha Rubina«, erwiderte sie. »Aber ich höre nur auf Mutter Rubina.«
    Sie streckte die Hand aus, als wolle sie meine schütteln, lachte auf und umarmte mich wieder. Wir standen in einer Ecke, und nur die dicke verputzte Mauer hinter mir verhinderte, dass ich umkippte. Dann zog sie mich vorwärts, legte mir den Arm um die Schulter und führte mich durchs Zimmer. Die Kinder machten hurtig Platz, während Renata, die in einer Ecke auf einem Klappstuhl saß, uns grinsend beobachtete.
    Mutter Rubina brachte mich in die Küche, wo sie mich an einen Tisch vor zwei überquellende Teller setzte. Auf dem ersten lag ein großer panierter Fisch im Ganzen, garniert mit Gewürzen und einer Art Wurzelgemüse. Auf dem zweiten türmten sich Bohnen, Erbsen und Petersilienkartoffeln. Dann gab sie mir eine Gabel, einen Löffel und eine Schale Pilzsuppe. »Wir haben schon vor Stunden gegessen«, sagte sie, »aber ich habe dir etwas aufgehoben. Renata meinte, dass du Hunger haben würdest, was mich sehr freut. Für mich gibt es nichts Schöneres, als meine Familie zu bekochen.«
    Mutter Rubina nahm mir gegenüber Platz. Sie filetierte den Fisch für mich, steckte den Finger in die Erbsen und wärmte sie noch einmal auf, nachdem sie sie für zu kalt befunden hatte. Dabei machte sie mich mit allen bekannt, die vorbeikamen: Töchtern, Schwiegersöhnen, Enkeln und Freunden und Freundinnen verschiedener Familienmitglieder.
    Ich blickte zwar auf und nickte, legte die Gabel aber nie aus der Hand.
     
    Ich schlief bei Mutter Rubina ein. Eigentlich hatte ich das nicht gewollt, doch nach dem Essen verdrückte ich mich in ein leeres Gästezimmer und fiel wegen des schweren Essens und der schlaflos verbrachten Nacht in Bewusstlosigkeit, beinahe bevor mein Körper die Matratze berührte.
    Am nächsten Morgen lockte mich Kaffeeduft aus dem Bett. Ich streckte mich und ging den Flur entlang, bis ich das Badezimmer fand. Die Tür war offen. Drinnen stand Mutter Rubina hinter einem durchsichtigen Plastikvorhang unter der Dusche. Bei ihrem Anblick wirbelte ich herum und

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