Die verborgene Stadt - Die Prophezeiung
wölbten sich die sanften Hügel ihrer … Kurzum – es war Lana, die Blondine aus der Eidechse .
»Artjom, ich habe schon die halbe Stadt nach dir abgesucht. « Der Blick ihrer smaragdgrünen Augen wanderte zu dem Sergeanten. »Wo haben Sie ihn denn aufgegabelt ?«
»Sie kennen ihn?«
»Wie soll ich sagen?« Lana sah Artjom zärtlich an. »Natürlich kenne ich ihn.«
Das grimmige Gesicht des Sergeanten zerschmolz zu einer entrückten Grimasse und seine Hand entfernte sich wieder von den Handschellen. Sein Kollege, der die ganze Zeit gelangweilt am Steuer des Jeeps ausgeharrt hatte, machte bemerkenswerte physiologische Veränderungen durch: Sein Hals wuchs besorgniserregend in die Länge, und seine Augen waren kurz davor, aus ihren Höhlen zu kullern. Als die junge Frau sich davon überzeugt hatte, dass sie im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit steht, strich sie sich lässig durchs blonde Haar und löste damit eine Woge beglückender Gefühle aus.
»Hätten Sie etwas dagegen, wenn ich meinen Freund mitnehme, Sergeant?«, fragte Lana. »Wir hätten da noch eine Kleinigkeit zu Ende zu bringen.«
Die Polizisten leckten sich einträchtig über die Lippen und begannen zu schwitzen.
»Wenn Sie gut auf ihn aufpassen …«
»Ich verspreche, dass ich ihn nicht mehr entwischen lasse«, versicherte Lana lächelnd. »Artjom, spring rein.«
»Na, hau schon ab«, zischte der Sergeant.
Artjom schwang sich auf den Beifahrersitz. Noch während er die Tür schloss, gab Lana Gas, und der Mustang brauste davon.
»Vielen Dank.« Artjom atmete erleichtert durch. »Du bist genau im rechten Moment aufgetaucht.«
»Ich weiß«, erwiderte Lana souverän und bog in halsbrecherischem Tempo um die nächste Kurve. Sie hatte es offensichtlich eilig, außer Sichtweite der Polizeistreife
zu kommen. »Die Verborgene Stadt gerät nur ungern ins Visier der Polizei. Was hast du ausgefressen?«
»Offenbar sah ich zu schmutzig und verdächtig aus.«
»Du stinkst nach Labyrinth«, bemerkte die junge Frau und rümpfte demonstrativ die Nase. »Kannst du dich irgendwo waschen?«
»Nein.«
»Bist du ein Penner? Oder drängst du dich als Gast zu mir nach Hause auf?«
Artjom fand das eine ausgesprochen gute Idee.
»Ich werde gesucht.«
»Du drängst dich also auf. Warum hast du dich dann im Club nicht mehr bei mir sehen lassen? Das hattest du doch vor.«
»Mir ist etwas dazwischengekommen.«
»Du bist abgehauen.«
»Ja.«
»Vor wem?«
»Vor den Luden.«
»Oho!«
Lana steuerte den Mustang in eine Seitengasse, hielt abrupt an und drehte sich zu Artjom um. Der weiße Stoff der Bluse spannte sich eng über ihre Brüste und die grell geschminkten Lippen formten ein süffisantes Lächeln.
»So eine große Nummer bist du?«, fragte sie.
»Nein. Die Luden haben mich einfach enttäuscht.«
»Interessante Antwort«, entgegnete Lana und fixierte ihn mit leicht zusammengekniffenen Augen. »Du bist noch nicht lange in der Verborgenen Stadt, stimmt’s?«
»Wie kommst du darauf?«
»Ein Herrscherhaus kann doch niemals enttäuschen, Artjom. Man begegnet ihm entweder mit Hochachtung oder mit Furcht. Angeberei und Respektlosigkeit können dich dagegen teuer zu stehen kommen.«
»Wie teuer?«
Lanas Pose war unwiderstehlich: die Linke lässig am Steuer, der Oberkörper mit der halbnackten Brust zu ihm gedreht, das rechte Bein neckisch hochgezogen und auf die Mittelablage gestützt, das linke im Fußraum verschwindend, ihre vollen, leicht geöffneten Lippen und dann diese unglaublichen, riesigen Augen, die ihn bezauberten, lockten und ihm alles Glück der Welt versprachen.
Artjom beugte sich vor und küsste Lana. Er versank förmlich in ihren weichen, zärtlichen Lippen, die eine Spur bitter schmeckten und mit jeder Sekunde dieses leidenschaftlichen Kusses eine höhere Dosis dieser betörenden Herbheit verströmten. Artjom spürte, dass etwas nicht stimmte, dass eine unfassbare Macht sein Hirn vernebelte, immer tiefer in seine Seele eindrang und ihn gefügig machte. Er verlor völlig die Kontrolle und fand keine Kraft, sich von diesem verzehrenden, giftigen Kuss loszureißen. Im Gegenteil, immer heftiger presste er die junge Frau an sich, als hätte er es besonders eilig, ihrem Zauber zu erliegen. Bereitwillig ließ er sich fallen und ergötzte sich an der verderblichen Süße der Ohnmacht.
Artjoms Gehirn war gut abgeschirmt. Als ihr das klarwurde, griff Lana, eine Fee des Grünen Hofs, zum Kuss der Rusalka , einem alten Zauber, der ausschließlich
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