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Die verborgenen Bande des Herzens

Die verborgenen Bande des Herzens

Titel: Die verborgenen Bande des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Deveney
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Korridor des Polizeireviers Alex’ Stimme aus dem Vernehmungszimmer dringen höre. Ich spähe rasch nach rechts und links und bleibe dann für einen Augenblick vor der Tür stehen und lausche. Ich höre die Stimme des Kollegen Kennedy von der Kriminalpolizei, der Alex gerade höflich, aber bedrohlich in die Mangel nimmt.
    »Erzählen Sie mir doch noch einmal, wann Sie zum ersten Mal gemerkt haben, dass Carol Ann nicht mehr da war.«
    »Aber das habe ich Ihnen schon dreimal erzählt«, erwidert Alex.
    »Erzählen Sie es mir ein viertes Mal.«
    »Ich war im Büro, habe Überstunden gemacht. Steve, mein Sohn, rief mich an.« Alex hört sich an wie ein Roboter.
    »Er sagte, seine Mum ist nicht zu Hause und ob ich wüsste, wo sie steckt. Ich sagte, ich weiß es nicht, aber vermutlich ist sie noch im Krankenhaus. Ich habe nicht weiter darüber nachgedacht. Ich verließ das Büro gegen sieben Uhr, und als ich zu Hause ankam, war sie immer noch nicht da.«
    »Und wann haben Sie sie zum letzten Mal gesehen?«
    »Am Nachmittag, gegen vier. Im Krankenhaus.«
    »Hatten Sie Streit?«
    »Nein.«
    »Mr Matthews, haben Sie Carol Ann etwas angetan?«
    »Nein.«
    Alex ist kurz davor, in Wut auszubrechen. Ich höre es an seiner Stimme.
    »Haben Sie Ihre Frau je geschlagen?«
    Schweigen.
    »Nein.«
    Das Nein kommt zähneknirschend.
    »Dann hat sie also einfach ihre Sachen gepackt und ist gegangen?«
    »Sie hat keine Sachen gepackt. Das habe ich Ihnen bereits gesagt. Sie hat nichts mitgenommen.«
    »Keine Kleidung?«
    »Nicht dass ich wüsste.«
    »Keinen Schmuck, kein Make-up, keine Handtasche?«
    »Nichts.«
    »Damit kann sie nicht weit gekommen sein, was meinen Sie, Mr Matthews?«
    Ich höre sich nähernde Schritte und gehe rasch ein paar Türen weiter bis zur Toilette. Dort bleibe ich hinter der Tür stehen, warte, bis die Schritte verklungen sind, dann spähe ich um die Ecke in den Korridor. Niemand zu sehen. Leise gehe ich zurück zum Vernehmungszimmer.
    » … Sie angerufen?«, höre ich Kennedys Stimme fragen.
    »Nein.«
    »Hat sie je…«, setzt Kennedy an, aber Alex unterbricht ihn.
    »Außerdem hat sie ja ihr Handy dagelassen.«
    Kennedy hält inne. »Sie hat ihr Handy dagelassen, zu Hause?«
    Mist. Ich halte den Atem an.
    »Und warum haben Sie uns das nicht schon früher mitgeteilt, Mr Matthews?«
    »Was? Natürlich habe ich es Ihnen mitgeteilt. Sie haben das Handy doch in Verwahrung genommen.«
    »Wer hat es an sich genommen?«
    »Karen.« Alex klingt verwirrt.
    »Karen McAlpine?«
    »Ja.«
    Ich gehe mit eiligen Schritten von der Tür zurück in die Toilette, lasse kaltes Wasser ins Becken laufen und spritze es mir ins Gesicht. Mein Gesicht in dem Spiegel sieht grau aus, die Augen sind rot. Ich senke den Kopf, schaue hinunter auf den Wasserstrahl, den ich so stark aufgedreht habe, dass das Wasser auf meine Jacke spritzt. Das Handy … Hammond … Doug … das Geld – alles wird nun ans Licht kommen.

46. Kapitel
    Carol Ann
    A nfang Dezember fällt der erste Schnee. Wenn ich durch das Fenster auf den Friedhof blicke, auf den großen Baum, den die Schneelast niederdrückt, sehe ich, dass ein langer Ast wie ein müder Arm bis zu den Grabsteinen hinunterhängt. Sean schleppt aus dem Speicher verstaubte Kartons mit Weihnachtsschmuck heran, und wir dekorieren die Bar und den Gastraum, winden schlaffe rote Glitzerketten um den Spiegel und hängen Girlanden mit silbernen Glaskugeln entlang des Wandregals mit den Schnapsflaschen auf. Sean summt während der Arbeit leise vor sich hin.
    »Na also«, sagt er fröhlich. »Sieht das nicht klasse aus, Cara?«
    Die Glitzerkette ruft eine seltsame Empfindung in mir wach, einen plötzlichen Anflug von trauriger Freude. Wie der Augenblick, wenn man Kartons mit altem Weihnachtsschmuck öffnet und plötzlich die Festtage seiner Kindheit vor Augen sieht, jedoch das Gefühl hat, zuerst den Weihnachten nachtrauern zu müssen, die nun unwiderruflich vorbei sind, ehe man die Vorfreude zulassen darf auf jenes, das nun bevorsteht.
    Sean dient der Dezember als Rechtfertigung fürs Trinken. Molly kommt nun fast jeden Abend ins Pub. Mit verkniffenem Mund beobachtet sie ihren Gemahl, bedenkt ihn mit warnenden Blicken. Eines Abends bekomme ich mit, wie Sean sein Glas unter den Whiskyspender hält und ihr dann mit dem vollen Glas zuprostet. Die Geste hat etwas Hässliches an sich. Ich muss an Alex und mich denken, wie wir zueinander sind. Wie wir zueinander waren. Vielleicht verhält es sich mit der Liebe

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