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Die verborgene Stadt - Die Prophezeiung

Die verborgene Stadt - Die Prophezeiung

Titel: Die verborgene Stadt - Die Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V Panov
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den er dabei machte, wirkte stumpfsinnig, wenn nicht gar ein wenig debil. Er dachte wohl sehr angestrengt über etwas nach. Dann schien es ihm wieder einzufallen, und er hob den Blick wieder zu Artjom.
    »War das Behältnis unbeschädigt?«
    »Ja.«
    »Gut.«
    Ortega drehte sich um und verließ grußlos das Gebäude.
     
    »Wir haben das Amulett«, verkündete Tamir, obwohl Santiago auch selbst alles sehen konnte. »Bis jetzt hat niemand interveniert.«
    »Die Rothauben werden auf der Straße angreifen«, verlautbarte Domingo, der nach wie vor in die Flamme starrte.
    »Die Wahrscheinlichkeit für dieses Ereignis liegt bei sechsundneunzig Prozent«, bestätigte Tamir.
    »Und Artjom wird ebenfalls nach draußen gehen?«, fragte Santiago.
    »Gewiss.«

    »Und nach dem Angriff wird das Amulett wieder zu ihm zurückgelangen?«
    »Mit einer Wahrscheinlichkeit von siebzig Prozent.«
    »Nicht schlecht.«
    »Moment mal«, stutzte Tamir. »Es gibt da ein Problem. «
    »Was ist los?« Der Kommissar fuhr herum und sah seinen Analytiker besorgt an.
    »Die Wahrscheinlichkeit, dass Artjom bei der Aktion getötet wird, liegt aktuell bei dreiundfünfzig Prozent und steigt weiter.«
     
    Die Übergabe war schnell und völlig unspektakulär über die Bühne gegangen. Ein makellos gekleideter junger Mann hatte abgeholt, was für ihn bestimmt war, und sich dann auf Nimmerwiedersehen entfernt. Damit war das Abenteuer zu Ende.
    Natürlich empfand Artjom eine enorme Erleichterung, doch gleichzeitig auch eine gewisse Enttäuschung. Die ganze Anspannung und der Nervenkitzel des Unvorhersehbaren waren mit einem Mal vorbei, und das Leben nahm wieder seinen gewohnten, auf Jahre hinaus vorherbestimmten Gang. Die Zukunft versprach keinerlei Überraschungen: malochen von Montag bis Freitag, am Samstag Fußball und Urlaub im Juli. Noch vor wenigen Minuten hatte Artjom dem Besuch des Fremden mit Bangen entgegengesehen und jetzt tat es ihm leid, dass alles so schnell und geräuschlos vorübergegangen war. Aus diesem Abenteuer hätte so viel mehr werden können! Was hatte er schon geleistet? Einen Verwundeten
ins Kloster chauffiert und einen Rucksack übergeben. Für eine Heldengeschichte reichte das hinten und vorne nicht.
     
    »Die Wahrscheinlichkeit, dass Artjom getötet wird, liegt jetzt bei achtundsechzig Prozent!«
    »Domingo, was geht hier eigentlich vor?«, murrte Santiago.
    »Artjom hat in seiner Wachsamkeit nachgelassen«, erläuterte der Analytiker. »Sobald die Schießerei losgeht, wird Artjom Ortega kopflos zu Hilfe eilen, und es kann leicht passieren, dass Pulle ihn dann tötet.«
    »Die Wahrscheinlichkeit für Artjoms Tod liegt jetzt bei fünfundsiebzig Prozent!«
     
    »Worüber sinnierst du denn nach?« Schurotschka war Artjom buchstäblich auf den Leib gerückt, und der herbe Duft ihres Parfüms stieg in seine Nase. »Über Frankreich? «
    »Darüber, mit wem ich dort hinfahren soll.«
    »Fällt dir da niemand ein?«
    »Schurotschka«, nölte Puschkin, »was willst du denn von dem unromantischen Knochen? Wir wollten doch rauchen gehen!«
    Vor wenigen Monaten hatte der Direktor von GW offenbar eine Überdosis fremdländischen Zeitgeists geatmet und sich dem Kampf gegen das Rauchen verschrieben. Wer sich während der Arbeitszeit mit einer Zigarette im Mund erwischen ließ, bekam beim ersten Mal ein halbes Monatsgehalt abgezogen und wurde beim zweiten
Mal kurzerhand auf die Straße gesetzt, ungeachtet seiner Position in der Firma. Sicherlich hatte sich die Unternehmensleitung von dieser Maßnahme eine Erhöhung der Arbeitsleistung und damit zusätzliche Gewinne versprochen. Der Gedanke, ein Bürogebäude im smoggeplagten Moskau in einen Hort der Gesundheit zu verwandeln, dürfte eher eine sekundäre Rolle gespielt haben. Die Ergebnisse des nikotinfeindlichen Verdikts entsprachen indes keineswegs den Erwartungen. Da die Raucher im Haus überhaupt nicht daran dachten, ihrem verderblichen Laster zu entsagen, mutierten die fünfminütigen Rauchpausen zu zwanzigminütigen Ausflügen in die nähere Umgebung. Die Orte, an denen man dem Tabakgenuss frönte, wurden dabei sorgfältig ausgewählt und bisweilen sogar mit Wachposten gesichert. Im Notfall behalf man sich mit Ablenkungsmanövern wie dem Erwerb überflüssiger Getränke im nächstgelegenen Laden. In der übrigen Zeit bekämpfte die nikotinabhängige Belegschaft ihre Entzugserscheinungen mit den Produkten von Wrigley’s, Stimorol und Co.
    »Kommst du mit?«, säuselte die junge Frau

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