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Die verborgene Stadt - Die Prophezeiung

Die verborgene Stadt - Die Prophezeiung

Titel: Die verborgene Stadt - Die Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V Panov
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präziser Zeugenaussagen zeichnete sich ein relativ klares Bild von den Geschehnissen am Lenin-Prospekt ab. Eine Gazelle, die von einem Hummer eskortiert oder verfolgt wurde, war von der Krawtschenko-Straße in den Prospekt eingebogen und mit hoher Geschwindigkeit in Richtung Autobahnring gefahren. In Höhe der Udalzowa-Straße wurde sie von einem Yukon gerammt, woraufhin es zwischen den Insassen der drei Fahrzeuge zu einer Schießerei kam.
    Weitere Informationen hatten die Streifen der Verkehrspolizei geliefert, die etwa fünf Minuten nach dem Ende der bewaffneten Auseinandersetzung an der Kreuzung eintrafen. Verhaftungen gab es keine, die Gangster flüchteten und ließen elf Leichen auf dem Schlachtfeld zurück. Die Verkehrspolizisten sperrten den Prospekt ab und riefen Verstärkung. Ein solches Blutbad auf offener Straße hatte es in Moskau schon lange nicht mehr gegeben.
    Als er am Tatort eintraf, inspizierte Kornilow zunächst
die Toten, die in einen grauen Lieferwagen geschafft wurden. Sie waren alle von kleinem Wuchs, üppig tätowiert und mit schwarzen Lederhosen, ärmellosen Westen und roten Kopftüchern bekleidet. Außerdem fielen dem Major ihre platten Nasen und ihre kleinen schwarzen Knopfaugen auf. Das einzige Opfer, das nicht ins Bild passte, war der Fahrer des Hummer, ein dunkelblonder Hüne mit slawischen Gesichtszügen.
    Die zerstörten Jeeps, die herumliegenden Pump Guns, die vielen Toten und auch die Tatsache, dass man keine Verwundeten vorfand, waren für Kornilow nichts Neues und beschäftigten ihn nicht weiter. Der umgekippte Kleintransporter vom Typ Gazelle erregte dagegen seine Aufmerksamkeit. Er verfügte über eine gepanzerte Karosserie, kugelsichere Scheiben, modernste Elektronik und einen modifizierten Motor. Wie man dem Major unverzüglich mitteilte, war das für den Großstadteinsatz ausgerüstete Hightechgefährt vor weniger als zwei Wochen von einem Truppenübungsplatz in Kubinka gestohlen worden. Beamte des FSB, die ihr Glück kaum fassen konnten, waren bereits auf dem Weg zum Lenin-Prospekt. Nachdem er sich ein Bild von der Lage gemacht hatte, setzte sich Kornilow auf die Bordsteinkante, zündete sich eine Zigarette an und dachte nach.
    Der von einer Luftabwehrrakete abgeschossene Hubschrauber und der hochgerüstete Militärtransporter passten wie die Faust aufs Auge zu den abenteuerlichen Zeugenaussagen, die er am Wernadski-Prospekt zu hören bekommen hatte. Demnach war der Hauptsitz der
Tschud Inc. von einem modern ausgerüsteten Kampfverband nach allen Regeln der Kriegskunst gestürmt worden.
    Dies passte nun wiederum überhaupt nicht mit dem zusammen, was er auf dem Gelände der Tschud Inc. gesehen hatte. Auf der einen Seite standen die Zeugenaussagen und die zurückgelassene Militärtechnik, auf der anderen Kornilows höchstpersönlicher Augenschein und die Behauptungen des Chefs der Gebäudewache mit dem seltsamen Familiennamen, der alles abstritt, jedoch offensichtlich verwundet war.
    Zum ersten Mal in seiner langjährigen Berufspraxis gelang es Andrej nicht auf Anhieb, die vorhandenen Informationen zu einem schlüssigen Gesamtbild zusammenzufügen. Das Erstaunlichste daran war, dass die gesammelten Aussagen, Spuren und Daten nicht nur nicht zusammenpassten, sondern sich gegenseitig ausschlossen. In einem jedoch war sich Kornilow zu hundert Prozent sicher: Seine übliche Gangsterklientel hatte mit diesem Fall nichts zu tun.
    Wenn nichts zusammenpasst, fangen wir eben nochmal ganz von vorne an, murmelte Andrej und zündete sich eine neue Zigarette an.
    Die entscheidende Frage ist: Hat nun ein Überfall stattgefunden oder nicht? Wenn nein, wie kommen dann der Hubschrauber und die Gazelle an den Tatort? Ein Zufall? Aber die Zeugenaussagen? Und der verwundete Chef der Gebäudewache? Gut. Wenn es also doch einen Überfall gab, warum sind dann keinerlei Spuren davon festzustellen?

    Kornilow kratzte sich am Kopf.
    Nehmen wir einmal an, es hat ein Überfall stattgefunden und die Angreifer haben den Innenhof der Tschud Inc. so schnell überrannt, dass sie dort keinerlei Spuren hinterlassen haben. Das ist natürlich absurd, aber nehmen wir es einmal an. Dann wäre klar, wozu der Hubschrauber und die Gazelle gebraucht wurden. Doch welchem Zweck diente der Überfall selbst? Sollte das Gebäude erobert werden? Wir sind doch nicht im Krieg … Oder die Angreifer hatten es auf etwas abgesehen, was sich in den oberen Etagen befand! Dann hätten sie dafür den Hubschrauber gebraucht und alles

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