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Die verborgene Stadt - Die Prophezeiung

Die verborgene Stadt - Die Prophezeiung

Titel: Die verborgene Stadt - Die Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V Panov
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Gummihandschuhe abzog. »Sei gegrüßt, Säbel.«
    »Hallo, Bruder Lapsus.« Der Clanführer hielt inne und überdachte die Situation. »Müssen wir denn hier auf der Schwelle reden?«
    »Natürlich nicht«, entgegnete der Erli großmütig. »Aber ich lasse nur dich und diesen Uibujen herein.« Er wies mit einer Kopfbewegung auf Navaja. »Die anderen müssen draußen bleiben.«
    »Einverstanden.«
    »Und nimm das Kopftuch ab, mein Sohn«, mahnte Bruder Kurvus. »Die Eremitage ist schließlich ein Gotteshaus und keine Kneipe.«
    Die Rothauben nahmen gehorsam die Bandanas von den kahlgeschorenen Köpfen ab und traten ein.
    Durch einen kurzen, hell erleuchteten Korridor führten die Mönche ihre Gäste in ein kleines Zimmer, in dem
sich offenbar gerade die Nachtschicht die Zeit vertrieb. Zur Einrichtung gehörten ein wuchtiger Holztisch, auf dem ein Teller mit belegten Broten und eine angebrochene Flasche Cognac der Marke Moskowski standen, einige bequeme Stühle, ein Bücherschrank und eine Minibar. Auf einem Kästchen im entfernten Eck des Raums stand eine Stereoanlage, und über der Tür hing ein Fernseher, der zwar eingeschaltet war, jedoch ohne Ton lief.
    »Setz dich, Säbel. Im Stehen redet sich’s nicht gut«, schlug Bruder Lapsus vor.
    Die Fötidos nahmen würdevoll auf den angebotenen Stühlen Platz, wobei sich Navaja schon beim Hinsetzen eines der Brote vom Teller fischte.
    »Es geht um eine sehr ernste Angelegenheit, Bruder Lapsus«, begann Säbel salbungsvoll. »Wie soll ich sagen … ähm …«
    »Gewiss ist es ernst«, nickte der Mönch. »Sonst hättet ihr ja nicht nach dem Prior verlangt. Wo brennt’s denn?«
    »Wir sind bestohlen worden«, sagte der Fötido, und sein einziges Auge bohrte sich nun förmlich in den Mönch. »Es geht um einen schwarzen Rucksack. Ein Humo hat ihn geklaut, ein Söldner namens Cortes, und ich glaube, dass er sich hier im Kloster aufhält. Habe ich Recht?«
    Bruder Lapsus zögerte einige Sekunden, doch dann nickte er. Auf gewisse Fragen war er verpflichtet zu antworten.
    »Ich möchte mit ihm reden.« Der Clanführer warf den Oberkörper nach vorn und wurde laut: »Bring ihn her! Und zwar auf der Stelle!!«

    »Ich fürchte, du bist auf dem falschen Dampfer und vergreifst dich überdies im Ton, Säbel«, entgegnete der Mönch souverän. »Du weißt doch ganz genau, dass Cortes unter unserem Schutz steht. Du wirst ihn nur dann zu Gesicht bekommen, wenn er das auch selbst wünscht. Andernfalls …«
    »Ja, ich weiß«, unterbrach ihn der Fötido genervt. »Anderfalls macht ihr Polpa Nawese aus uns.«
    »Ich wusste gar nicht, dass du dich für kulinarische Spezialitäten interessierst«, kommentierte Bruder Lapsus amüsiert. »Ich wollte auf etwas anderes hinaus.« Der Mönch deutete auf den Fernseher, wo gerade eine Nahaufnahme des zerstörten Tors der Burg gezeigt wurde. »Wir leben hier schließlich nicht in der Tundra und wissen genau Bescheid, was in der Stadt los ist. Es kostet mich nur einen Anruf, dann rückt de Geer mit seinen Gardisten hier an, und die machen dann nicht Polpa Nawese aus euch, sondern Crêpe a la Tschud.«
    Dies war eine unumstößliche Tatsache. Säbel sah ein, dass er mit Lautstärke nichts erreichen würde, und bemühte sich, diplomatischer vorzugehen.
    »Bruder Lapsus, die Tschuden haben aber keine Ansprüche an dem Rucksack angemeldet, sondern ich. Und es gibt Zeugen dafür, dass er mir gestohlen wurde. Deshalb bist du verpflichtet, ihn mir zu zeigen, damit ich ihn identifizieren kann.«
    Der Fötido-Boss argumentierte durchaus geschickt. Gemäß einem Abkommen zwischen den Herrscherhäusern konnte das Kloster seine Patienten so lange schützen, bis sie wieder gesund waren, egal was sie ausgefressen
hatten. War ein Patient jedoch im Besitz persönlicher Dinge, die er sich auf unrechtmäßige Weise angeeignet hatte, so mussten die Mönche diese auf Verlangen herausgeben. Das Wort des Clanführers war in diesem Fall völlig ausreichend.
    »Den Rucksack habe ich gesehen«, räumte Bruder Lapsus ein. »Aber er ist nicht im Kloster. So dumm ist Cortes nicht.«
    »Ist das deine aufrichtige Antwort?«, fragte Säbel nach kurzem Zögern.
    »Ja. Du kannst dich darauf verlassen. Das Kloster ist strikt neutral.«
    »Verdammter Mist!«
    Die Fötidos sprangen auf und verließen grußlos das Zimmer. Die erloschene Laterne schaukelte nicht mehr. Sie hing reglos über dem Tor und wartete auf die nächste Nacht. Säbel bereute es bitter, dass er seinen Whiskey

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