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Die verborgene Stadt - Die Prophezeiung

Die verborgene Stadt - Die Prophezeiung

Titel: Die verborgene Stadt - Die Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V Panov
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ihre Freunde, die ihnen in der Stunde der Not zu Hilfe eilten, als ein grausamer Feind sich anschickte, ihre Ehre zu beschmutzen. Zahlreiche Balladen schufen die Dichter des Geschlechts Oss, um diesen ruhmreichen Sieg zu besingen.«
    »Mist«, flüsterte Cortes hinter vorgehaltener Hand als Reaktion auf diesen schwülstigen Unfug. »Unser Freund ist wieder mal auf einem poetischen Trip.« Er überlegte kurz und antwortete dann im Tonfall des Rattenbändigers. »Ich bin glücklich, dass unser großartiger Sieg und mein bescheidener Beitrag dazu im Gedächtnis der Ossen haftengeblieben sind, und höre immer mit Freuden die Balladen ihrer begnadeten Dichter.«
    »Soll ich dir eine vorsingen?«
    »Nicht nötig, ich habe sie auf Band«, versicherte der Söldner eilfertig.
    »Alle?«, erkundigte sich der Jäger skeptisch.
    »Selbstverständlich«, beteuerte Cortes und wies auf seinen Begleiter. »Darf ich vorstellen, Tschuja, das ist Artjom.«
    »Freut mich aufrichtig, dich kennenzulernen, Freund eines großen Kriegers«, bekundete Tschuja würdevoll. »Zweifellos hast du in deinem Leben zahllose Heldentaten vollbracht, die es verdient hätten, in den wundervollen
Balladen unserer glänzenden Dichter gerühmt zu werden.« Der Jäger setzte sich munter auf den Boden und fixierte Artjom mit seinen großen, hervortretenden Augen. »Erzähle mir davon.«
    Die roten Pupillen des Jägers hatten die Form vertikaler Schlitze wie bei Katzen und je nach Lichteinfall erweiterten sie sich oder zogen sich zusammen.
    »Artjom spricht noch nicht besonders gut Russisch«, sprang Cortes seinem Begleiter bei, »aber sobald er unsere Sprache besser beherrscht, wird er dir gewiss einen Besuch in dieser Klo…, ähm, in diesem Labyrinth abstatten und dir von seinen Heldentaten erzählen.«
    Seufzend fand sich Tschuja damit ab, dass den beiden nicht nach Geschichtenerzählen zumute war. Er stieß einen kurzen, kaum hörbaren Piff aus, und die Ratten verschwanden in der Dunkelheit. Dann sah er den Söldner mit ernster Miene an.
    »Was hat die beiden großen Krieger ins Labyrinth geführt ?«
     
     
    Residenz des Boten
Moskau, Nowy Arbat
Mittwoch, 28. Juli, 01:50 Uhr
     
     
    Diese verdammten, verhassten Wände! Schweigsame, bösartige Beobachter! Was habt ihr gesehen? Was wollt ihr noch sehen? Was?!
    Was?!!
    Was?!!!

    Wie von Sinnen trommelte Lubomir mit den Fäusten gegen den kalten Granit, und sein Herz raste.
    Verfluchte Wände! Warum muss ich hier in diesem Loch sitzen, in diesem Gefängnis aus Stein? Ich will hinaus in den Wald, ins weiche Moos unter den Bäumen! Ich hasse Steinmauern! Ihr feindseliges Schweigen ertrage ich nicht länger! Wo ist mein Wald? Mein Wald!
    Wehmütig erinnerte sich Lubomir an das kleine Wäldchen und den Wintergarten, die ihm in der Verbannung Trost gespendet hatten, und atmete durch.
    Ruhig Blut. Ich werde einen Wald bekommen, einen richtigen, meinen eigenen Wald! Und inmitten dieses Waldes wird mein Palast stehen, umgeben von den größten Bäumen, gesäumt von den üppigsten Wiesen, unter dem blauesten Himmel und am Ufer des saubersten Sees! Nur Geduld …
    Rastlos sah sich der Bote um. Der Blick seiner trüben grünen Augen schweifte über die Marmorsäulen und die dünnen Ketten, die sinnlos daran herunterhingen. Es war niemand mehr da. Völlig verstört stützte sich der Zauberer mit der Hand gegen eine der Säulen. Hier war doch diese eine gewesen, die Kleinste, die mit dem drolligen Muttermal auf der rechten Schulter. Oder hatte er die schon …?
    Gegen Lubomirs Knie schmiegte sich sanft das Tischchen mit den säuberlich darauf angeordneten Sezierbestecken. Ein Blick des Zauberers genügte, dann drängte es sich noch heftiger an ihn und krümmte den Rücken, damit er bequem eines der Präzisionswerkzeuge auswählen konnte.

    Hirnloses Gerümpel! Lubomir trat mit dem Fuß gegen das Tischchen, das beleidigt mit den Bestecken klapperte und sich an die Wand zurückzog. Dort verharrte es wie ein geprügelter Hund, der darauf hofft, dass ihn sein Herrchen wieder zu sich ruft.
    Keine Sorge, dachte der Zauberer, ich werde dich schon bald wieder brauchen. Wie lange stehe ich jetzt schon neben mir? Eine Stunde? Zwei? Ich weiß es nicht mehr. Das kommt alles von der Anspannung. Der Krieg treibt mich in den Wahnsinn. Ich muss mich entspannen, mich abreagieren! Immer öfter. Warum ist hier niemand?
    Frierend und mit rollenden Augen tigerte Lubomir zwischen den Säulen auf und ab.
    War nicht doch noch eine Gefangene

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