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Die verborgene Wirklichkeit

Die verborgene Wirklichkeit

Titel: Die verborgene Wirklichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Greene
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Schwierigkeit, ein reales Universum zu schaffen, im Verhältnis zu der Schwierigkeit, ein simuliertes Universum zu schaffen. Wenn wir, wie bereits erörtert, ein reales Universum erschaffen wollen, stehen wir vor gewaltigen Hürden. Und wenn es uns gelänge, würde das entstehende Universum sich unseren Beobachtungsmöglichkeiten entziehen, was die Frage aufwirft, warum wir es dann überhaupt erschaffen haben.
    Die Erzeugung eines simulierten Universums ist ein ganz anderes Projekt. Der Weg zu immer leistungsfähigeren Computern, auf denen immer komplexere Programme laufen, lässt sich nicht aufhalten. Schon vor dem Hintergrund der heutigen, rudimentären Technologie geht von der Schaffung simulierter Umgebungen eine große Faszination aus; und wenn sich unsere Fähigkeiten erweitern, kann man sich kaum etwas anderes vorstellen als ein noch stärkeres Interesse. Die Frage ist nicht, ob unsere Nachkommen simulierte Computerwelten erschaffen werden; das tun wir bereits. Wir wissen nur nicht, wie realistisch die künstlichen Welten irgendwann sein werden. Sollte der Schaffung eines künstlichen Bewusstseins ein prinzipielles Hindernis entgegenstehen, sind alle nachfolgenden Vermutungen gegenstandslos. Bostrom unterstellte jedoch, dass realistische Situationen sich als möglich erweisen, und machte eine einfache Beobachtung.
    Danach werden unsere Nachkommen eine ungeheure Zahl simulierter Universen erschaffen, die mit noch viel mehr bewussten, mit Selbstwahrnehmung ausgestatteten Bewohnern bevölkert sind. Wenn jemand abends nach Hause kommen und zur Entspannung die Bau-ein-Universum-Software aufrufen kann,
liegt es auf der Hand, dass er es nicht nur tun wird, sondern dass er es oft tun wird. Denken wir einmal darüber nach, was dieses Szenario bedeutet. Eines Tages in der Zukunft könnte sich bei einer kosmischen Volkszählung aller bewussten Wesen zweifelsfrei herausstellen, dass die Zahl der Menschen aus Fleisch und Blut im Vergleich zu denen aus Chips und Bytes oder ihren zukünftigen Entsprechungen vernachlässigbar klein ist. Und, so Bostroms Überlegung, wenn die Zahl der simulierten Menschen im Vergleich zu jener der echten Menschen riesengroß ist, ist es schon aus rein statistischen Gründen wahrscheinlich, dass wir uns nicht in einem realen Universum befinden. Die Wahrscheinlichkeit würde im Gegenteil überwältigend stark für die Schlussfolgerung sprechen, dass Sie und ich und jeder andere in einer Simulation leben, vielleicht in einer, die von Historikern der Zukunft geschaffen wurde, weil sie von der Frage, wie das Leben damals im 21. Jahrhundert auf der Erde ausgesehen hat, fasziniert sind.
    Nun könnte man einwenden, dass wir damit geradewegs in den Treibsand des Skeptizismus geraten sind, den wir eigentlich vermeiden wollten. Wenn wir zu dem Schluss gelangen, dass wir mit großer Wahrscheinlichkeit in einer Computersimulation leben, wie können wir dann noch auf irgendetwas vertrauen, einschließlich der Überlegung, die zu der Schlussfolgerung geführt hat? Nun, unser Vertrauen in eine Menge Dinge dürfte zurückgehen. Wird die Sonne morgen aufgehen? Vielleicht, solange derjenige, der die Simulation laufen lässt, nicht den Stecker zieht. Sind alle unsere Erinnerungen vertrauenswürdig? Es scheint so, aber wer immer an der Tastatur sitzt, hat vielleicht eine Neigung dazu, sie von Zeit zu Zeit leicht zu verändern.
    Dennoch, so Bostrom, zerstört die Schlussfolgerung, dass wir in einer Simulation leben, unser Verständnis für die wahre, zugrunde liegende Wirklichkeit nicht völlig. Selbst wenn wir annehmen, dass wir uns in einer Simulation befinden, können wir ein Merkmal erkennen, das die eigentliche Wirklichkeit eindeutig besitzt: Sie erlaubt realistische Computersimulationen. Immerhin befinden wir uns nach unserer eigenen Überzeugung in einer solchen. Die hemmungslose Skepsis, die durch den Verdacht entstanden ist, dass wir simulierte Wesen sind, steht im Einklang mit diesem Wissen und untergräbt es deshalb nicht. Es war zwar nützlich, anfangs den Anker zu werfen und alles, was real erscheint, auch für real zu erklären, aber nötig war es nicht. Mit Logik allein kann man nicht zu der sicheren Erkenntnis gelangen, dass wir uns nicht in einer Computersimulation befinden.
    Der Schlussfolgerung, dass wir wahrscheinlich in einer Simulation leben, können wir nur dadurch aus dem Weg gehen, dass wir uns innere Schwächen des Gedankenganges zunutze machen. Vielleicht lässt sich Bewusstsein

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