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Die verborgene Wirklichkeit

Die verborgene Wirklichkeit

Titel: Die verborgene Wirklichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Greene
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anthropische Überlegungen.
    Vorhersagen im Multiversum III: anthropische Überlegungen
    Viele Universen in einem Multiversum müssen unbelebt bleiben. Den Grund haben wir bereits erfahren: Wenn die Grundparameter der Natur von denjenigen Werten abweichen, die wir aus unserem Kosmos kennen, sind die Voraussetzungen für die Entstehung von Leben in den meisten Fällen nicht mehr gegeben. 6 Schon der bloße Umstand unserer Existenz zeigt schlüssig, dass wir uns nicht in einer solchen unbelebten Region befinden können, und deshalb brauchen wir auch nicht weiter zu erklären, warum wir ihre jeweiligen Merkmalskombinationen nicht sehen. Wenn eine bestimmte Multiversums-Theorie für ein einziges Leben spendendes Universum spräche, hätten wir Glück. Die
Eigenschaften dieses ganz besonderen Universums könnten wir mathematisch ermitteln, und wenn sie sich von denen unterscheiden, die wir in unserem eigenen Universum messen, könnten wir die fragliche Theorie ausschließen. Stimmen sie dagegen mit unseren überein, hätten wir unsere anthropische Multiversums-Argumentation auf eindrucksvolle Weise bestätigt – und wir hätten allen Grund, unser Bild von der Realität gewaltig zu erweitern.
    Für den plausibleren Fall, dass es nicht nur ein einziges lebenserhaltendes Universum gibt, haben mehrere Theoretiker (darunter Steven Weinberg, Andrei Linde, Alexander Vilenkin, George Efstatiou und viele andere) sich für ein verbessertes statistisches Verfahren ausgesprochen. Statt die relative Häufigkeit verschiedenartiger Universen im Multiversum auszurechnen, schlagen sie vor, die Zahl der Bewohner – Physiker sprechen stattdessen lieber von »Beobachtern«  – zu ermitteln, die sich in den verschiedenartigen Universen befinden. In manchen Universen wären die Bedingungen vielleicht nur gerade eben mit dem Leben zu vereinbaren, und es gäbe nur wenige Beobachter ähnlich dem einsamen Kaktus in einer unwirtlichen Wüste. In anderen Universen mit günstigeren Bedingungen könnte es von Beobachtern nur so wimmeln. Die Idee, die dahinter steht: Genau wie wir anhand der Hundesteuerdaten vorhersagen können, welche Hunderassen uns wahrscheinlich begegnen werden, so können wir anhand der Daten aus der Beobachter-Zählung ableiten, mit welchen Bedingungen ein typischer Bewohner – nach diesem Gedankengang also auch Sie und ich – irgendwo im Multiversum rechnen sollte.
    Ein konkretes Beispiel erarbeitete Weinberg 1997 zusammen mit seinen Kollegen Hugo Martel und Paul Shapiro. Sie berechneten für ein Multiversum, in dem sich die kosmologische Konstante von einem Universum zum nächsten unterscheidet, die jeweilige Häufigkeit von Leben. Möglich wurde diese schwierige Aufgabe durch Hinzuziehung des Weinberg-Stellvertreters (Kapitel 6): Statt des Lebens selbst betrachteten sie die Entstehung von Galaxien. Mehr Galaxien enthalten auch mehr Planetensysteme, und damit, so die Annahme, wird auch Leben  – insbesondere intelligentes Leben – wahrscheinlicher. Nun hatte Weinberg bereits 1987 herausgefunden, dass schon eine vergleichbar kleine kosmologische Konstante so viel abstoßende Gravitation erzeugt, dass die Entstehung von Galaxien unmöglich wird; man braucht also nur jene Bereiche des Multiversums zu berücksichtigen, in denen die kosmologische Konstante klein genug ist. Eine negative kosmologische Konstante führt zu einem Universum, das bereits wieder kollabiert, bevor überhaupt Galaxien entstehen konnten; auch diese Bereiche des Multiversums kann man also aus der Analyse ausschließen. Die anthropischen Überlegungen konzentrieren sich demnach auf diejenigen Regionen des
Multiversums, in denen die kosmologische Konstante in einem schmalen Bereich liegt; wie in Kapitel 6 erläutert wurde, zeigen die Berechnungen, dass ein Universum nur dann Galaxien enthalten kann, wenn seine kosmologische Konstante unter dem 200-Fachen der kritischen Dichte liegt (einer Masse, die ungefähr 10 – 27 Gramm je Kubikzentimeter entspricht oder 10 – 121 Planck-Einheiten). 7
    Für Universen, deren kosmologische Konstante in diesem Bereich liegt, stellten Weinberg, Martel und Shapiro eine weitergehende Berechnung an: Sie untersuchten, welcher Anteil der Materie sich in jedem derartigen Universum während der kosmologischen Evolution zusammenballen würde – ein entscheidender Schritt auf dem Weg zur Entstehung von Galaxien. Ihr Ergebnis: Wenn die kosmologische Konstante sich nahe an der Obergrenze des zulässigen Bereiches

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